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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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konnte er nicht; er konnte es einfach nicht. Aber dann kam das Lied zu seinem triumphierenden, wundervollen Ende. Eine Stimme erhob sich über alle anderen, herzzerreißend rein, wie ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht.
    So singen zu können …
    »Verstehst du, was ich brauche?« fragte Haoro.
    Hodai nickte.
    »Und wirst du es tun?«
    Einen langen Augenblick, währenddessen ihm sein Herzschlag bis in die Ohren dröhnte, kämpften die Gefühle in ihm. Dann nickte Hodai. Ein einziges Mal.
    »Gut«, sagte Haoro und erhob sich. »Gut.«
    Er hatte keine Tränen mehr in den Augen. Nur noch den Sieg.

10. KAPITEL
     
     
    Ein paar Tage nach seiner Rückkehr aus dem Eisentempel, als er aus einer Besprechung mit anderen Adligen kam, zog Jhanun die Vorhänge seiner Sänfte bei einem ungewohnten Geräusch im Hof seines Herrenhauses zurück. Der Hof schien voller Leute zu sein.
    »Bleibt stehen!« rief er den Trägern zu.
    Sie blieben stehen, und er zog den Vorhang weiter zurück. Beim näheren Hinsehen bemerkte er, daß es nicht so viele Menschen waren, wie er gedacht hatte; nur ein paar ältere Männer mit Schwertern oder Speeren und zwei Frauen, eine von ihnen verschleiert. Und ein alter Reisewagen, der ein Leben oder zwei zuvor bessere Tage gesehen hatte, verschwand gerade um die Ecke; einer seiner Stallknechte führte geduldig den Ochsen, der ihn zog. Ein junger Mann – zweifellos der Fuhrmann – trabte hinterher.
    Der Gruppe war eins gemeinsam: Ihre Haltung und alles, was sie besaßen und trugen, zeugte von stolzer Armseligkeit. Die Gewänder waren sauber, aber geflickt, die Farben verblaßt, die Stickereien abgewetzt. Das Leder der Schwertscheiden war abgetragen, an einigen Stellen bis auf das darunterliegende Holz. Die Wachen sahen, wie er hinschaute, und verbeugten sich. Ebenso die Frauen.
    Ah – das war seine Nichte Nama. Jhanun gab den Trägern ein Zeichen, die Sänfte abzusetzen. Er stieg aus und wartete.
    Der kleine Kreis von Wachen öffnete sich, und die Frauen kamen auf ihn zu. Die Verschleierte ging voran; die andere, eine Frau mittleren Alters, folgte. Ihr Gesicht war unverschleiert; sie war nur eine Dienerin.
    Nama verbeugte sich tief vor ihm. »Ich bin hier, wie Ihr befohlen habt, Onkel«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte.
    Jhanun streckte die Hand aus und zog ihr den Schleier vom Gesicht. Die Zofe schnappte nach Luft; ihre Hand zuckte vorwärts, als wolle sie ihn aufhalten. Sie wich erst zurück, als er ihr einen wütenden Blick zuwarf. Aber ihre Augen blitzten immer noch zornig über diese Beleidigung.
    Die Zofe, dachte Jhanun, mußte gehen. Sie versuchte Nama zu sehr zu beschützen. Selbst jetzt zuckten ihre Finger, als sehnten sie sich danach, ihre Herrin wieder vor neugierigen und unverschämten Blicken zu verhüllen. Gut, daß er für einen solchen Fall vorgesorgt hatte.
    Aber es war die Reaktion seiner Nichte, um die es Jhanun ging. Ließ sich das Mädchen seine Verärgerung über eine so grobe Beleidigung anmerken? Lag ein Funke von Widerspenstigkeit in den dunklen Augen?
    Nichts. Er fand sich nur Furcht und Verwirrung gegenüber. Sie wand sich ein wenig, als erwartete sie einen Schlag. Das war gut, wirklich gut. Nama war immer noch die verängstigte kleine Maus, an die er sich erinnerte. Er konnte seine Pläne fortführen; sie würde nie ein Wort darüber sagen, was man ihr angetan hatte.
    »Willkommen, Nichte«, sagte er freundlich. »Komm, ich zeige dir selbst dein neues Zuhause.«
    Er drehte sich um und ging rasch davon. Einen Augenblick später hörte er, wie sie ihm folgte.
    »Du gehst mir aus dem Weg, Hodai.«
    Die Stimme kam von hinten, wie ein Angreifer im Dunkeln. Hodai schnappte nach Luft und zuckte zusammen. Er fuhr herum, sein Herz schlug heftig; eine Hand zuckte zur Kehle. Unter seinen zitternden Fingern war das Gold seines Sklavenkragens fest – und so hart wie der Blick des Mannes, der ihm gegenüberstand.
    Haoro trat aus einer Mauer von Schatten. Oder hatte der Mann sich mit einem Mantel aus Dunkelheit umhüllt? Denn die Schatten fielen von ihm ab und huschten davon wie Insekten. Der Tunnel für die Diener war wieder von dem warmen, gelblichen Licht der Öllampen erfüllt, die in Nischen an den Wänden hingen. Es war kein sonderlich helles Licht, aber es gab auch keine Pfützen der Finsternis wie jene, aus der Haoro aufgetaucht war.
    Hodai spähte verzweifelt den schmalen Gang entlang. Er hatte geglaubt, hier in Sicherheit zu sein, er war davon ausgegangen, daß Haoro

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