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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Träumen gehört hatte. Er zitterte vor so viel Schönheit.
    Die Stimme brach ab, und ihr Schweigen war Schmerz. Plötzlich erklang sie abermals; diesmal waren Worte darin. »Es ist Zeit«, sang Hodai. »Laß den Phönix frei.«
    Niemals war es so gewesen. Ja, sich mit Yesuin zu vereinen war immer eine Freude gewesen, aber das! Es war Macht hier, das fühlte sie. Sie spürte, wie diese Macht in ihr aufstieg, spürte sie in den Stößen des Mannes, der sie nahm.
    Diese Macht erhob sich, und es gab nichts, was sie tun konnte, sie aufzuhalten. Und sie wollte es auch nicht.
    Shei-Luin gab sich hin, wie sie es noch nie zuvor getan hatte.
    Eine Vision wurde in seinem Geist zu Flammen. Niemals zuvor war es so gewesen; das war der reinste Schmerz, wie Drachenfeuer in seinem Kopf.
    *Zurück!* schrie Morien. *Zurück, oder es ist unser Tod! Sie wissen es!*
    Aber es war schon zu spät. Viel zu spät. Denn die Luft oberhalb der Drachen bewegte sich, und Farben der Dämmerung verschmolzen. Wie ein Geist erschien die schimmernde Gestalt eines riesigen Vogels, wie ihn Morien noch nie gesehen hatte.
    Der Phönix von Jehanglan.
    Seine Schwingen umspannten den Himmel; zornig glitzerten die Smaragdaugen. Er war von unbeschreiblicher Schönheit und gleichzeitig unvorstellbar erschreckend. Dann fiel er mit einem Wutschrei über sie her, und seine Flügel und sein Schweif schienen zu glühen.
    Wie üblich ging Jenna schon vor dem Frühstück zur Bibliothek, um die Vorhänge zurückzuziehen. Zu ihrer Verblüffung saß eine einzelne Gestalt an einem der Tische und beugte sich über ein Buch. Es war tatsächlich selten, daß jemand so früh hierher kam.
    Und noch erstaunlicher war es, um wen es sich handelte.
    »Guten Morgen, Jenna«, sagte Lleld und blickte von ihrem Buch auf.
    Jenna sah den geröteten Augen des kleinen Drachenlords und ihren hängenden Schultern an, daß Lleld sich offenbar den größten Teil der Nacht hier befunden hatte. Sie erkannte auch das Buch, das Llelds Interesse erweckt hatte: das Tagebuch der reisenden Gräfin Ardelis.
    Bevor Jenna noch antworten konnte, klappte Lleld das Buch zu und trug es an seinen Platz zurück.
    »Hast du die Antwort gefunden?« fragte Jenna, und sie wunderte sich gleichzeitig, was wohl die Frage gewesen sein mochte.
    »Ja«, erwiderte Lleld. »Das habe ich.«
    Nie hatte Morien solchen Schmerz gekannt. Und er war vom Angriff des seltsamen Vogels kaum berührt worden. Andere hatten nicht soviel Glück gehabt.
    Denn das Feuer, das von den Schwingen des Phönix tropfte, klebte und brannte sich durch Schuppen und Haut und die Muskeln darunter und drang dann durch die Knochen wie die Erntefeuer, die die Echtmenschen benutzten, um das Stroh von den Feldern zu brennen, wenn sie das Korn geerntet hatten. Wie dieses Stroh verbrannten die Knochen zu Asche.
    Viele – zu viele – Drachen starben schon beim ersten Angriff, fielen wie Sternschnuppen vom Himmel und beendeten ihr Leben in einem Schauer von Asche auf den kalten, festen Boden. Der Rest flog verwirrt in alle Richtungen davon.
    Alle bis auf Aumalaean. Rote Flammen spuckend, flog er direkt auf den Phönix zu. Einen Augenblick lang glaubte Morien, der junge Drache könnte Erfolg haben; Aumalaean senkte die Krallen in die Brust des Phönix …
    Und drang hindurch. Wie auch der Rest Aumalaeans, der seinen Flug nicht mehr bremsen konnte. Mit einem Schmerzensschrei von einer Art, die Morien betete nie wieder hören zu müssen, ging Aumalaean in Flammen auf. Er stürzte, wirbelte durch die kühle Morgenluft, brennend wie eine öldurchtränkte Fackel. Dann endete sein Schreien gnädig. Augenblicke später zerschmetterte er.
    Ein letztes Stoßen, und es war vorüber.
    Yesuin brach auf ihr zusammen, schwer atmend, sein Körper heiß und verschwitzt auf ihrem. Shei-Luin keuchte. Sie tastete wie blind mit den Händen über den Rücken ihres Geliebten.
    Dann rollte sich Yesuin von ihr herunter und fiel schwerfällig in die Kissen. Er hatte die Augen immer noch geschlossen und rang nach Atem.
    Sie drehte den Kopf auf dem Kissen, um ihn anzusehen. Ihr Blick verschlang ihn, denn sie wollte nie vergessen, wie er in diesem Augenblick aussah, die Linie seiner dunklen, schweren

Augenbrauen, eine Strähne seines langen schwarzen Haares, die an der verschwitzten Wange klebte …
    Wie sie diesen Mann liebte …
    Ein plötzlicher scharfer Schmerz in ihrem Leib bewirkte, daß Shei-Luin sich aufrecht hinsetzte und die Hände auf den Bauch legte.
    »Oh!«
    Sofort war

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