Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
einen Blick zu und fragte sich, wie es ihr bei ihren schweren Verwundungen gelungen war, sich selbst hierherzuschleppen, von Lurione überhaupt nicht zu reden.
Die Drachen taten für ihre Verwandten, was sie konnten, und erschöpften sich, indem sie immer wieder ihr Heilfeuer einsetzten. Morien half, wo immer er konnte. Aber für ihn war alles, was ihm möglich war, nicht genug, und es erschöpfte ihn noch mehr, zu wissen, daß sie hier nicht bleiben konnten. Wenn sie verweilten, würden die Priester-Magier eine Möglichkeit finden, den Geist des Phönix noch einmal auf sie zu hetzen.
Diese Vision nahm ihm den letzten Rest seiner Kraft. Ich bin alt und nutzlos, dachte er verbittert und sah zu, wie ein vollkommen erschöpfter Galinis Talassaene noch einmal in Heilfeuer badete. Die blaugrünen Flammen umschlangen sie, glitten um ihrem bewußtlosen Körper – und erstarben in einem Flackern. Galinis* Kopf sank zu Boden, sein Blick matt vor Erschöpfung.
*Ich habe getan, was ich konnte*, sagte der jüngere Drache. Selbst seine Geistesstimme bebte vor Müdigkeit. *Ich kann nicht mehr.*
*Du hast tapfer gekämpft*, erwiderte Morien, aber er fürchtete, das würde nicht genügen. Talassaene hat das Bewußtsein nicht wiedererlangt. *Ruh dich nun aus; wir müssen heute abend noch weiter.*
Stöhnen erklang bei dieser Ankündigung. *Warum?* fragte ein Drache namens Beracca kläglich. Eines ihrer Augen war zugebrannt und würde nie wieder sehen.
Galinis hob den Kopf. * Eine Vision?*
*Jö.*
Seufzer erklangen in seinem Kopf, und es folgte Resignation. Sie würden sich ausruhen, so lange sie konnten. Morien streckte sich neben seiner Enkelin aus und wünschte sich aus ganzem Herzen, daß sie überlebte.
Der Nim war immer noch wie betäubt, und es dauerte einen Augenblick, bevor er wieder zu Bewußtsein kam. Er blinzelte wie eine Eule, die man ins Tageslicht gezwungen hat, und war nicht imstande, sich zurechtzufinden. Dann gab er auf und ließ sich in die Arme sinken, die ihn stützten – man hatte einem der Schüler erlaubt hereinzukommen, um zu helfen. Ein anderer hielt ihm eine Tasse Tee hin.
»Trinkt, Heiliger«, sagte der junge Mann. Sein Gesicht war bleich, die Augen groß und ängstlich. Ob es etwas damit zu tun hatte, was an diesem Ort geschehen war, oder mit dem Ort selbst, hätte der Nira nicht sagen können.
Seine Verwirrung verging; mit jedem Augenblick wurden die Erinnerungen deutlicher. Aber er war immer noch schwach und hatte Schmerzen. Pah-ko schob den Becher beiseite. »Wo ist mein Orakel?« flüsterte er und hielt mit reiner Willenskraft die willkommene Erleichterung der Bewußtlosigkeit zurück.
»Hier, Heiliger.« Die Stimme erklang hinter ihm. Pah-ko drehte sich im Schutz der ihn umgebenden Arme halb um.
Ein junger Priester des ersten Ranges hielt Hodai auf dem Arm und an die Brust gedrückt. Hodai hatte die Augen geschlossen, die dunklen Wimpern zeichneten sich deutlich gegen sein bleiches Gesicht ab. Ein Schüler wischte dem Jungen den Mund sanft mit einem feuchten Tuch ab. Auf dem Tuch war ein roter Fleck.
Pah-ko keuchte erschrocken. Sein Herz zuckte und hämmerte in seiner Brust. Er streckte eine welke Hand aus.
»Sei beruhigt, Heiliger«, eilte sich der junge Priester zu sagen, »er hat sich die Lippe aufgebissen, das ist alles. Er schläft jetzt vor Erschöpfung.«
»Ah. Ah.« Pah-ko entspannte sich. »Bring ihn in meine Gemächer und leg ihn in sein Bett …« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Yalin, nicht wahr?«
Der junge Priester strahlte entzückt, daß sein Name einem Mann dieses Ranges bekannt war. »Jawohl, Heiliger. Ich bringe ihn sofort hin.«
»Bleib bei ihm, bis er aufwacht.«
Nachdem der junge Priester seine kostbare Last davongetragen hatte, wandte Pah-ko seine Aufmerksamkeit seiner Umgebung zu. Zum ersten Mal bemerkte er den Gestank entleerter Gedärme unter dem Räucherwerk. Dann sah er die reglosen, zugedeckten Gestalten auf dem Boden.
Andere waren nicht so reglos. Pah-ko hörte lautes Gemurmel, als die jüngeren Priester sich anstrengten, ihre wild um sich schlagenden Brüder niederzuhalten.
»Was ist das?« fragte Pah-ko einen derer, die ihn immer noch stützen.
»Der Rückstoß … es war für einige zuviel. Es sieht aus, als fieberten sie heftig. Ob sie sich erholen werden …«
Der junge Mann rasselte ein paar Namen herunter, aber der einzige, der in Pah-kos wirren Geist eindrang, war der von Haoro. Aha – Jhanuns tückischer Neffe spielte also nicht mehr
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