Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
wie ihr Zhansjenspiel. Sie ist inzwischen recht versiert in den fraulichen Dingen wie Stickerei und Parfümzubereitung. Sie hat zwar wenig Begabung für Feder und Tintenzeichnungen, aber Meister Kialen, ihr Kunstlehrer, erklärt, sie lege bei der Beurteilung der Arbeiten anderer einen hervorragenden Geschmack an den Tag.«
»Gut«, murmelte Jhanun. »Gut; so sollte es bei einer Frau sein. Fahre fort.«
Der Verwalter setzte seine trockene Aufzählung fort. »Ihre Gedichte sind zwar im Hinblick auf formelle Richtlinien angemessen, aber nicht sonderlich originell. Sie ist allerdings imstande, eine lebhafte und intelligente Konversation über die Klassiker und die neueren beliebten Werke zu führen.«
»Dekadente Werke, meinst du wohl«, meinte Jhanun verächtlich. »Dennoch, es ist gut, daß sie das kann. Xiane liebt die Arbeiten einiger dieser jungen Emporkömmlinge.« Er strich sich nachdenklich über den Schnurrbart, während sein Verwalter geduldig wartete. Plötzlich sagte er: »Kann sie schon UHm-Choi spielen? Ich habe befohlen, daß man es ihr beibringt, obwohl Fragen das im allgemeinen nicht können.«
»Sie lernt, Herr.«
»Und wie gut spielt sie?«
Der Verwalter machte eine vage Geste. »Man hat ihr die Regeln beigebracht, Herr, und sie begreift die Theorie gut. Aber sie ist eine furchtsame Spielerin. Sie geht keine Risiken ein.«
»Und deshalb verliert sie.«
Auf das Nicken des Verwalters hin lächelte Fürst Jhanun. Die Art, wie jemand dieses alte Spiel von Krieg und Strategie anging, gab oft wichtige Hinweise auf den Charakter einer Person. Er wollte nicht, daß Nama eine mutige, draufgängerische Spielerin war. Das würde überhaupt nicht zu seinen Plänen passen. »Sehr, sehr gut.«
Die Mitglieder der Saethe trafen sich erneut Die Herrin sah zu, wie sie hereinkamen und ihre Plätze einnahmen, und sie verspürte eine große Müdigkeit. Sie sah nur zwei andere Möglichkeiten, und keine war erfreulich. Als erstes konnten sie Pirakos seinem Schicksal überlassen – und das war undenkbar. Als zweites konnten sie andere Drachenlords aussenden, um nach Jehanglan zu gelangen. Das wäre möglich, das wußte sie; aber es würde ihnen niemals gelingen, sich dem Gefängnis des Echtdrachen zu nähern, ohne die Priester-Magier zu alarmieren. Was sollte das also nützen?
Maurynna war die einzige Wahl. Und weil sie sich nicht verwandeln konnte und weil Jehanglan ein abgeschlossenes Land war, hatte nur Llelds Plan wirklich eine Chance auf Erfolg.
Als letzte kamen Linden, Jekkanadar und Lleld herein.
»Ihr habt zweifellos erraten, wieso ihr hierherbestellt wurdet«, sagte die Herrin zu den dreien. »Llelds Plan ist unsere einzige Hoffnung.«
Sie nickten. »Also«, sagte sie zu Lleld, »hast du gesiegt.«
Der kleine Drachenlord begegnete ihrem Blick berührt. »Habe ich?« entgegnete Lleld. »Ich glaube nicht.«
Die Herrin dachte darüber nach. »Das ist wahr. Ganz gleich, wie es ausgeht, niemand wird dieses Spiel gewinnen. Aber ihr solltet nun die Regeln vernehmen, an die ihr euch halten müßt …«
Und wenn es ihnen nicht gelingt? fragte sie sich.
Dann müssen wir den armen Pirakos seinem Schicksal überlassen, kam die Antwort.
»Erstens, wenn ihr bestimmte Hilfe nicht erhaltet …«
Ein paar Blüten, widerstandsfähiger als die meisten, blühten noch störrisch weiter, aber zum größten Teil war der Garten von Schloß Drachenhort zum Winter übergegangen. Nur die Bäume entzückten den Blick mit ihren bunten Blättern, von denen sich die meisten noch an die Zweige klammerten. Der Rest raschelte auf dem Boden, als Taren zusammen mit Raven, Otter, Lleld, Linden, Maurynna und Jekkanadar über die gewundenen Pfade ging. Er fragte sich, wieso man ihn hinzugebeten hatte, und lauschte zunächst höflich, dann mit wachsender Erregung, als Lleld ihren Plan erläuterte.
Er klatschte in die Hände. »Eine wunderbare Idee – eine Gauklertruppe!«
»Könnten wir nicht als Kaufleute reisen?« fragte Maurynna ihn. »Ich bin sicher, wenn die Herrin ihn bäte, würde der Kaiser der Dämmerung dem Haus Mhakkan nur zu gerne befehlen, uns auf einem ihrer Schiffe mitzunehmen.«
Raven lachte leise. »Würde ihm das nicht die Zehen verbrennen?« murmelte er.
Taren sagte kopfschüttelnd: »Ja, aber als Kaufleute – selbst unter dem Schutz des Hauses Mhakkan – würde Euch nicht gestattet werden, das Viertel für Fremde in Jedijeh zu verlassen, dem einzigen Hafen, der mit der Außenwelt Handel treibt. Nur Gauklern
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