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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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war.
    Statt sofort zu antworten, stand Zhantse auf und warf eine Handvoll von etwas, das aussah wie Kieselsteine, ins Feuer. Sie zischten, flackerten auf und begannen zu brennen.
    Eine Art Baumharz, dachte Maurynna, wie Myrrhe.
    Während Zhantse leise vor sich hin rezitierte, erhob sich dünner weißer Rauch und blieb über dem Feuer hängen. Maurynnas Nase kribbelte von dem geheimnisvollen Gewürzgeruch, und ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie sah, wie der Rauch sich sammelte.
    Es ist, als würde eine riesige unsichtbare Hand ihn auffangen.
    Zhantse fuhr mit den Händen durch den Rauch, gestikulierte erst nach Osten, dann nach Westen, dann nach Süden und am Ende nach Norden. Bei jeder Bewegung teilte sich eine duftende Rauchfahne von der großen Rauchsäule und trieb horizontal in die angezeigte Richtung. Maurynna sah staunend und voller Ehrfurcht zu, als eine direkt über ihren Kopf hinwegwehte. Sie legte den Kopf zurück, um ihr mit dem Blick zu folgen, und gab erst auf, als sie beinahe rückwärts gefallen wäre. Sie wandte sich wieder Zhantse zu. »Was …?«
    »Um alle bösen Geister zu vertreiben, die Unglück bringen könnten«, sagte der Schamane, »falls sie von unseren Plänen erfahren.«
    Hm. Ein wirklich tröstlicher Gedanke. Zhantse blieb aufrecht stehen und starrte über Maurynna hinweg in das Dunkel. Seine Miene war grimmig geworden. Maurynna widerstand dem Impuls, über die Schulter zu schauen. Am Ende würde sie dort noch etwas sehen. Das Feuerlicht beleuchtete den Schamanen von unten und verwandelte das freundliche, faltenreiche Gesicht in eine erschreckende Maske.
    Dann bewegte sich die Maske. »Während vieler, vieler Leben – beinahe seit dem Beginn der Königsherrschaft – hat es immer ein paar mutige Menschen gegeben, die sich ins Sklavenlager unter dem Eisentempel gewagt haben. Sie wagten ihr Leben, um Landkarten der Höhlen und Geheimgänge unter dem Berg der Alpträume anzufertigen und den Anker der Macht zu suchen, mit dessen Hilfe der Phönix gefangengehalten wurde, und sie haben Stück für schmerzliches Stück dieser Informationen beschafft. Viele verirrten sich und starben im Dunkeln unter dem Berg, oder sie wurden von den Wachen ermordet, bevor sie fliehen und ihr Wissen weitergeben konnten. Aber genügend von ihnen überlebten. Genug, daß wir nun den Weg zu der Höhle kennen, in der der Drache liegt.«
    Er schwieg. Eine kleine Stimme in Maurynnas Hinterkopf wimmerte: Wieso habe ich nur das Gefühl, daß das Finden von Pirakos der leichteste Teil sein wird? Sie kaute auf ihrer Unterlippe.
    Einen Augenblick später bemerkte sie, daß sie die Hand fest um den Schwertgriff gekrallt hatte. Sie zwang sich, die Finger zu öffnen und die Hand mit der Handfläche nach oben in den Schoß zu legen; ihre Handfläche war mit etwas beschmiert, das einen schrecklichen Augenblick lang wie Blut aussah.
    Aber das war nur dank des Feuerlichts so – es handelte sich um den Staub des verfallenden Leders am Schwertgriff. Sie hatte Ähnliches an alten Büchern in der Bibliothek ihrer Tante Maleid bemerkt. Dennoch fand sie es beunruhigend und rieb sich die Hand an ihren Kniehosen sauber.
    »Und sobald ich Pirakos gefunden habe?« fragte sie.
    »Dann benutzt du den Schlüssel, den du dort hast. Denn der, den du suchst, liegt in Ketten aus einer Magie, die der Berührung kalten Eisens, das mit größerer Magie geschwungen wird, nicht standhalten kann.«
    Maurynna legte den Kopfschief. »Das klingt nicht allzu unmöglich. Aber ich nehme an, daß es in diesem Gewässer irgendwo ein weiteres Riff gibt, oder?«
    Die maskenhafte Starre auf Zhantses Gesicht wich einem verblüfften Ausdruck. Shima sagte schnell etwas in ihrer eigenen Sprache.
    »Ah!« sagte Zhantse lächelnd. »Wir sprechen von ›einem Felsblock im Weg‹.« Er holte tief Luft und wurde wieder ernst. »Das >Riff‹, wie du es ausdrückst, besteht darin, daß du, um Pirakos zu befreien, ihm nah genug kommen mußt. Nah genug, daß er dich, sobald die letzte Kette zerstört ist, erreichen kann.«
    Ihr Götter, wieso klingt Zhantse so grimmig …
    »Und darin liegt die Gefahr. Denn Pirakos hat den Verstand verloren, Maurynna Kyrissaean, er ist wahnsinnig vor Haß und Zorn und Schmerz und Blutgier, und das alles konzentriert sich auf jene, die auf zwei Beinen gehen.«
    Wozu sie gezwungen war. Verflucht sollte Kyrissaean sein!
    Maurynna hätte am liebsten gegen irgend etwas getreten oder vor Angst geweint. Statt dessen fragte sie nur:

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