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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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einem Lied zum Ausdruck zu bringen. Er ging zum Teeschrank und holte heraus, was er brauchte.
    Als alles bereit war, brachte er es zu seinem Herrn und sah zu, wie der alte Priester aß und trank, und träumte von dem Tag, an dem er Pah-ko seine wunderbaren Nachrichten bringen konnte.

20. KAPITEL
     
     
    Ein Schmerzensschrei weckte Hodai. Entsetzt rannte er in Pah-kos Kammer, wo der Nim auf dem Bettrand saß und sich vor Schmerzen krümmte, die Hände fest auf den Bauch gedrückt.
    Er vergaß Haoros Befehl. »Herr! Herr, was ist los?«
    Pah-ko wandte ihm den schmerzerfüllten Blick zu. »Wie …«, keuchte er.
    Die Gewohnheit des Gehorchens war zu stark, um sie zu brechen. »Haoro«, flüsterte Hodai.
    »Hao … Hodai, was hast du getan?« rief Pah-ko. »Warum hast du mir das angetan?«
    Hodai schüttelte verängstigt und verblüfft den Kopf. »Aber ich …« Pah-ko lag auf dem Bett und wand sich, wimmerte wie ein Tier und konnte ihn nicht mehr hören.
    »… habe doch gar nichts getan«, sagte Hodai. Dann war er nicht mehr imstande, die Qualen seines Herrn mit anzusehen, und floh.
    Zhantse wußte sofort, daß seine Träume von Phantasien seines schlafenden Geistes zu Visionen der Wirklichkeit wurden. Denn vor ihm lag der vertraute wirbelnde, graue Nebel, den er durchdringen mußte. Er näherte sich über den gepflasterten Weg, der zu seinen Füßen erschien. Bald würde er den Nebel durchqueren und den Ort der Träume erreichen.
    Plötzlich hielt er inne und spähte forschend in den Nebel. Hatte er tatsächlich gerade dort eine dunkle Gestalt gesehen? Ja; ja, er hatte sich nicht geirrt. Nicht, daß das so seltsam gewesen wäre. Es geschah häufig, daß Pah-ko oder Ghulla im Grauen Land auf ihn warteten, obwohl er beide in der letzten Zeit nicht gesehen hatte.
    Aber diese Gestalt, die er nur trüb im Nebel sah, taumelte und war vornüber gebeugt, als hätte sie Schmerzen. Einen Augenblick lang glaubte Zhantse, daß er wieder einen normalen Traum hatte. Er hielt inne und tastete mit seinen Sinnen weiter.
    Nein, dies war tatsächlich ein Wahrtraum. Konnte es ein Unglücklicher sein, der irrtümlich hierhergekommen war, in Krankheit und Schmerz? Er wußte, daß so etwas manchmal geschah. Er eilte vorwärts, um dem Reisenden zu helfen, so gut er konnte. Seidige Nebelfinger streichelten Gesicht und Hände, als er sie beiseite schob. Aber es war kein Fremder, der vor ihm stand. Die Gestalt trug ein Gewand, das er gut kannte, scharlachrot mit goldenen Drachen und Phönixen auf der schweren Seide. Ein vor Schmerz graues Gesicht sah ihm entgegen.
    »Pah-ko!« rief Zhantse erschrocken. »Was ist?« Er stützte den Nira, als dieser beinahe zusammengebrochen wäre. Sein Herz war voller Angst. Dieser Mann mochte ein Gegner gewesen sein, aber auch ein Freund. Viele glaubten, die Wahrheit zu sehen. Pah-ko sah sie tatsächlich. »Sag mir, was passiert ist!«
    »Gift«, sagte der Jehangli-Priester. Seine Stimme war nur noch ein gequältes Flüstern. »Tigerschnurrhaare.«
    »Wer?« wollte Zhantse wissen. Ihm war übel geworden. Das hier war das Werk eines Sadisten, nicht das eines Mörders. Die geriebenen Schnurrhaare von Tigern töteten nicht sofort. Ein Opfer wand sich in schrecklicher Qual, während die kleinen Stücke sich wie tausend winzige Messer durch den Körper schnitten. »Und warum?«
    »Haoro will den gefiederten Mantel für sich«, keuchte Pah-ko und drückte die Hände auf den Bauch. »Er muß es gewesen sein.«
    Zhantse war entsetzt. Haoro? Ein Mann wie Haoro auf dem Thron der Phönixpriester? Das Land war zum Untergang verurteilt. »Der Phönix würde doch nie …«
    »Der Phönix hat keine Stimme mehr«, sagte der Nira. Tränen liefen ihm über die Wangen; dieser Schmerz zerbrach ihn, wie der andere, rein körperliche, es nicht gekonnt hatte. Zhantse hätte beinahe die Hand gehoben, um seinem Freund die Tränen abzuwischen, dann erinnerte er sich, daß sie in dieser Welt nicht echt waren, sondern nur ein Zeichen der Trauer. Die ganze Bedeutung von Pah-kos Worten war ihm erst jetzt klargeworden. »Hodai …?«
    »Hodai ist nicht mehr mein Orakel.«
    Also war der Diener vor dem Herrn gestorben. Kein Wunder, daß Pah-ko weinte; Zhantse wußte, daß er den Jungen geliebt hatte wie den Enkel, den er nie gehabt hatte. »Wann ist er gestorben?«
    Ein kurzes Lachen, ein schrecklicher Laut, der von Schmerz und Verrat kündete. »Hodai lebt. Sein Wunsch nach einer Stimme war zu intensiv. Er hat mich verraten …« Die

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