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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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gequälte Stimme brach, und Pah-ko weinte abermals bitterlich.
    »Der Phönix selbst hat mir gesagt, ich müsse dem Weg folgen«, flüsterte der Nira. »Hätte Xiane weitergelebt, dann hätten wir ihn vielleicht überzeugen können – wußtest du, daß er nach Fürst Kirano geschickt hat? Vielleicht kann Kirano ihn überzeugen – nein, das habe ich vergessen. Xiane ma Jhi ist ja tot.«
    »Was?« fragte Zhantse entsetzt. »Wann ist das geschehen?«
    Aber Pah-ko war zu tief in seinem Schmerz versunken, um die Frage zu beantworten. Statt dessen sagte er: »Ich habe immer gewußt, daß du ein Geheimnis vor mir hattest, mein Freund. Sag mir, bedeutet es Gefahr für mein Land?«
    »Nein. Laß es mich dir zeigen«, sagte Zhantse. Er legte den Arm um Pah-kos Schultern und konzentrierte sich.
    Einen Augenblick später schwebten sie nach oben.
    Unter ihnen erstreckte sich ein Tal in der Form einer flachen, großen Schale, ein Smaragd in der roten Erde, geschützt in einem roten Ring von Bergen. An einem Ende des Tals erhob sich ein Berg höher als die anderen. Einstmals, vor Tausenden von Jahren, war er ein Vulkan gewesen, nun war sein Krater eingestürzt, und es befand sich ein friedlicher blauer See dort.
    Bäume in verschiedenen Altern überzogen die Terrassen des grünen Tals; kleine Gestalten bewegten sich dort und kümmerten sich um die Pflanzen. Die Blätter bewegten sich in einem Wind, der nicht bis an den Ort der Träume vordrang.
    »Es ist wunderschön«, hauchte Pah-ko, die Augen weit aufgerissen, sein Schmerz einen Moment lang vergessen. »Was sind das für Bäume?«
    »Maulbeerbäume«, sagte Zhantse, »für die Seidenraupen. Eines Tages werden wir genug haben, um Handel zu treiben.«
    Pah-ko lächelte schwach. »Woher bekommt ihr das Wasser?«
    »Aus dem See; er trocknet niemals aus«, sagte Zhantse.
    »Niemals?«
    »Niemals.«
    Pah-ko sagte: »Ein Drache verbirgt sich in diesem See.«
    Zhantse meinte vorsichtig: »So heißt es in der Legende.«
    »Und sie entspricht der Wahrheit, mein Freund. Der Drache liegt in so tiefem Schlaf, als wäre er beinahe tot. Deshalb kann ich ihn spüren, der ich vor der Tür des Todes stehe.« Pah-ko sackte schwer gegen Zhantses Arm. »Leg mich nieder, Freund. Ich kann nicht mehr stehen.«
    Das Tal löste sich auf; sie waren wieder dort, wo sie ihren Flug begonnen hatten. Zhantse tat, was Pah-ko ihm gesagt hatte, und kniete sich neben seinen Freund. Er hielt Pah-kos Hände und zuckte zusammen, als die verkrümmten Finger seine bei jedem neuen Krampf umklammerten. Der Nira atmete mühsam, während er darauf wartete, erlöst zu werden. Zhantse betete zu Shashannu, der Herrin der Geister, daß es bald geschehen möge. Pah-ko war an Schmerzen gewöhnt, aber dies war etwas, das niemand hätte ertragen sollen.
    Die Herrin hatte seine Bitte erhört. Eine kurze Zeit später wurden die tiefen, keuchenden Atemzüge flacher und Pah-kos Blick starr. Dann verschwand von einem Herzschlag zum anderen das Licht aus seinen Augen.
    Einen Augenblick länger hielt Zhantse die verrenkten Finger, dann legte er sie auf die reglose Brust. Er sah, wie die Farbe aus der Traumgestalt, die einmal Pah-kos Geist beherbergt hatte, davonsickerte, und sie so grau zurückließ wie die Nebel, die den Ort der Träume umgaben. Zhantse blinzelte, als ihm Tränen in die Augen traten. Als er wieder hinsah, war Pah-ko verschwunden.
    Der Schamane erhob sich. »Ich danke Shashannu, daß ich dir das Tal noch zeigen konnte, mein Freund. Es ist mir immer schwergefallen, dir diese Schönheit vorzuenthalten. Aber es war zum Besten deines und meines Landes, Pah-ko. Das Böse schreitet frei umher, und noch Schlimmeres mag folgen!«
    Denn es blieb ihnen kaum mehr Zeit. Shima und Maurynna mußten sich sofort zum alten Tempel aufmachen.
    Zhantse begann mit der langen Reise zurück zu seinem Körper.
    Shima legte das Bündel Zündspäne neben dem Lehmofen ab und streckte sich. Seine Schwester Keru kam aus dem Haus, einen Korb mit Gewürzgrasblättern auf der Hüfte. Shimas Magen knurrte erwartungsvoll. Es war immer angenehm, am Backtag zu Hause zu sein.
    Als Keru an ihm vorbeikam, bohrte Shima leicht einen Knöchel in ihren Kopf. »Bsss«, sagte er und imitierte eine Felsbiene.
    Keru lachte und schlug nach seiner Hand. »Warum konnte ich nicht nur Schwestern haben?« Ihre liebste Beschwerde, aber sie meinte es nur selten ernst. Sie stellte den Korb neben das Holz, dann richtete sie sich wieder auf und sagte: »Nathua hat getrocknete

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