Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
ihm und wünschte sich, sie hätte es nicht getan.
Er duckte sich unter ihr wie eine Katze, die darauf wartet, daß die Maus aus dem Loch kommt. Glitzernde blutrote Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. Rauch stieg aus seinen Nüstern auf.
Zum ersten Mal fragte sie sich, warum Pirakos nicht versucht hatte, sie mit seinem Feuer zu erreichen. Das wäre leicht möglich gewesen; dessen war sie sicher. Warum also nicht? Und warum hatte er die Ketten nicht geschmolzen …
Ihr Blick fiel auf die geschwärzten Felsen, die sie schon bemerkt, aber nicht wirklich gesehen hatte. Also hatte Pirakos sein Feuer versucht. Ein Verdacht kam ihr. Sie betrachtete den Drachen unter sich, während er sie ansah.
Ja; jetzt, da sie wußte, wonach sie suchen mußte, entdeckte sie die Zeichen: Stränge dicken Narbengewebes reichten über Hals und Kehle, die Schuppen verbogen und verzogen.
Pirakos hatte tatsächlich versucht, sich mit Hilfe des Feuers zu befreien. Aber die Steine hatten die tödlichen Flammen auf den Drachen zurückgesandt. Wie viele Jahrhunderte von Qual hatte er ertragen müssen, während die Wunden heilten? Und wie verzweifelt mußte er gewesen sein, es überhaupt zu versuchen? Er hatte doch sicher erraten, was geschehen könnte.
Sie würde den Priestermagiern nie verzeihen, ein Geschöpf so weit getrieben zu haben. Fluchend schlug sie mit kaltem Zorn auf den dritten Stein ein.
Es wäre beinahe ihr Tod gewesen. Sie kippte zur Seite und wäre fast vom Sims gefallen. Sie konnte sich gerade noch halten, aber ihre Beine waren über das Sims gerutscht. Plötzlich warf sich Pirakos auf sie, und sie hörte das Kreischen belasteten Metalls. Angst ergriff sie. Die Ketten gaben nach!
Sie kämpfte hektisch, um sich wieder auf den Weg zu ziehen, und war überzeugt, die Reißzähne nur wenige Zoll unter ihren Füßen zu spüren.
Dann war sie irgendwie wieder auf dem Sims. Ihre Hand schloß sich um den Schwertgriff. Maurynna flüsterte ein Dankgebet, daß die Waffe nicht heruntergefallen war. Geschüttelt von Übelkeit, verschloß sie ihre Gedanken vor dem, was beinahe geschehen war, und kroch weiter.
Nur noch ein Stein … und dann was?
Shima wußte, daß er nie imstande wäre, sich in dieser Gestalt zwischen den Steinen zu bewegen, also konzentrierte er sich darauf, sich wieder in einen Menschen zu verwandeln, und betete, daß es funktionieren würde. Er spürte, wie er sich erneut auflöste …
Im nächsten Augenblick stand er wieder auf zwei Beinen. Er drehte sich zu seinem Bruder und Raven um. Die Hände auf den Hüften, verkündete er: »Ihr beiden geht jetzt nach Hause!«
Sie nickten demütig.
Der letzte Stein.
Er stand vor ihr, und der goldene Schein, der ihn umgab, pulsierte heftig, als trauerte er den anderen Steinen nach.
Wieder hob Maurynna das Schwert. Ihre Arme zitterten vor Müdigkeit, und sie hoffte, die Kraft für diese letzte Aufgabe zu haben. Sie holte tief Luft.
Das Schwert durchschnitt den Zauber, der den Stein schützte. Der Stein heulte auf wie eine gequälte Seele; Pirakos brüllte triumphierend. Maurynna warf Dharm Varlerans Schwert beiseite – es würde ihr jetzt nichts nützen – und drückte die Hände auf die Ohren.
Sie lief über den Pfad, der die Höhle umgab, während Pirakos sich gegen seine Ketten warf. Das Kreischen des gepeinigten Metalls war wie Peitschenschläge auf ihrem Rücken, drängte sie, sich zu eilen. Sie zwang ihren müden Körper zum Gehorsam.
Ein lautes Knirschen sagte ihr, daß Pirakos eine Kette aus dem Anker gerissen hatte. Wie lange würde es noch dauern? Verzweifelt spähte Maurynna nach unten in die zweite Höhle. Es war ein Sprung, aber einer, den sie glaubte, bewältigen zu können.
Den sie bewältigen mußte, wenn sie auch nur die geringste Hoffnung haben wollte, den Tunnel zu erreichen, bevor Pirakos sie einholte.
Maurynna sprang.
Sie wußte, es waren nur ein paar Herzschläge, aber es fühlte sich an, als stürzte sie eine Ewigkeit, bevor ihre Füße auf dem Höhlenboden aufprallten. Maurynna rollte sich ab und ignorierte die Steine, die sich in Rücken und Schultern gruben.
Einen Augenblick später war sie wieder auf den Beinen und rannte weiter. Hinter ihr hörte sie Pirakos triumphierend brüllen, als eine weitere Kette riß. Sie mußte den Tunnel finden oder sterben.
Dann ertönte das Geräusch der dritten reißenden Kette. Maurynna warf alle Vorsicht beiseite und rannte, so schnell sie konnte.
Als sie den Eingang zur zweiten Höhle erreichte,
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