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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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ihre Gedanken aufgefangen haben, ebenso wie die folgenden Bilder und Gefühle, denn er sagte:
    *Du bist nur ein Kind, Kyrissaean, eines, das zu früh geweckt wurde – aber selbst ein Kind kann Rücksicht auf andere nehmen. Man hat dir angst gemacht und dir weh getan, aber du solltest nicht damit reagieren, deinem Menschen ebenfalls weh zu tun; es ist nicht die Schuld deiner menschlichen Hälfte. Ich weiß aus ihrem Geist, daß du noch lange Jahre schlafen solltest. Beruhige dich, kleine Schwester. Laß deinen Menschen in Frieden.*
    Ein ganzes Durcheinander von Emotionen wirbelte durch Maurynnas Hinterkopf: Zorn, Überraschung, Bedauern und, das erstaunlichste von allem, demütiger Gehorsam. Dann war Maurynna zum ersten Mal seit ihrer ersten und einzigen Verwandlung wieder vollkommen allein in ihrem Kopf. Sie setzte sich erstaunt und erleichtert hin.
    »Was …?«, setzte sie an. Und dann: »Sie wollte nie mit einem anderen Drachen sprechen.« Sie erzählte Miune Khin, wie Kyrissaean sich geweigert hatte, mit Linden zu sprechen und was an dem Tag geschehen war, als Morien der Seher versucht hatte, mit ihr zu reden. »Wie hast du …?«
    Der Wasserdrache rollte sich ein wenig zusammen, einen Fühler im Mund, und schien nachzudenken. Endlich sagte er: *Ich glaube, sie hatte Angst vor den anderen. Was auf der Wiese mit Morien, diesem Seher, geschehen ist – ich würde sagen, er war zu alt und zu mächtig; er hat sie noch mehr verängstigt, und dabei hatte sie schon solche Angst. Selbst dein Seelengefährte ist älter. Aber ich bin ein Drachenkind wie sie. Ich habe auch in deinem Geist gesehen, wie du zum ersten Mal geworden bist, was du bist. Ich glaube, es war zu früh – für euch beide. Und es gab finstere Magie, die euch weh getan hat*
    Maurynna erhob sich wieder. Sie bewegte sich vorsichtig; es fühlte sich an, als paßte ihr Körper ihr nicht mehr. »Ich denke, du hast recht«, sagte sie staunend. Wie einfach das gewesen war – und niemand außer einem anderen Drachenkind hatte daran gedacht. »Ich danke dir dafür, Miune Khin«, sagte sie.
    *Nichts zu danken, Maurynna Kyrissaean. Und meine Freunde nennen mich einfach Miune. Würdest du bitte dasselbe tun?* Die Fühler wackelten in der Luft.
    Bei sich dachte sie: Wie bei Drachenlords und ihren Namen. »Selbstverständlich.«
    Sie hörte rasche Schritte in dem Hain hinter ihr. Bevor sie ihn aufhalten konnte, fuhr Miune herum und sprang zum Fluß.
    »Nein – komm zurück! Das ist nur mein Freund!« rief sie.
    Aber Miune kümmerte sich nicht darum. Zum ersten Mal erhaschte Maurynna einen Blick auf den gesamten Wasserdrachen, als er wieder ins Wasser zurückglitt. Selbst für einen jungen Drachen war er klein, nicht länger als zwei Speerlängen, und schlank, wenn man von einem auffällig geblähten Magen absah. Seine Beine begannen nicht an seiner Unterseite wie bei Pferden und den Drachen, die sie kannte, sondern an den Seiten, so daß seine Ellbogen und Knie abstanden. Maurynna nahm an, daß er auf trockenem Land nur watscheln konnte. Aber in seinem eigenen Element war Miune anmutig, und nun glitt er wie ein riesiger Otter ins Wasser und verschwand, noch während sie zusah.
    Raven kam unter den Bäumen vor und rannte zum Ufer, den Dolch in der Hand. »Mit wem hast du gesprochen?« wollte er wissen. Er war bleich geworden.
    Maurynna strich sich das Haar aus der Stirn und schüttelte den Kopf. »Du wirst es nicht glauben, aber ein Drachenkind hat mich gefunden. Und dann hat er Kyrissaean eine Standpauke gehalten und sie ins Bett geschickt.«
    Verblüfft stieß Raven einen Fluch aus und blickte zum Himmel.
    Maurynna lachte laut. »Nicht dort.« Sie zeigte auf den Fluß und sagte: »Da.« Auf seinen ungläubigen Blick hin erklärte sie: »Er war ein Wasserdrache. Er heißt Miune Khin.«
    Stirnrunzelnd fragte Raven: »Soll das ein Scherz sein? Ich habe noch nie von Wasserdrachen gehört.«
    Zur Antwort zeigte Maurynna auf den nassen Sand nahe ihren Füßen. Zwei unmißverständliche Drachenfußabdrücke zeigten sich deutlich, vier lange Zehen nach vorne, einen nach hinten, alle mit Klauen besetzt. Ein langer, flacher Graben -wo der Körper des jungen Drachen gelegen hatte – war in den Sand gedrückt und endete im Fluß.
    Raven kniete nieder und fuhr mit den Fingern über die Fußabdrücke. Er pfiff leise und sagte: »Bei den Göttern … das hier ist ein sehr seltsames Land.« Dann stand er auf und bürstete sich den Sand von den Knien. »Und ich kann es nicht

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