Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenmonat

Drachenmonat

Titel: Drachenmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
entdeckte ich das Polizeiauto. Es stand mit ausgeschalteten Scheinwerfern neben Kristers Amerikaner.
    Zwei Polizisten leuchteten mit Taschenlampen ins Innere.
    Im Polizeifunk kratzte es. Einzelne Wörter konnte ich nicht hören. Nach ein paar Minuten wurde es still.
    Einer der Polizisten drehte sich um und schaute in meine Richtung, als wüsste er, dass ich hier stand. Ich rührte mich nicht. Ich stand im Schatten und hoffte, dass kein Licht vom Parkplatz auf meine Schuhe oder Beine fiel.
    Der Polizist drehte sich wieder zu Kristers Auto um, und dann schaltete er die Taschenlampe ab.
    Wieder kratzte es im Polizeifunk. Der andere Polizist ging zum Streifenwagen und bückte sich zur Tür hinein. Er hörte jemandem zu. Verstehen konnte ich nichts. Es klang wie eine andere Sprache.
    Er richtete sich auf.
    »Der Besitzer wohnt im Stadthotel«, sagte er laut zu dem anderen Polizisten. Die Worte hallten zwischen den Mauern wider. Der Parkplatz war wie ein großer Raum ohne Dach.
    Krister hatte uns nicht verraten, denn dann hätten die Polizisten gewusst, wem das Auto gehörte. Es musste jemand anders getan haben. Die Frau in dem Motelcafe? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Vielleicht hatte uns jemand in dem Auto vorbeifahren sehen, aber auch das war kaum vorstellbar. Der Amerikaner war nicht nur lang und breit, er war auch hoch, und man hatte uns von draußen gar nicht sehen können.
    »Er ist auf dem Weg hierher«, fuhr der Polizist fort. Der andere murmelte etwas, das ich nicht verstehen konnte.
    »Na, der wird sich freuen«, sagte der erste Polizist. »Hoffendich kann er uns erklären, warum er ausgerechnet hier geparkt hat.«
    Da näherte sich Krister auch schon von der Straße her, wo Kerstin wartete. Sie musste ihn gesehen haben und sich fragen, was passiert war. Bestimmt hatte sie Angst, genauso viel Angst wie ich. Ich wagte immer noch nicht, mich zu rühren, und drückte mich eng gegen die Brandmauer, die mich an Wange und Schulter kratzte.
    »Was ist los?« Kristers Stimme war noch lauter als die der Polizisten. Vielleicht konnte sogar Kerstin ihn auf der anderen Seite der Brandmauer hören.
    Jetzt hatte Krister sein Auto und die Polizisten erreicht. Alle drei waren ungefähr gleich groß, und doch war es unfair, die Polizisten waren zwei gegen einen. Und sie waren bewaffnet. Krister war nicht bewaffnet.
    Meine Waffe würde in dieser Situation nicht helfen.
    Die Polizisten sahen nicht nett aus. Das lag nicht an ihren Uniformen, den Pistolenholstern oder Gummiknüppeln. Es war die Art, wie sie redeten. Ihre Gesichter konnte ich nicht deutlich sehen, aber ihre Stimmen klangen irgendwie grob.
    »Jetzt beruhigen wir uns mal ein bisschen«, sagte einer der Polizisten. Er stand nur einen Meter von Krister entfernt.
    »>Uns< beruhigen? Wen meinen Sie damit? Ich bin ganz ruhig. So ruhig, wie man sein kann, wenn man mitten in der Nacht geweckt wird und den Befehl bekommt, unmittelbar hier zu erscheinen!«
    »Das war doch nicht direkt ein Befehl«, sagte der Polizist.
    »Ach? Wie nennt man es dann?«
    »Hier stellen wir die Fragen«, sagte der andere Polizist.
    Krister begann einen Satz, verstummte jedoch.
    Der Polizist, der dem Amerikaner am nächsten stand, schaltete seine Taschenlampe ein und leuchtete auf den Vordersitz.
    »Gehört diese Halbstarkenkutsche Ihnen?«, fragte er.
    »Das ist keine Halbstarkenkutsche.«
    »Ach, nicht? Ist es denn Ihr Auto?«
    »Klar ist das mein Auto. Das wissen Sie doch schon.«
    »Warum steht es hier?«
    »Die Frage verstehe ich nicht.«
    »Warum haben Sie es hier geparkt?«
    »Ich darf ja wohl parken, wo ich will? Gibt es ein neues Gesetz, das besagt, wo man nicht parken darf?«
    »Es gibt viele solcher Gesetze«, antwortete der Polizist.
    »Ich rede von öffentichen Parkplätzen«, sagte Krister. »Das hier ist einer, oder? Darf ich hier nicht stehen?«
    »Vorm Hotel gibt es markierte Parkplätze«, sagte der Polizist, der immer noch in den Amerikaner hineinleuchtete, als wäre sein Finger am Schaltknopf der Taschenlampe kleben geblieben. »Sie sind für die Gäste des Hotels bestimmt und außerdem gratis. Ich hab noch nie erlebt, dass alle Parkplätze besetzt sind, und das sind sie heute Abend definitiv auch nicht.« Der Polizist schwenkte die Taschenlampe, und der Strahl kreiste im Autoinnern wie ein Karussell.
    »Hier müssen Sie eine Gebühr bezahlen«, sagte er.
    »Das ist meine Angelegenheit«, sagte Krister.
    »Vielleicht ist das auch unsere Angelegenheit.«
    »Was meinen Sie

Weitere Kostenlose Bücher