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Drachenmonat

Drachenmonat

Titel: Drachenmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Wäldchen vorbei. Traktoren pflügten die Felder. Der Himmel war genauso blau wie an den vorhergehenden Tagen. Es war, als hätte es heute Morgen gar nicht geregnet.
    »Ich weiß, was du meinst, aber wir werden ja sehen, wenn wir ankommen.«
    »Sind nicht alle Busfahrer und Zugschaffner alarmiert?«, sagte Kerstin.
    »Wie alarmiert?«
    »Sie haben bestimmt die Suchmeldung und sollen nach uns Ausschau halten.«
    »Wenn das so ist, kann sich der Fahrer da vorn aber prima verstellen«, sagte ich.
    »Vielleicht fährt er direkt zum nächsten Polizeirevier«, sagte Kerstin.
    »Ich glaube, das würde den anderen Passagieren nicht gefallen.«
    Die anderen Passagiere waren eine Frau, die aussah, als wäre sie hundert, ein Mädchen, das vielleicht sechzehn, siebzehn war, eine ziemlich junge Mutter mit einem schlafenden Kind auf dem Arm und zwei alte Männer, die ganz vom hinter dem Fahrer saßen und auf die Straße starrten, als würden sie den Bus fahren.
    »Niemand kümmert sich um uns«, sagte ich.
    »Was haben wir heute für einen Tag?«, fragte Kerstin.
    »Ich weiß nicht genau … Donnerstag, glaube ich.«
    »Dann sind zu Hause keine Herbstferien mehr.«
    »Hast du die Geschichte von den beiden Nilpferden gehört, die im Wasser lagen? Ihre Köpfe ragten nur halb heraus, und sie sagten kein Wort.«
    »Du hast versprochen, keine Idiotenwitze mehr zu erzählen«, sagte Kerstin.
    »Das ist kein Idiotenwitz. Es geht um Nilpferde.«
    Kerstin schwieg.
    »Nachdem sie mehrere Tage lang geschwiegen hatten, sagte eins der Nilpferde plötzlich: >Aus irgendeinem komischen Grund bilde ich mir ein, dass heute Donnerstag ist.<«
    Auch jetzt sagte Kerstin nichts.
    »Aus irgendeinem Grund bilde ich mir ein, dass heute Donnerstag ist!«
    »Soll das ein Witz sein?«, fragte Kerstin.
    »Nilpferde, die versuchen, die Wochentage unter Kontrolle zu halten?«
    »Dann bin ich ein Nilpferd«, sagte Kerstin.
     
    Wir fuhren an Wäldern und Mooren vorbei. Überall sah es gleich aus. Hier und da lag ein roter Bauernhof mit weißen Ecken. Dank des Altweibersommers waren noch Kühe auf den Weiden. Das Gras war immer noch grün und saftig. Auf einem langen Marsch über ganz Kyushu war eine große Armee Samurais gezwungen gewesen, Gras zu essen. Die Soldaten des Königs hatten alle Höfe niedergebrannt, alle Tiere geschlachtet und alle Reisfelder zerstört, aber sie hatten nicht an das Gras gedacht, das in den Schluchten wuchs. Die Samurais kochten es in eisernen Kesseln und würzten es mit Salz, das sie vom Meer mitgenommen hatten.
    Der Bus fuhr jetzt nah an einem Feld endang. Ich sah eine Kuh Gras kauen, aber das war ungekocht. Ich hoffte, es würde uns erspart bleiben, Gras zu essen, wenn uns das Geld ausging. Dann müssten wir auch einen eisernen Topf kaufen und den mit uns rumschleppen.
    »Hallo! Woher kommt ihr?«
    Ich zuckte zusammen. Ich hatte sie nicht gesehen, da ich zu der Weide und den Kühen hinausgeschaut hatte. Kerstin schwieg.
    Es war das Mädchen, das drei Reihen vor uns gesessen hatte, das Mädchen, das vielleicht sechzehn, siebzehn war. Sie hatte dicke helle Haare und dicke Backen. Ihre Augen waren so groß wie die Augen der Kühe da draußen. Sie lächelte mich mit vollen Lippen an, als erwartete sie, ich würde zurücklächeln. Aber ich wollte nicht mit ihr reden, wollte mit niemandem reden. Die sah aus, als würde sie direkt zur Polizei gehen, wenn wir in der Stadt ankamen. Vermutlich würde sie glauben, dass sie uns half. Mädchen, die ein paar Jahre älter waren als wir, bildeten sich manchmal ein, erwachsen zu sein und über Zwölfjährige bestimmen zu können. Als würden sie es plötzlich besser wissen, nur weil sie etwas älter waren. Aber es war genau umgekehrt.
    »Woher kommt ihr?«, wiederholte sie.
    Wir antworteten nicht. Vielleicht würde sie zu ihrem Platz zurückgehen, wenn wir stumm blieben. Sie sah Kerstin an, als erwarte sie von ihr eine Antwort, weil sie ein Mädchen war.
    »Wieso fahrt ihr allein Bus?«, fragte sie. Die Frage wollte ich nicht hören. Ich hatte gehofft, dass sie sie nicht stellen würde, bevor wir die Stadt erreichten.
    »Wir sind auf dem Weg zu unserer Großmutter«, antwortete Kerstin.
    »Ganz allein?«, fragte das Mädchen. Ich vermutete, dass sie Eva-Karin hieß. Fragt mich nicht, warum.
    »Unsere Eltern haben uns zum Bus gebracht«, sagte Kerstin.
    »Wohnt eure Großmutter in der Stadt?« Kerstin nickte. »Wie heißt sie?«
    »Sie heißt Saga«, antwortete ich. Ein guter Name für eine

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