Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
meinen Ärmel geziert hatte. Dann erst begann das Blut aus den Adern zu schießen.
Schmerz fühlte ich immer noch nicht.
Mein Atem kam sonderbar schnaufend.
Ich streckte die linke Hand aus, schloss sie über dem Stumpf und versuchte, die Gefäße mit den Fingern abzupressen.
Welch ein Unsinn. Aber wenn man in überraschender Weise schwer verwundet wird, macht man die unglaublichsten Dummheiten. Das hatte ich oft genug erlebt. Ich erinnerte mich an Ulfric, der noch eigens seinen …
Der Gedanke entglitt mir, das Grün der Wiesen entglitt mir, ebenso das Grau der Felsen. Das Blau des Himmels wurde wie fließendes Wasser. Dann legte sich eine feine schwarze Seidendecke über mich, oder jedenfalls kam es mir so vor.
Sinneswandel
An dieser Stelle hätte meine Geschichte zu Ende sein können.
Ich hätte es nicht einmal gemerkt.
Doch ich erwachte irgendwann von beißenden Schmerzen in der rechten Hand, beziehungsweise dort, wo sie einmal gewesen war. Ich wälzte mich auf die Seite, sah den inzwischen sauber mit Nesseltuch umwickelten Stumpf, und war ein zweites Mal fassungslos.
So etwas geschieht anderen. Nie einem selbst.
Das hatte ich bisher immerhin angenommen. Natürlich hatte ich in den letzten Jahren meinen Teil an Verletzungen abbekommen, aber nichts … verloren.
Ich starrte immer noch ein wenig dümmlich auf den Verband, als neben mir Nerade erschien. Sie trug einen großen goldenen Becher, aus dem Dampf aufstieg. Für einen kurzen, albernen Augenblick hoffte ich, das Gebräu würde meine Hand einfach wiederherstellen und ich muss wohl etwas in der Art heraus gestammelt haben, denn Nerade sah mich ungewohnt mitfühlend an und sagte: „Nein. Dies hier lässt die Wunde schneller heilen und nimmt dir die Schmerzen. Abgetrennte Glieder jedoch wachsen nur Echsen nach, so leid es mir tut.“
Ich begann mich zu fragen, ob ich mit dem Leben einer Echse nicht insgesamt reicher beschenkt gewesen wäre, als mit dem, was mir das Schicksal stattdessen zugedacht hatte.
Dann sah ich auf meine beiden präparierten Ringe. Ich hatte sie gleich am Tag, als ich sie bekam, an die linke Hand gesteckt, um sie mit der rechten, geschickteren Hand leichter öffnen zu können. Andernfalls hätten sie Niflingyr nun vielleicht schwer im Magen gelegen. Was kam wohl dabei heraus, wenn man das stärkste aller Gifte gemeinsam mit dem mächtigsten Heilmittel einnahm?
Ich wies auf den Smaragd.
„Und dieses Pülverchen hier? Kann es mir meine Hand auch nicht wiedergeben?“
Nerade schüttelte nur den Kopf.
Brav trank ich also aus dem goldenen Kelch und wollte mich wieder in die Kissen sinken lassen, da sagte Nerade: „Niflingyr will dich sehen.“
„Komisch“, erwiderte ich müde. „Woran könnte es liegen, dass ich ihn nicht sehen will?“
„Er bereitet sich auf die Krönung vor und möchte vorher mit dir sprechen.“
„Krönung?“ Ich war mit einem Satz aus dem Bett. „Wo ist Veshira? Wo sind ihre Nestlinge? Und was ist mit Nyredd?“
„Die Beisetzungsfeier ist gleichzeitig die Krönungsfeier des neuen Königs“, erklärte Nerade.
„Und Veshira?“
„Soviel ich weiß, ist sie beim Nest.“
„Hat Niflingyr die Kleinen noch nicht umgebracht?“
„Das geschieht, wenn der neue König zum ersten Mal nach Escaridyr zu den Nistplätzen fliegt“, sagte sie betont sachlich.
„Und wann wird das sein?“, drängte ich. „Wann fliegt er nach Escaridyr?“
„Vielleicht sofort nach der Krönung, vielleicht auch erst Tage später.“ Ich tastete nach ihrem Arm, denn mir war alles andere als gut. Immerhin zuckte sie nicht zurück.
„Wir können nicht Tage warten! Wie ich diese Bestie kenne, erledigt er das sofort!“
„Wir?“, fragte sie mit hochgezogenen Brauen. „Du vergisst, dass ich ab dem Augenblick der Krönung seine Drachenjungfer sein werde. Seinen Befehlen unterworfen.“
„Dann vorher!“
Sie erwiderte nichts, sondern half mir in die Kleider, die bereit lagen. Ich war überrascht, dass mir nicht nur neue Sachen zugestanden wurden, sondern noch kostbarere als zuvor. Als endlich alles zugeknöpft und geschnürt war, legte mir Nerade das Amulett um den Hals und ließ es unter meinem Hemd verschwinden.
„Ich nehme an, das möchtest du behalten.“
„Was auch immer es wert ist“, erwiderte ich halb verdrossen, halb erleichtert.
Auf ihren Arm gestützt, machte ich mich dann auf den Weg, dem künftigen König meine Reverenz zu erweisen.
Niflingyr wurde gerade für den großen Anlass
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