Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
dem Sirtâsh herumläufst? Was bezweckt Veshira?“
„Nun, sie möchte wissen, wer Nyredd …“
Eine Flammenzunge schoss knapp an meinem Ohr vorbei und ich roch angesengtes Haar. Meins.
„Spar dir dein Gefasel! Was will sie wirklich?“
Nun, das hätte ich auch gerne gewusst.
„Sie hat gesagt, ich soll Nyredds Mörder finden.“
Niflingyr schnaubte.
„Und?“, fragte er. „Was machst du, wenn du ihn hast? Zieht dann der legendäre Drachenjäger sein Schwert und blendet die Welt mit einer weiteren Heldentat? – Oh, ich vergaß: Dein Schwert ist weg. Und an deine Heldentaten glaubt man nirgendwo mehr.“ Er senkte den Kopf so weit, dass ich mich wieder einmal in einer Pupille gespiegelt sah. „Weshalb du ?“, zischte er. „Weshalb krönt Veshira deine Stirn mit dem Sirtâsh? Welchen Grund könnte es haben, dass sie den nachweislich nutzlosesten und unfähigsten aller Drachenjäger wählt?“
Nun, offen gestanden erklärte ich es mir selbst damit, dass einfach niemand anderer zur Hand gewesen war, den man zu einem derartig unsinnigen Unterfangen hätte zwingen können. Aber das wollte ich Niflingyr nicht eingestehen.
„Wer sonst hätte den Mut, sich einer solchen Aufgabe zu stellen?“
Niflingyr sah mich an und kreischte dann vor Lachen. Ich musste mir die Ohren zuhalten und fühlte trotzdem meinen Magen flattern. Mir klatschten Lachtränen auf den Kopf, nass wie Güsse aus einem Eimer.
Heiser vor Erheiterung sagte Niflingyr schließlich: „Zwar hast du keine Klinge mehr, Anjûl, aber deine Zunge ist dafür umso schärfer. Etwa so scharf wie der Schwanz eines Esels.“
„Danke“, erwiderte ich. „Um noch einmal zum Ausgangspunkt unserer Unterhaltung zurückzukehren: Nyredds Tod …“
Er öffnete den Mund und das war ein guter Anlass, meinen zu schließen, denn was mir da entgegenwehte, war kaum erträglich. Meine Frage ging in Würgen über. Ich fand mich am Boden sitzend wieder.
„Nyredds Tod“, zischte Niflingyr. „Wen kümmert Nyredds Tod? Kümmere dich darum, dass man sich nicht bald über den deinen unterhält!“ Er richtete sich auf und schlug machtvoll mit den Flügeln, sodass es ihn auf die Zehenspitzen hob. „Ich bin der künftige König, der Herr unter dem Berg und über dem Berg, und überall sonst. Ich werde auf dem Hügel aus goldenen Münzen sitzen. Meine Boten werden ausschwärmen. Meine Befehle werden befolgt werden. Während Nyredd in seinem Grab dem Untergang der Welt entgegen fault. Verstehen wir einander?“
Ich konnte nur nicken.
Er beäugte mich wie etwas, das man fressen würde, wenn es nur ein wenig reizvoller wäre.
Er beäugte mich lange.
Dann sagte er: „Verschwinde jetzt!“
„Gern“, erwiderte ich wahrheitsgemäß, rappelte mich auf. „Vorher hätte ich nur eine ganz winzige letzte Frage: Was hat deine Tochter kurz vor Nyredds Tod in der Halle unter dem Berg gewollt?“
Sein vollkommen ausdrucksloser Blick zeigte mir, dass ich zu weit gegangen war.
Ich warf mich nach vorne, rollte an seinen Klauen vorbei und wäre beinahe zerquetscht worden, denn geistesgegenwärtig ließ er sich auf mich fallen, verfehlte mich aber um ein Haar. Genau so knapp entging ich einer Feuerwolke aus seinem mächtigen Maul.
Was nun? Rennen? Welchen Sinn hatte das?
Ein Blick über die Schulter zeigte mir einen angreifenden Drachen mit drohend geöffneten Flügeln, dem vor lauter Zorn Rauch aus den Nüstern quoll, während aus seinem Maul düsterrote Flammen schlugen.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und stellte mich ihm entgegen. Ein Schwert wäre jetzt immerhin eine kleine Beruhigung gewesen. Da ich keins besaß, streckte ich streng die Hand aus, stellte die Handfläche auf und brüllte ihm ein: „Halt! Steh!“ entgegen.
Für einen Augenblick verblüfft, hielt er tatsächlich inne. Dann wurde sein Blick tückisch. Ich sah noch, wie er den Kopf zurücknahm, dann fuhr sein langer, geschmeidiger Hals schlangengleich nach vorne. Seine Kiefer schlugen mit lautem Krachen eine knappe Armlänge vor meinem Gesicht aufeinander. Etwas schmatzte ekelerregend.
Ich wunderte mich noch, was wohl dieses Geräusch hervorgerufen haben mochte, da schien mich ein Gewicht auf die Knie zu ziehen. Niflingyr warf etwas Schlaffes, Blutverschmiertes in die Luft, fing es auf und schluckte.
Ich wollte mich abstützen, um auf die Beine zu kommen, geriet ins Taumeln, sah auf meine rechte Hand und jäh wurde mir übel.
Sie war nicht mehr da.
Ratlos sah ich auf Reste der schmutzigen Spitze, die
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