Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
Rinde flog umher.
Ich stolperte rückwärts und zog Yasildôr.
Sofort durchflutete mich wieder dieses Gefühl grenzenloser Überlegenheit, erkannte ich, welch ein Wurm dieser Orelût war. Meine Klinge durchschnitt die Schnüre der magischen Peitsche, als seien sie nichts weiter als die feinen Haarbänder einer verwöhnten Königstochter.
Orelût trat zügig den Rückzug an.
Ich hörte ihn etwas von einem grünen Schwert brüllen. Dann waren meine drei Widersacher auch schon auf und davon. Beinahe wäre ich so wahnsinnig gewesen, ihnen nachzusetzen. Ich zwang mich, die Klinge wieder in die Waffenscheide gleiten zu lassen und sofort war ich wieder der abgekämpfte und desillusionierte Drachenjäger, dem nur zu bewusst war, dass man als Einarmiger die Konfrontation mit drei Gegnern nicht ohne Not erzwingt.
Die verbliebene Hand auf dem linken Knie keuchte ich in der Hocke vor mich hin und dachte nach.
Die drei hatten gewusst, dass ich ihnen entgegenkam. Wo genau ich Deckung gesucht hatte.
Rychford kam mir in den Sinn, der mich auf das Glitzern eines Fernrohrs aufmerksam gemacht hatte.
Als sich mein Atem beruhigt hatte, zog ich das Amulett hervor. Hatte es gegen den Drachenbann gewirkt? Nein. Also war es eine Fälschung. Wozu hatten mir die drei ein gefälschtes Amulett gegeben mit dem Rat, es immer bei mir zu tragen?
Ich lief zum Fluss, suchte mir ein hübsches Stück treibenden Abfall – eine Kiste, die gut im Wasser lag – verstaute das Amulett darin und gab ihr einen kräftigen Stoß, damit sie weiter in die Strömung geriet.
Sollten die drei mich künftig flussabwärts suchen. Ich hingegen hatte in der entgegengesetzten Richtung zu tun.
Auf demselben Weg in die Höhle zurückzukehren, auf dem ich sie verlassen hatte, schien allerdings ein wenig aussichtsreiches Unterfangen. Was blieb? Das Haupttor.
Nackte Haut auf Gold
Warum sollte ich nicht frech durch den Haupteingang kommen? Schließlich hatte mir Niflingyr durch Azelôt den Befehl zukommen lassen, zurückzukehren.
Allerdings mit Veshiras Kleinen.
Ich würde behaupten müssen, sie verloren zu haben. Nun, das war ja nicht einmal gelogen.
Ein größeres Problem war zunächst der Aufstieg zur Drachenhöhle. Ich quälte mich aufwärts, rutschte dabei mehrfach meterweit wieder nach unten, schlug mir Knie, Kinn und Ellenbogen blutig und wollte schon aufgeben, als ich einen Drachen im Anflug entdeckte. Einen kurzen, trügerischen Moment meinte ich, Lynfir zu erkennen. Doch es war ein vollkommen Fremder.
Ich rief, winkte, brüllte. Er bemerkte mich nicht, oder ignorierte mich wissentlich. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich weiter aufwärts zu kämpfen.
Zerschunden und vollkommen ausgelaugt saß ich dann auf halber Strecke zum Tor und kam nicht mehr weiter. Die Dämmerung hatte längst eingesetzt und sehr bald würde es stockdunkel sein. Also würde ich auf einem Felsabsatz von der Größe einer Vorlegeplatte die Nacht verbringen müssen. Oder wieder absteigen.
Nun, das kam gar nicht in Frage. Ich versuchte gerade, eine halbwegs bequeme Stellung auf diesem Stückchen Fels zu finden, da entdeckte ich rechts von mir einen Lichtschimmer. Er musste von einer ganz armseligen Funzel kommen, schwach wie er war, aber wer entzündete hier an der unzugänglichen Bergflanke überhaupt ein Licht?
Unwillkürlich dachte ich an Irrlämpchen, wie sie die Sumpfwichte tragen, um dich ins Verderben zu ziehen. Still verharrte ich.
Dann gab es einen heftigen Schlag. Beinahe wäre ich vor Schreck über die Felskante getreten und den Berg hinabgestürzt. Meine Finger ertasteten Metall. Ein Pfeil. Ein Trarkar-Pfeil. Bisher hatte ich nur zweimal mit so etwas zu tun gehabt. Diese Geschosse waren wie ein Schwert aus Stahl gefertigt und mit einem Zauber versehen, der für einen winzigen Augenblick alles verflüssigte, was mit der Spitze in Berührung kam. Beispielsweise harten Fels. Deswegen kann man sie benutzen, um ein Seil im Gestein zu verankern. Ich fuhr am Pfeilschaft entlang und tatsächlich: Ein dünnes Seil war daran befestigt.
Damals, als unser Coup zu tragisch gescheitert war, hatten wir einen Trarkar-Schützen in unserer handverlesenen Gruppe gehabt: Sirluîn.
Ich ergriff das Seil, stemmte die Füße ein und hangelte mich dann dorthin, wo mich der Schütze erwarten würde.
Nach einer schweißtreibenden Kletterei erreichte ich die Stelle, von der der Lichtschimmer kam. Eine schmale Hand streckte sich mir
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