Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
Hoffentlich in den Niminefluss, der nicht weit entfernt von den Bergen herabkam.
Sehr schnell beschleunigte sich meine Fahrt auf der Tonne und ich war nicht überrascht, als es mich irgendwohin abwärts riss. Ein frischer Windzug ließ den Gestank noch übelkeiterregender werden.
Dann roch ich gar nichts mehr, denn ich geriet unter Wasser und durfte das Aroma nun schmecken, während es mich davon riss, abwärts, tief hinab und ich dann doch das Bewusstsein verlor.
Ich lag auf einem glitschigen Untergrund und alles tat weh. Hoch über mir bewegten sich Baumwipfel inmitten eines köstlich blauen Himmels.
Ich spuckte Wasser aus, dann tastete meine Hand herum und stieß auf allerlei, das schleimig und halb verrottet war.
Mühsam kam ich auf die Füße.
Mit dem Abwasser aus der Drachenhalle war ich tatsächlich in den Nimine gespült worden und die Strömung hatte mich zusammen mit Abfall in einer Flussbiegung ans Ufer getragen.
Meine Kraft reichte vorerst nur für wenige Schritte und ich musste erst einmal verschnaufen.
Nach einer Weile las ich einen pitschnassen Ast auf und begann, Fragen in den Schlamm zu schreiben. Zittrig vor Erschöpfung und weil ich es mit links tun musste.
Wie ermordet man einen Drachen, ohne dass eine Spur zurückbleibt?
Wo ist die Phiole der Unterwerfung?
Wer ist Anlys? Woher kommt sie?
Weshalb war Mygra bei Nyredd und warum hilft sie mir?
Weshalb flog Niflingyr vom Tatort weg? Wohin?
Was haben die Drachenritter mit all dem zu tun?
Weshalb hat mich Sirluîn jahrelang belogen?
Wer hat Virtûsh ermordet und weshalb?
Was wissen Rolan, Orelut und Gomdelin?
Und, in noch zittrigerer Schrift:
Leben Lynfir und Veshira?
Diese letzte Frage starrte ich lange an, ehe ich sie mit dem Fuß auslöschte.
Mir lief die Zeit weg. Ich musste Antworten finden. Und einen Mörder. Einen Ausweg aus meiner ganzen Misere.
Ich musste meine drei Schutzbefohlenen in Sicherheit bringen.
Wieder starrte ich auf die wackeligen Buchstaben im Schlamm und hackte und kratzte sie dann mit dem toten Ast alle weg, als könnte ich sie so auch aus meinen Gedanken vertreiben.
Acht Fragen. Oder neun.
Und nur auf eine wusste ich ziemlich sicher eine Antwort. Ich ahnte schon lange, wo die Phiole der Unterwerfung geblieben war.
Doch. Das war ziemlich klar.
Nur half mir diese Erkenntnis nicht.
Während ich durch das flache Uferwasser watete, grübelte ich über kaum bekannte Gifte und abgefeimte magische Mordmethoden nach.
Ich war ein erfahrener Drachenjäger. Ich kannte jede nur denkbare Art, einen Drachen ums Leben zu bringen. Und keine davon kam in Frage.
War Nyredd überhaupt ermordet worden?
War das Ganze viel Lärm um nichts?
Ich hätte mir am liebsten die Haare gerauft. Aber dazu kam ich nicht, denn das Schicksal hatte nicht vor, mir eine längere Verschnaufpause zu gönnen, ehe es mir die nächste Herausforderung vorsetzte.
Ich hörte ein Husten vom gegenüberliegenden Ufer.
Ein erfahrener Drachenjäger schaut nicht dorthin, wo er ein verdächtiges Geräusch gehört hat. Er ruft nicht: „Hallo, ist da jemand?“ Er rennt auch nicht davon. Vielmehr gibt er sich alle Mühe, so zu tun, als habe er nicht das Geringste bemerkt. Also bückte ich mich nach einem angeschwemmten alten Lumpen, falls ein Pfeil nach mir gezielt wurde, und war im nächsten Augenblick zwischen all dem Abfall aus der Drachenhöhle verschwunden. Kaum außer Sicht, hatte ich es äußerst eilig. Zwei Steinwurfweiten entfernt ließ ich mich wieder ins schmutzige Wasser des Nimine gleiten, tauchte unter und nutzte die Strömung, um mich flussabwärts tragen zu lassen.
Sich mit nur einer Hand aus eben dieser Strömung ans Ufer zu kämpfen, erwies sich als Kraftakt. Keuchend krabbelte ich durch Schlamm und Gras und dann über Waldboden, um in den Rücken desjenigen gelangen, der so unklug gewesen war, sein Husten nicht zu unterdrücken.
Ich musste gar nicht lange suchen. Lange, ehe ich die Stelle erreichte, hörte ich jemand über Fallholz stapfen. Leise sank ich hinter einem Baumstamm in die Hocke.
Gomdelin.
Ja, das passte. Und wo der Zwerg war, konnten seine beiden neuen Busenfreunde nicht weit sein. Kurz darauf sah ich auch schon Rolan.
Der Dritte im Bunde hätte mir beinahe den Garaus gemacht. Orelût bewegte sich nämlich wie immer leise und, wie ich feststellen musste, zielstrebig auf mich zu, so als gäbe es gar keinen Baumstamm, der mich verbarg. Im nächsten Augenblick klatschte auch schon die Avela neben mir auf und
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