Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
des Flusslaufes, der eine Schleife beschrieb. Früher hatte es das Flüsschen nicht gegeben, es war erst mit den Magiern des Clans gekommen, als jene sich endgültig entschieden hatten, die Stadt zu bevölkern und zu ihrer Wohnstatt zu machen. Loj hatte es nicht eilig – ach, wie schön wäre es, einfach nur so umherzubummeln und dann nach Hause zurückzukehren; schließlich ging sie über ein zierliches Brückchen und blieb stehen, um der Kraft zu lauschen. Der fremden Kraft …
Hier kam niemand mehr zufällig her. Und wenn sich doch mal jemand verirrte, würde ihm schnell bedeutet, dass er hier fehl am Platz war. Zuerst würde ein unerwarteter Schauer dafür sorgen, dass er bis auf die Knochen durchnässt wäre; als Nächstes würde er in eine aus dem Nichts aufgetauchte Pfütze stolpern; und dann käme ein Wassermonster – nicht gerade ein angenehme Erfindung – und würde sich an seine Fersen heften; spätestens dann würde auch der Dümmste verstehen, dass es besser wäre, von hier zu verschwinden.
Aber Loj hatte nichts dergleichen zu befürchten. Man würde ihre Kraft schnell spüren … Torn benachrichtigen … und dann konnte es losgehen.
Sie setzte sich auf ein Bänkchen gegenüber der Magierschule und stellte sich darauf ein, eine Zeit lang zu warten. Sie beobachtete die spielenden Kinder … viele, sehr viele Schüler hatte das Wasser. Es hieß, die Lehranstalten des Feuers und der Luft seien in den letzten Jahren schwächer geworden. Es war traurig, denn so etwas störte das Gleichgewicht zwischen den Clans und begünstigte Streitereien und Kämpfe. Natürlich, Quantität war nicht gleich Qualität, und ein durchschnittlicher Schüler der Luft war vermutlich
stärker als ein durchschnittlicher Schüler des Wassers. Aber bei einer solchen Menge an Magiern spielte die Meisterschaft und Genauigkeit des einzelnen Zauberers schon nicht mehr die entscheidende Rolle.
Aber die Kinder hier spielten genau so, wie alle Kinder eines jeden Clans es taten, und stürzten sich nach dem Unterricht begeistert hinaus an die frische Luft. Einige versuchten Peitschen zu wirken, wobei sie verstohlen zu den Fenstern hinaufblickten, denn offiziell war ihnen die Kriegsmagie strengstens verboten. Zweien von ihnen gelang es tatsächlich – und jetzt hieben sie mutwillig aufeinander ein und versuchten die Waffe des anderen zu zerschlagen. Loj schüttelte den Kopf; das würde nicht ohne Verletzungen abgehen, die beiden konnten froh sein, wenn sie keine Fleischwunde davontrugen. Eine ganze Schar formte einen Wasserdämon – erfolglos, natürlich, denn dafür war mindestens der siebte Rang vonnöten, und das dazugehörige Wissen wurde auf der Schule gar nicht gelehrt. Einige ältere Schüler führten ein tiefschürfendes Gespräch, während sie immer wieder zu Loj hersahen. Genau wie die Studenten am Bahnhof … Loj musste lachen.
»Loj Iwer?«
Sie wandte sich um.
Die Abordnung war völlig lautlos an sie herangetreten. So lautlos, dass Loj ihr Nahen erst eine Minute zuvor gespürt hatte und von diesem Moment besonders interessiert auf den Schulhof gestarrt hatte.
Drei Magierkämpfer. Und ein Magier dritten Ranges.
Oho!
Verwegener Übermut erfasste Loj. Wenn schon so ein wichtiges Vögelchen … ach nein, so ein wichtiger Fisch auftauchte, um sie zu holen. Das hieß, Torn wusste bereits
Bescheid. Er spie schon Gift und Galle. Warf mit Befehlen um sich wie ein Hecht mit seinem Rogen.
Lass uns spielen, Kätzchen …
»Ach, Kinder, ich war es schon müde zu warten …« Loj lächelte liebenswürdig und erhob sich von der Bank. »Ich habe mir euren Nachwuchs angesehen. Da wachsen Talente heran!«
»Talente gibt es nicht allzu viele«, antwortete der älteste Magier, ohne seinen aufmerksamen Blick von ihr abzuwenden. Sein Gesicht war bleich und leidend; entweder litt er tatsächlich an einer Krankheit, oder er hatte in letzter Zeit eine große Menge Kraft verloren. »Alle Talente sind schon eingezogen worden.«
»Eingezogen?«, wunderte sich Loj lauthals. »Soll das heißen, der Clan des Wassers zieht gegen jemanden in den Krieg?«
Der Magier biss sich auf die Lippen und lächelte dann. »Das würden wir auch gerne wissen. Loj Iwer, Magister Torn wartet in seiner Wohnung auf Sie.«
Loj hob kaum merklich die Augenbrauen, aber der Magier begriff die Andeutung.
»Ich bitte Euch, hochwohlgeborene Dame, Magierin ersten Ranges, Oberhaupt der Katzen, Loj Iwer, dem hochwohlgeborenen Herrn und Magier ersten Ranges, dem Oberhaupt
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