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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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des Clans des Wassers, Torn Nagajew, einen Besuch abzustatten.«
    Loj reichte dem Magier graziös ihre Hand, und der drückte sie an seine Lippen, ehe ihm noch klar war, was er da tat. Dann riss er sich los … blickte ihr in die Augen … und sein Blick wurde trüb. Noch einen Augenblick lang hielt Loj den Magier an der unsichtbaren Leine, die aus kaum wahrnehmbaren Bewegungen der Arme, aus feinster Mimik, geschmeidigen
Wendungen des Körpers, dem Pulsieren des Blickes und einer Welle Pheromone geknüpft war.
    Nein, sie hatte nicht vor, sich Kontrolle über den Magier zu verschaffen. Torn würde es spüren und einen schrecklichen Aufruhr veranstalten. Dieser Mann sollte einfach nur wissen, mit wem er es zu tun hatte; wehe dem, der glaubte, dass ein Magier dritten Ranges aus dem Clan des Wassers mehr bedeutete als ein Magier ersten Ranges aus dem Clan der Katzen.
    »Mit Vergnügen nehme ich die Einladung des geschätzten Herrn Torn an.«
    Im Augenwinkel nahm Loj ein deutliches Glitzern von Tau im Laub eines Baumes wahr. Ein Glitzern, das sich zu den grotesken Zügen von Torns Gesicht zusammensetzte.
    Na und, sollte sich der Magier doch den Kopf zerbrechen, warum Loj allein kam – sich allein in seine Hände begab!
     
    Hier waren sogar die Sonnenuntergänge nicht richtig.
    Die Sonne, die sich den ganzen Tag lang träge über das Himmelsgewölbe geschoben hatte, ging jetzt so zielstrebig am Horizont unter, dass die Welt innerhalb von wenigen Augenblicken fast ganz von Dunkelheit erfüllt war.
    Viktor dachte, dass das vielleicht mit der Luft zusammenhängen könnte. Vielleicht war sie zu sauber, ohne den Ruß und Staub von der Anderen Seite. Woher sollte der lange, schöne Untergang kommen?
    Übrigens war eine solche Erklärung hier fremd, da sie aus einer anderen Welt herrührte. Vielleicht war sie auch hier richtig, aber sie konnte ebenso gut völlig bedeutungslos sein.

    Tel schlief ausgestreckt auf dem Bett. Das Gesicht hatte sie im Kissen vergraben, die Hände an die Brust gepresst. Unwillkürlich verspürte Viktor eine Regung von Fürsorglichkeit, vermischt mit Unruhe. Er musste das Mädchen beschützen …
    Was für ein Quatsch! Tel fühlte sich in dieser Welt doch wie ein Fisch im Wasser, wie ein Vogel in der Luft. Sie würde zweifellos aus jeder noch so großen Unannehmlichkeit herausfinden! Wenn es nötig wäre, würde sie eben wieder davonlaufen und ihn allein lassen, und wenn ihr danach war, würde sie wieder auftauchen. Um sich selbst sollte er sich sorgen …
    Und trotz allem konnte er nichts gegen diesen unausrottbaren, dummen, männlichen Beschützerinstinkt tun. Vor allem gegenüber einer Frau und erst recht einem Mädchen. Es war lächerlich, wenn man ihre Kräfte und Fähigkeiten nüchtern miteinander verglich, dennoch, es waren ja genau diese Reflexe, die den Menschen zum Menschen machten.
    Viktor holte sein Schwert hervor und legte es sich auf die Knie. So saß er eine Weile da und stellte sich vor, was er für ein Bild abgab.
    Mehr als komisch. Ein Zugabteil in der besten Tradition des 19. Jahrhunderts. Draußen bricht die Nacht herein. Ein Mädchen in vertrauensseligem Schlaf. Schwache Geräusche aus dem Nachbarabteil, wo die Magiermörder sitzen. Und er selbst, mit einem Schwert in den Händen und der versteinerten Miene eines Helden …
    Viktor lachte leise vor sich hin. Nein, dann schon lieber ein Fluss mit Brücke. Alles war besser als dieses Warten. Er streckte die Hand aus und legte ganz vorsichtig, um jedes Geräusch zu vermeiden, den Porzellanschalter um. Über
dem Bett strahlte gedämpftes Licht unter einem mattierten Lampenschirm hervor.
    Im Grunde gefiel ihm diese Welt ja! Es lag etwas anziehend Nostalgisches in dieser trägen, sich langsam entfaltenden Technik. Wenn schon Dampfkaft – dann so genutzt wie hier, denn immerhin fuhr die Lokomotive doch hundert Stundenkilometer und bewegte sich dabei ganz gleichmäßig. Offenbar wurden die Gleise gut instand gehalten. Und wenn schon Elektrizität, dann solche, die für angenehmes weiches Licht sorgte. Keine gleißende Helligkeit. Alles war friedlich, zuverlässig, solide.
    Wenn nur diese Magie nicht wäre … tödliche Magie.
    Es klopfte an der Tür, ganz leise. Viktor stand auf, das Schwert in der Hand, und ging zur Tür.
    »Wer ist da?«
    »Der Schaffner«, antwortete ihm eine Stimme im Flüsterton.
    Nach kurzem Zögern öffnete Viktor die Tür.
    Es war tatsächlich der Gnom. Im Gang herrschte Ruhe, als ob sich alle Reisenden früh zum

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