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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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und die Wellen unruhig ans Ufer schwappten, waren die Blumen umgeknickt, als hätte sich jemand einen Weg durch das Dickicht ihrer Stängel gebahnt. Irgendein kleines Wesen musste es gewesen sein. Zwergenklein.
    »Da!« Fliegenbein sprang von seinem Sitz auf und stieß sich den Kopf an der Decke des Flugzeugs. »Da vorn läuft Kiesbart.« Lola lenkte ihr Flugzeug aufs Ufer zu.
    Erschrocken schob der Steinzwerg den Kopf aus den leuchtenden Blüten und guckte zu dem brummenden Etwas hinauf, das genau auf ihn zuflog. Der Zwerg überlegte nicht lange. Blitzschnell rannte er zurück zum Wasser.
    Lola Grauschwanz riss das Flugzeug herum. Am Seeufer hatte sie ihn eingeholt. Kiesbart rannte mit seinen kurzen Beinen, so schnell er konnte.
    »Pack ihn dir, Humlumpumkluss!«, rief Lola.
    Sie schob das Cockpit auf und flog so niedrig, dass das Fahrgestell des Flugzeugs die Blüten streifte. Fliegenbein nahm all seinen Mut zusammen, beugte sich weit aus dem Flugzeug und streckte seinen Arm aus, um Kiesbart am Kragen zu packen. Doch im selben Augenblick schwappte das Wasser des Sees schäumend ans Ufer. Ein gewaltiges Maul tauchte aus den Wellen auf und - schnappte nach dem fliehenden Zwerg. Haps, weg war er.
    Mit einem Ruck wendete Lola das Flugzeug - und Fliegenbein plumpste auf seinen Sitz zurück.
    »Er hat ihn gefressen!«, rief die Ratte ungläubig. »Einfach gefressen !«
    »Weg!«, zeterte Fliegenbein. »Weg hier! Schneeell!«
    »Leichter gesagt als getan«, rief Lola und kämpfte verzweifelt mit ihrem Steuer.
    Das kleine Flugzeug torkelte und taumelte. Es kam einfach nicht weg von Nesselbrands blitzenden Zähnen, die wieder und wieder zuschnappten. Immer weiter kroch er aus dem Wasser, getrieben von seiner Wut auf das schwirrende kleine Ding. Fliegenbein sah gehetzt aus dem Rückfenster. Was war mit Lung? Flog er los?
    »Du hast keinen Looping geflogen!«, jammerte er. »Das war das Zeichen.«
    »Das Monster da unten ist doch wohl kaum zu übersehen!«, brüllte Lola zurück. »Das werden sie wohl auch ohne unser verdammtes Zeichen bemerkt haben!«
    Ihr Flugzeug spuckte. Der Motor stotterte.
    Fliegenbein schlotterte am ganzen Leib. Wieder blickte er durchs Rückfenster. Da sah er etwas Silbernes am Hang der schwarzen Berge auftauchen.
    »Flieg!«, schrie Fliegenbein, als könnte der Drache ihn hören. »Flieg, bevor er dich sieht.«
    Und Lung flog. Er breitete die Flügel aus - und schoss auf den See zu.
    »Nein!«, rief Fliegenbein erschrocken. »Lola, Lola! Lung kommt her.«
    »Verdammt!«, schimpfte die Ratte und wich Nesselbrands Pranke aus. »Er denkt, er muss uns helfen! Halt dich fest, Fliegenbein!«
    Lola riss die Flugzeugnase hoch und flog einen Looping. Über Nesselbrands aufgerissenem Maul. Dann stieg sie höher, flog noch einen und noch einen, bis Fliegenbein der Magen in den Hals rutschte. Der Homunkulus starrte nach unten, wo sein alter Meister durch das Wasser tobte. Dann blickte er in die andere Richtung - und sah Lung regungslos in der Luft hängen.
    »Flieg, o bitte, flieg zu der Höhle!«, flüsterte Fliegenbein, obwohl die Angst vor Nesselbrand sein Herz zum Rasen brachte und das Gebrüll des Ungeheuers ihm die Ohren zerriss.
    »Was ist? Dreht er ab?«, schrie Lola und flog todesmutig eine Spirale um Nesselbrands Hals. Lung drehte ab.
    Wie ein Pfeil flog er davon, während der goldene Drache nur Augen für das kleine Flugzeug hatte, das dumme, kleine Ding, das die Unverschämtheit besaß ihn zu foppen.
    »Er fliegt«, rief Fliegenbein. Seine Stimme überschlug sich fast vor Freude. »Er fliegt zurück, auf die Berge zu.«
    »Wunderbar«, antwortete Lola, gab Gas - und zischte zwischen Nesselbrands Beinen durch. Der schlug mit beiden Pranken nach dem Flugzeug, aber sein Panzer wog schwer und er plumpste schnaufend zurück ins Wasser.
    Fliegenbein sah Lung immer höher steigen, bis er an einem schneebedeckten Hang landete - und plötzlich verschwunden war. Weg, wie fortgewischt.
    »Ratte!«, rief der Homunkulus. »Wir haben es geschafft. Lung ist weg. Er ist in der Höhle.« Mit einem Seufzer ließ er sich in seinen Sitz zurücksinken. »Du kannst abdrehen!«
    »Abdrehen?«, rief Lola. »Wo wir gerade so viel Spaß haben? Nein, jetzt geht es erst richtig los.« Und schon zog sie ihr Flugzeug in weitem Bogen herum und flog auf Nesselbrands Hörner zu.
    »Was machst du?«, rief Fliegenbein entsetzt.
    Nesselbrand hob ungläubig den Kopf, kniff die Augen zusammen und starrte das schwirrende Ding an, das

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