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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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letzten Tagen.«
    »Wir wecken dich, wenn es wieder dunkel wird«, sagte Ben. Er sah hinüber zu den Drachenrücken-Bergen und alle Bilder, die er in den Augen des Dschinns gesehen hatte, tauchten plötzlich wieder auf. »Es kann nicht mehr weit sein«, murmelte er. »Ich bin mir ganz sicher. Komisch. Ist fast so, als wär ich schon mal hier gewesen.«
    »Na, bist du ja auch«, sagte Schwefelfell spöttisch. »Du bist doch der wiedergekehrte Drachenreiter, oder?«
    »Ach, hör auf.« Ben nahm sich zwei von den köstlichen Teigtaschen, die Subaida Ghalib ihm eingepackt hatte, und setzte sich mit der Landkarte neben Lung. Der Drache schlief schon.
    »Dahinten ist alles gelb«, murmelte Ben und biss in seine Teigtasche. »Was das wohl schon wieder bedeuten soll?« Nachdenklich wischte er ein paar Krümel von der Karte. »Na ja, ist ja egal, wir bleiben einfach nah beim Fluss.«
    Fliegenbein steckte verschlafen den Kopf aus dem Rucksack und sah sich um. »Wo sind wir?«, fragte er.
    »Auf dem richtigen Weg«, antwortete Schwefelfell und wühlte in ihrem Rucksack herum. »So ein Mist. Eine Wasserflasche ist ausgelaufen. Und die andere ist so gut wie leer!« Sie stieß Ben an, der sich immer noch über die Karte beugte. »He, Drachenreiter, wenn dir hier alles so bekannt vorkommt, dann weißt du doch bestimmt auch, wo wir Wasser finden, oder?«
    »Wasser?« Besorgt sah Ben auf. Er faltete die Karte zusammen, steckte sie in den Rucksack und sah sich um. »Ich such welches«, sagte er. »Wie sieht's aus, Fliegenbein? Hast du Lust mitzukommen?«
    »Bin schon da.« Der Homunkulus kroch aus dem Rucksack. »Ihr werdet sehen, ich bin ein erstklassiger Wasserfinder.«
    »Allerdings, wir wissen auch alle, warum«, knurrte Schwefelfell.
    »Komm, Schwefelfell, fang nicht schon wieder Streit an.« Ben setzte Fliegenbein auf seine Schulter, hängte sich die Wasserflaschen um den Hals und schlang sich das Tuch um den Kopf, das der Professor ihm geschenkt hatte. »Bis gleich«, sagte er.
    »Bis gleich«, murmelte Schwefelfell und rollte sich neben Lung zusammen. »Nach Pilzen braucht ihr gar nicht erst zu suchen. Nicht mal der kleinste Stäubling würde in dieser Einöde wachsen.«
    Sie schmatzte noch einmal, dann begann sie zu schnarchen.
    »Was ist ein Stäubling?«, flüsterte Ben Fliegenbein zu. »Ich würd nicht mal einen erkennen, wenn er mir in die Hand hüpfen würde.«
    »Ein Stäubling ist ein recht schmackhafter Pilz«, wisperte Fliegenbein zurück. »Es gibt viele Unterarten davon.«
    »Ach ja?« Ben sah ihn bewundernd an. »Mit Pilzen kennst du dich auch aus? Mann, ich wunder mich wirklich, was in deinen kleinen Kopf alles reinpasst. Dagegen ist meiner so leer wie die Wasserflasche hier. Sag mir die Unterarten!«
    Fliegenbein zählte sie auf, während sie sich auf den Weg machten: Beutelstäublinge, Flaschenstäublinge, Bräunliche Stäublinge, Birnenstäublinge - und auch den Igelstäubling vergaß er nicht.
    Ben fand einen Hang, der nicht allzu steil abfiel, und verließ sich auf Fliegenbeins schnuppernde Nase. Schon bald stießen sie auf eine Quelle. Sprudelnd quoll das Wasser zwischen den Steinen hervor und suchte sich dann seinen Weg den Berg hinunter. Ben setzte Fliegenbein auf einen Stein, kniete sich neben die Quelle und tauchte die Flaschen in das klare Wasser.
    »Würde wirklich gern wissen, warum die Ratte da drüben alles gelb schraffiert hat«, murmelte er. Auf den Flanken der gegenüberliegenden Berge war kein Lebewesen zu entdecken. Dunkel fiel ihr Schatten auf das Tal.
    »Ich weiß nicht, junger Herr«, sagte Fliegenbein und rutschte von dem Stein, auf dem er saß. »Aber ich glaube, wir sollten auf schnellstem Wege zu den anderen zurückkehren.«
    »Ach was.« Ben schraubte die Wasserflaschen zu und hängte sie sich um den Hals. »Du hast schon wieder >junger Herr< gesagt. Das nächste Mal kneif ich dir in die Nase.«
    Ben wollte Fliegenbein gerade auf seine Schulter heben, als er plötzlich ein Rauschen über sich hörte. Ein Schatten fiel auf die Felsen ringsum, als zögen Wolken vor die Sonne. Ben sah zum Himmel - und presste sich erschrocken gegen den Berghang. Ein riesiger Vogel schoss auf ihn herab, streckte die Klauen nach ihm aus - und pflückte ihn wie einen Käfer von den Felsen.
    »Junger Herr!«, kreischte Fliegenbein. »Junger Herr!«
    Ben versuchte dem Riesenvogel in die Klauen zu beißen. Er wand sich wie ein Regenwurm, aber nichts half. Der Vogel stieß einen rauen Schrei aus und stieg mit

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