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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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dort mit roten Strichen gezeichnet.
    Araghs Knurren brach jetzt ab, obwohl er seinen Gegner weiterhin gespannt beobachtete und ihn keinen Moment aus den Augen ließ.
    »Geht!« sagte er, ohne den Kopf zu drehen. »Die anderen werden euch nicht folgen, solange ich ihre Mutter in Schach halte. Und sie werden sich nicht gegen mich zusammenrotten, um ihr zu helfen, weil sie wissen, daß die ersten fünf, die mich erreichen, sterben werden, und keiner von ihnen will unter diesen sein.«
    Jim zögerte. Brian sprach für sie beide.
    »Herr Wolf«, sagte er, »wir können nicht zulassen, daß Ihr Euch dieser Übermacht allein entgegenstellt.«
    Aber noch ehe die letzten Worte aus seinem Mund waren, hatte der Kampf wieder begonnen. Wieder erfolgten die Bewegungen zu schnell, als daß man ihnen hätte folgen können; aber diesmal dauerte es länger – bis schließlich ein plötzliches, häßliches, brechendes Geräusch ertönte und Aragh zurücksprang; er stand auf drei Beinen, das linke Vorderbein hing kraftlos herab.
    »Geht!« knurrte er wütend. »Ich sage es doch – geht!«
    »Aber dein Bein …«, begann Jim.
    »Habe ich dich um Hilfe gebeten?« Araghs Stimme bebte vor Zorn. »Habe ich jemals um Hilfe gebeten? Damals, als mich die Bärin erwischte und ich noch klein war und allein und nur drei Beine gebrauchen konnte, tötete ich sie. Ich werde diese Mutter der Sandmerker ebenfalls töten, auf drei Beinen und allein. Geht!«
    Das Ungeheuer zeigte nun ein ausgedehntes Muster von roten, blutigen Kratzern am ganzen Körper. Aber obwohl es heiser keuchte, schien es nicht geschwächt oder langsamer zu sein. Trotzdem schien an Araghs Entscheidung, allein zu kämpfen, eindeutig nichts zu ändern; und es war undenkbar, das bewußte Opfer des Wolfs abzulehnen. Wenn er getötet wurde, war es sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Sandmerker auch die beiden anderen erledigen würden.
    Brian blickte Jim an.
    »Gehen wir«, sagte Jim.
    Der Ritter nickte. Er zog an Blanchards Zügeln und führte das Pferd weiter. Sie entfernten sich, während der Wolf und die gigantische Urmutter der Sandmerker wieder zu kämpfen begannen.
    Die Kampfgeräusche hinter ihnen erstarben bald. Die Dunkelheit und der Nebel hüllten sie ein. Aber Aragh hatte in einem recht gehabt: keiner der kleineren Sandmerker folgte ihnen. Die beiden schleppten sich vorwärts; und lange Zeit sprach keiner von ihnen ein Wort. Dann wandte Brian seinen Kopf zu Jim.
    »Ein sehr tapferer Wolf«, sagte er langsam.
    »Wenn dieser große Sandmerker ihn tötet…«, begann Jim und hörte, wie ihm der Satz im Munde erstarb.
    Er war im Begriff gewesen, Rache zu schwören an dem Mörder, und dann war ihm aufgegangen, daß er nichts tun konnte. Wenn das riesige schwarze Wesen Aragh töten sollte, gab es keine Möglichkeit, wie er es wiederfinden konnte; und wenn er es doch fand, gab es keine Aussicht für ihn, es zu töten, ehe es selbst und seine Legion von Kindern ihn zur Strecke brachten. Er war kein englischer Wolf, dem die schnatternden Stimmen nichts anhaben konnten.
    Es fiel Jim schwer, der Tatsache ins Auge zu sehen, daß er einem grausamen Unrecht wehrlos gegenüberstand. Er hatte sein gegenwärtiges Alter erreicht, ohne jemals daran zweifeln zu müssen, daß jede Ungerechtigkeit mit der Zeit gesühnt und jede Benachteiligung im Leben am Ende ausgeglichen werden müsse. Jetzt mußte er die Schulden, die ihm Araghs mögliches Selbstopfer auferlegte, in dem Wissen akzeptieren, daß er sie vielleicht niemals zurückzahlen konnte. Er marschierte langsam in der unheimlichen, unnatürlichen Dunkelheit dahin, die das Sumpfland umfangen hielt, und vergaß in dem inneren Kampf um einen Weg, mit diesen Schulden zu leben, für den Augenblick, wo er war, und was noch alles mit ihm geschehen konnte.
    Es war hart, Illusionen aufzugeben, die man gehegt hatte; aber es blieb ihm keine andere Wahl. Allmählich, während er sich der Tatsache stellte, lockerte sich sein krampfhaftes Festhalten an dem Glauben, das Leben müsse fair sein, sonst könne man es nicht ertragen, und er fühlte, wie wieder eine Fessel fiel, die die Kraft seines individuellen Geistes hinderte, und in den Wassern des Vergessens verschwand.
    »Es wird dunkler, nicht?« Brians Stimme riß Jim aus seinen Gedanken.
    Jim blickte sich um. Seit sie Aragh und die Sandmerker zurückgelassen hatten, waren sie vielleicht eineinhalb Meilen gegangen; und tatsächlich hatte sich die Luft weiter verdichtet, während gleichzeitig der

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