Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
die Lanze in Jims Richtung. »Aber kein Gebettel um Gnade, das verbitte ich mir!«
    »Natürlich nicht.«
    »Weil ich, verdammt noch mal, nicht darauf eingehen werde! Das ist nicht in meinem Gelübde enthalten. Witwen, Waisen, Männer und Frauen, die der Kirche angehören und ehrenwerte Feinde, die sich auf dem Kampfplatz ergeben. Aber keine Drachen!«
    »Nein«, sagte Jim. »Nichts dergleichen. Ich will Euch nur überzeugen, wer ich wirklich bin.«
     »Es ist mir völlig gleichgültig, wer du in Wirklichkeit sein magst.«
    »Nicht mehr lange«, sagte Jim. »Weil ich nämlich in Wirklichkeit gar kein Drache bin. Ich wurde unter einen … Zauberbann gestellt, der mich in einen Drachen verwandelte.«
    »Eine sehr glaubwürdige Geschichte.«
    »Wirklich!« Jim grub seine Klauen in den Baumstamm, aber die Rinde löste sich unter seinem Griff. »Ich bin ebenso ein Mensch wie Ihr. Kennt Ihr S. Carolinus, den Zauberer?«
    »Ich habe von ihm gehört«, grunzte der Ritter. »Wer hat das nicht? Ich nehme an, du willst behaupten, daß er dich verzaubert hat?«
    »Ich denke nicht daran. Er wird mich zurückverwandeln, sobald ich Mylady gefunden habe, der ich – mit der ich verlobt bin. Ein wirklicher Drache hat sie entführt. Deswegen bin ich so weit von zu Hause fort. Seht mich doch an. Sehe ich etwa aus wie einer von Euren gewöhnlichen Teichdrachen?«
    Der Ritter betrachtete ihn.
    »Hmm«, sagte er und rieb nachdenklich seine Hakennase. »Wenn ich mir das so überlege, bist du etwa eineinhalb mal so groß wie das Gesindel, das mir sonst über den Weg zu laufen pflegt.«
    »Carolinus hat herausgefunden, daß man Mylady in den Verhaßten Turm gebracht hat. Er hat mich ausgeschickt, um einige Gefährten zu gewinnen, damit ich ausziehen und sie retten kann.«
    Der Ritter staunte.
    »Der Verhaßte Turm?« wiederholte er.
    »Richtig.«
    »Ich habe noch nie von einem Drachen gehört – oder auch von jemand anderem, der einigermaßen seine fünf Sinne beieinander hat –, der zum Verhaßten Turm ziehen wollte. Wäre selber nicht erpicht darauf. Beim Himmel, wenn du wirklich ein Drache bist, dann hast du Courage!«
    »Aber ich bin keiner«, sagte Jim. »Deswegen habe ich auch … äh … Courage. Ich bin ein Gentleman, wie Ihr auch, und mein Ziel ist es, Mylady zu retten, die ich liebe.«
    »Lieben?« Der Ritter griff in eine Satteltasche, holte ein weißes Tuch hervor und schneuzte sich. »Also, das ist wirklich rührend. Du liebst dieses Fräulein?«
    »Liebt nicht jeder Ritter seine Dame?«
    »Nun ja …« Der andere steckte sein Taschentuch wieder weg. »Einige ja, die anderen nein, so wie die Politik heutzutage ist. Aber es ist wirklich ein Zufall. Weißt du, ich liebe Mylady auch.«
    »Also dann«, sagte Jim, »habt Ihr doch noch mehr Grund, mich nicht in meinen Bemühungen um die Rettung von Mylady zu behindern.«
    Der Ritter verfiel wieder in einen seiner Augenblicke offensichtlichen Nachdenkens.
    »Woher weiß ich denn, daß du mir die Wahrheit sagst?« sagte er schließlich. »Ihr verfluchten Drachen könnt einem ja alles mögliche erzählen.«
    Jim hatte plötzlich eine Eingebung.
    »Ich sage Euch etwas«, sagte er. »Haltet Euer Schwert hoch, mit der Spitze nach unten. Ich werde auf das Griffkreuz schwören, daß das, was ich sage, die Wahrheit ist.«
    »Aber wenn du doch ein Drache bist, was soll das dann helfen? Verdammt noch mal, Drachen haben keine Seele!«
    »Natürlich nicht«, gab Jim zurück. »Aber ein christlicher Gentleman hat eine; als christlicher Gentleman würde ich es nicht wagen, falsch zu schwören, oder?«
    Jim konnte sehen, wie der Ritter einige Momente lang sichtlich mit dieser verdrehten Logik kämpfte. Schließlich gab er es auf.
    »Nun gut«, sagte er, hielt sein Schwert an der Klinge hoch und ließ Jim darauf schwören.
    Er steckte das Schwert in die Scheide zurück. Jim ließ den Baum los und kam, halb springend, halb flatternd, auf die Erde zurück.
    »Es könnte sein …«, sagte der Ritter verdrießlich und starrte Jim an, wie er da auf seinen Hinterbeinen stand und die Rinden- und Zweigstückchen von seinen Vorderpranken wischte. »Am letzten Michaelitag kam ein Fahnenträger in einer grauen Mönchskutte zur Burg und sagte mir einen Vers, bevor er wieder ging:
     
    ›Glück fall dir zu in jeder Schlacht,
    Wenn deine Sach' du recht bedacht.‹
     
    Aber ich sehe keinen Sinn darin.«
    »Nicht?« fragte Jim, während sich seine Gedanken jagten. »Ich würde sagen, es ist völlig klar. Weil

Weitere Kostenlose Bücher