Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
de Chaney, gegenwärtig Herrin der Burg Malvern. Ihr Vater, Sir Orrin, zog Pfingsten vor drei Jahren weniger fünf Tage in den Krieg gegen die Heiden im Osten; und seitdem ist keine Nachricht mehr von ihm gekommen. Wenn es nicht deswegen wäre, und wenn ich nicht ständig im ganzen Land herumschwirren müßte, um Ruhm zu gewinnen und so weiter, wären wir schon verheiratet.«
»Warum tut Ehr es denn dann? Ich meine, im ganzen Land herumreiten?« fragte Jim neugierig.
»Gott im Himmel, Geronde besteht darauf! Wenn wir erst einmal verheiratet sind, möchte sie eben, daß ich gesund nach Hause komme.«
Jim konnte dieser Argumentation nicht folgen. Er teilte das Brian mit.
»Aber wie macht man das denn bei Euch, jenseits des Meeres?« wollte Sir Brian wissen. »Sobald ich verheiratet bin und mein eigenes Land besitze, muß ich ein Gefolge zur Verfügung haben, wenn mich Mylord oder der König zum Kriegsdienst rufen. Wenn ich dann keinen Namen habe, bin ich gezwungen, mit einem zerlumpten Haufen von Bauerntölpeln und Dummköpfen von meinen eigenen Feldern auszuziehen, die wahrscheinlich beim ersten Anblick von ausgebildeten Kriegern Fersengeld geben, so daß mir nichts anderes übrigbleibt, als unverzüglich, schon um der Ehre willen, wenn nicht aus anderen Gründen, umzukommen. Andererseits, wenn ich weithin als Krieger von einigem Wert bekannt bin, werden gute, erfahrene Männer zu mir kommen und unter meiner Fahne kämpfen wollen, weil sie wissen, daß ich gut auf sie aufpassen werde. Und im Gegenzug werden sie gut auf mich aufpassen.«
»Ach so«, sagte Jim.
»Und außerdem«, rühr Sir Brian gedankenverloren fort, »hält einen dieses Herumjagen in Form. Obwohl ich sagen muß, daß einem diese Teichdrachen, die wir hier haben, nicht sehr viel Leistung abverlangen. Deswegen hatte ich einen Augenblick lang große Hoffnungen auf Euch gesetzt. Es ist nicht gut, mit den Nachbarn zu üben, wißt Ihr. Zuviel Gelegenheit, die Beherrschung zu verlieren, und dann entsteht daraus die schönste Fehde.«
»Aha«, sagte Jim.
»Aber«, sagte Sir Brian etwas aufgeheitert, »Ende gut, alles gut. Und Euer Vorhaben, Eure Dame zu retten, kann sicher mehr zu meinem Ruf beitragen als ein Dutzend Teichdrachen. Obwohl, wie ich schon sagte, ich zuerst die Erlaubnis von Geronde einholen muß. Glücklicherweise ist Burg Malvern nur eineinhalb Tagesritte von hier entfernt. Allerdings lange Tage; daher sollten wir uns jetzt wohl besser auf den Weg machen.«
»Auf den Weg machen?«
»Auf die Reise. Um vorwärtszukommen, Sir James!« Brian blinzelte zur Sonne hinauf. »Wir haben nur noch einen halben Tag Licht, und das bedeutet, daß wir erst am Mittag des zweiten Tages oder noch später die Tore von Burg Malvern erblicken können. Also, wollen wir?«
»Haltet mal einen Augenblick ein«, sagte Jim. »Sprecht Ihr davon, daß wir beide zu dieser Burg Malvern ziehen sollen? Warum?«
»Mylord, ich habe Euch doch erklärt, warum«, sagte Brian mit einem Anflug von Ungeduld und zog sein Pferd am Zügel herum, sodaß es nach Osten schaute. »Die Dame Geronde muß zuerst ihre Erlaubnis geben. Schließlich bin ich ihr vor allem anderen verpflichtet.«
Jim war verblüfft.
»Ich kann Euch noch immer nicht folgen«, sagte er schließlich. »Erlaubnis wofür?«
Aber Brian trieb sein Pferd schon vom Meer weg. Jim beeilte sich, ihn einzuholen.
»Erlaubnis wofür?« wiederholte er.
»Sir James«, sagte Brian streng und wandte den Kopf, um Jim gerade in die Augen zu sehen – wenn er zu Pferde saß, war sein Gesicht gerade eben auf gleicher Höhe mit Jims Kopf, wenn Jim auf allen vieren ging. »Wenn diese ständigen Fragen eine Art Scherz sein sollen, so zeugt das von bedauerlich schlechtem Geschmack. Wofür sonst sollte ich wohl die Erlaubnis von Mylady einholen als dafür, Euch auf Eurem Abenteuer zu begleiten und einer der Gefährten zu sein, die Ihr nach Euren eigenen Worten sucht.«
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S IE GINGEN SCHWEIGEND DAHIN , Seite an Seite. Brian auf seinem Pferd blickte starr geradeaus und machte einen etwas unzugänglichen, gekränkten Eindruck. Jim war damit beschäftigt, sich an die Vorstellung von einem Ritter als Gefährten allmählich zu gewöhnen.
Er hatte nicht wirklich achtgegeben, als Carolinus die Worte des Wachkäfers wiederholt und gesagt hatte, Jim würde Gefährten sammeln, die ihm helfen sollten, Angie zu retten und den Dunklen Mächten entgegenzutreten. Aber, soweit er überhaupt darüber nachgedacht hatte, er hatte
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