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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Stärkerem als dem Einmaleins, mit dem er ihnen Widerstand leisten konnte. Verzweifelt begann er, den Text seiner Doktorarbeit über die Veränderungen der gesellschaftlichen Bräuche durch den Aufstieg der Städte in Frankreich während des Hundertjährigen Krieges herzusagen. Nacht für Nacht hatte er nach Beendigung aller anderen Arbeiten müde unter dem Licht seiner Schreibtischlampe gesessen und diese Arbeit zusammengezimmert. Wenn er irgend etwas kannte, das einen Schutzzauber enthielt, dann war es diese Arbeit.
     
     »Die Untersuchung der direkten Auswirkungen des Einmarschs der Engländer in Westfrankreich in den beiden Dekaden unmittelbar nach den fünfziger Jahren des zwölften Jahrhunderts«, murmelte er, »zeigt einen bemerkenswerten Veränderungsprozeß, dessen Wirkung von den Betroffenen selbst unbemerkt blieb. Besonders der Hafen von Bordeaux…«
     
    Plötzlich erkannte er zu seiner Freude, daß es funktionierte. Alle diese Anstrengungen um Mitternacht, die er an die Arbeit gewandt hatte, hatten einen geistigen Automatismus bewirkt, der zu stark war, als daß ihn das Geschnatter der Sandmerker hätte behindern oder gar aufhalten können. Solange er es schaffte, die Worte in seinem Gehirn am Fließen zu halten, konnte er die Sandmerker abwehren. Es war, als werde das Geschnatter jetzt durch eine Schranke blockiert, die nur die harmlosen Geräusche durchdringen ließ. Die Doktorarbeit hatte zweihundertzwanzig zweizeilig geschriebene Seiten umfaßt, als sie fertig war. Dieses Material würde sich nicht so schnell erschöpfen wie das Einmaleins. Er blickte über das Feuer hinweg zu Brian und sah, daß der immer noch betete. Keiner von ihnen wagte auszusetzen, um mit dem anderen zu sprechen, aber Jim versuchte mit Blicken zu signalisieren, daß er standhielt, und er glaubte zu erkennen, daß Brian ihn verstand und ihm eine entsprechende Botschaft zurückschickte.
    Die Sandmerker waren jetzt ganz nahe – gerade außerhalb des Feuerscheins; und das Geräusch ihrer Stimmen war so schrill und alles übertönend, daß Jim kaum den Klang seiner eigenen Stimme in den Ohren vernehmen konnte. Trotzdem hielten er und Brian stand, und die Räuber in der Dunkelheit würden nicht anzugreifen wagen, so lange ihre Beute noch den Willen und die Kraft hatte, sich zu verteidigen. Als Jim zu ihm hinblickte, bückte sich Brian und warf noch ein paar Zweige aufs Feuer.
    Flammen schlugen an der neuen Nahrung in die Höhe; und für eine Sekunde glaubte Jim, wenn er die Augen anstrengte, einen Blick auf schattenhafte Gestalten erhaschen zu können, die sich schnell in die tiefere Dunkelheit zurückzogen. Er und Brian hielten weiter Wache und fuhren mit ihren privaten Litaneien fort.
    Die Nacht schleppte sich dahin.
    Das Feuer brannte hell. Die Sandmerker schlichen weiter herum, unterbrachen keinen Augenblick lang ihre Einladung zum Entsetzen. Krächzend, mit vom ständigen, langen Gebrauch heiseren Stimmen sahen sich Jim und der Ritter über das Feuer hinweg an. Sir Brian schwankte ein wenig vor Müdigkeit; und auch Jim fühlte sich schwindlig vor Erschöpfung. Die Dunkelheit um sie herum war weiterhin ungebrochen. Der rauhe, feuchte Geruch der Dämmerung war in der Luft, aber der Tagesanbruch war immer noch einige Zeit entfernt.
    Und jetzt, zum erstenmal, seit er begonnen hatte, seine Doktorarbeit herzusagen, fühlte Jim, daß die Barriere, die er gegen die Stimmen der Sandmerker errichtet hatte, unter ihrem Druck zu zerbröckeln begann. Sein erschöpftes Gedächtnis machte Fehler, verlor die Stelle auf der Seite, die er aus der Erinnerung zitierte, fand sie wieder. Aber in dieser Sekunde der Schwäche hatte die Wirkung des Geschnatters an Boden gewonnen. Es durchdrang die Worte, die Jim mühsam hervorstieß; und es wurde stetig stärker.
    Jim wurde sich bewußt, daß Brian zu sprechen aufgehört hatte. Auch Jim hörte auf, und sie starrten sich über das Feuer hinweg an, während das Geräusch des Geschnatters um sie herum an Lautstärke zunahm, sich triumphierend in die Nacht erhob.
    Der Ritter drehte sein Schwert um, hob es auf, um es in beiden Händen haltend mit der Klinge nach oben zu schwingen.
    »In Gottes Namen«, sagte Brian mit so brüchiger, erschöpfter Stimme, daß Jim ihn kaum verstehen konnte, »wir wollen ihnen entgegengehen, solange wir noch die Kraft dazu haben.«
    Jim nickte. In der Endabrechnung war es vorzuziehen, dem Tod ins Auge zu sehen, anstatt in krankhafter Furcht vor ihm zu fliehen. Er ging um

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