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Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Titel: Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Anführern der Hohlmenschen von Angesicht zu Angesicht gegenübertrat - eine etwas unpassende Formulierung, doch eine bessere fiel ihm nicht ein.
    »Es ist nicht mehr weit bis zu den Anführern der Hohlmenschen«, sagte Snorrl, der unvermittelt an Jims linkem Steigbügel aufgetaucht war und nun neben ihm hertrottete. »Sie warten dort schon seit mehreren Tagen, und der Geruch an diesem Ort wird Eurer Nase wohl kaum zusagen.«
    »So schlimm kann es nicht sein, wenn es sich bloß um Gespenster handelt«, meinte Dafydd, der an Jims anderer Seite ritt.
    »Im Moment sind sie keine Gespenster, Meister Bogenschütze«, entgegnete Snorrl. »Sie sind in jeder Beziehung ebenso menschlich wie Ihr, wenn man davon absieht, daß man sie nur dann sehen kann, wenn sie bekleidet sind. Daher machen sie auch denselben Dreck, den Menschen nun einmal machen. Allerdings sind sie wohl eher noch ein bißchen schlimmer, da sie vor nichts und niemandem Respekt haben, nicht einmal vor einander.«
    Er öffnete den Rachen in lautlosem wölfischem Gelächter.
    »Bloß vor mir haben sie Respekt.«
    »Wie das?« fragte Dafydd neugierig. Als Snorrl dies Jim gegenüber erwähnt hatte, war er nicht dabeigewesen.
    »Das weiß ich nicht - und es ist mir auch egal«, antwortete Snorrl. »Aber es macht mir Spaß, wenn sie sich vor mir furchten, so wie Menschen sich vor dem Teufel fürchten!«
    »Den Gestank müssen wir ertragen«, sagte Jim.
    »Das werdet Ihr schon«, meinte Snorrl. Er klappte das Maul wieder zu. »Ich nehme an, Ihr wollt nicht, daß ich in magisch verwandelter Gestalt an der Beratung teilnehme?«
    »Nein«, sagte Jim, »erst beim endgültigen Treffen. Ich glaube, die Wirkung wird größer sein, wenn sie vorher nicht wissen, daß Ihr dabeisein werdet.«
    Abermals lachte Snorrl.
    »Da könntet Ihr wohl recht haben«, sagte der Wolf.
    Auf einmal reckte er die Nase, so hoch es ging.
    »Sie haben einen Wachposten aufgestellt«, sagte Snorrl. »Er sitzt vor uns in einem Baum. Noch ein paar Schritte, und Ihr werdet ihn sehen. Ich verlasse Euch jetzt und stoße nach der Besprechung wieder zu Euch; ich werde Euch beobachten und auf jeden Fall finden.«
    Damit war er von einem Moment auf den anderen verschwunden.
    Da der Wachposten sie jeden Moment entdecken würde, schien es Jim nicht ratsam, die Verwandlung noch länger aufzuschieben. Da MacDougall bedauerlicherweise ein ganzes Stück kleiner war als Jim, hatte Jim auf seine eigenen Kleider und seine Rüstung zurückgreifen müssen. Allerdings trug er MacDougalls prächtigen Überrock - und der sollte eigentlich ausreichen, ihn den Anführern der Hohlmenschen gegenüber auszuweisen.
    Er stellte sich die Innenseite seiner Stirn als Tafel vor und schrieb darauf:
     
    MEIN ÄUSSERES -> EWEN MACDOUGALL
     
    Auf einmal hatte er das Gefühl, Kleidung und Rüstung seien ihm zu weit. Er hatte ganz vergessen gehabt, wie unmittelbar die Wirkung von Zaubersprüchen war. Jetzt hatte er nicht nur MacDougalls Gesicht, sondern auch dessen kleineren Körper.
    Die Rüstung verbarg dies allerdings weitgehend. Zumal die Brustplatte wölbte den Überrock eindrucksvoll nach außen. Jim seufzte. Kein Wunder, daß die Revisionsabteilung ihn bloß in die vierte Kategorie einstufen wollte, obwohl er bei einem der drei Magier der Kategorie Eins Plus in die Lehre ging. Wahrscheinlich, überlegte Jim verdrossen, würde er über die vierte Kategorie niemals hinauskommen.
    Diesen Gedanken verdrängte er jedoch, als er und Dafydd mit dem Packpferd im Schlepptau sich weiter dem Lager der Hohlmenschen näherten.
    Sie sahen weder Wachposten noch irgend jemand sonst, dafür rochen sie jedoch das Lager, bevor sie es erreicht hatten, und als sie dort angelangt waren, lagen die in Sichtweite befindlichen Kleider und Rüstungen nicht etwa am Boden, sondern schienen in der Luft zu schweben und menschliche Körper zu umschließen.
    Jim ritt ohne anzuhalten auf die Lichtung, und Dafydd folgte ihm.
    »Ich wollte es kaum glauben, als der Wolf meinte, sie würden essen und trinken, wenn sie so tun, als seien sie am Leben«, flüsterte ihm Dafydd ins Ohr. »Aber er hat wohl die Wahrheit gesagt.«
    Also war selbst ihm, der als typischer Vertreter des vierzehnten Jahrhunderts einiges gewohnt war, der durchdringende Gestank des Lagers aufgefallen. Es roch nach Fäkalien und verdorbener Nahrung. Zumindest hoffte Jim, daß es sich um verdorbene Nahrung handelte und nicht etwa um den verwesenden Leichnam eines unglücklichen Sterblichen, der das

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