Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
sich erst einmal ins Getümmel gestürzt haben, doch das wäre notwendig, damit die Schiltrons zusammenrücken können.«
»Ich glaube, sie werden alle Hände voll mit den Hohlmenschen zu tun haben, die der Einschließung entkommen und auf das offene Gelände der Lichtung entwischen wollen. Die Grenzer sollten daher einen zweiten Ring bilden, damit keiner entkommt.«
Er brach ab und wartete. Herrac brütete über der Karte und fuhr mit dem Finger über einige Stellen.
»Es könnte klappen - doch wenn es um Schlachtpläne geht, ist gar nichts sicher«, meinte er schließlich. »Weshalb wir ebensogut nach dem Eurigen verfahren könnten.«
Er hob den Blick von der Karte und sah Jim an.
»Euch sollte dabei klar sein«, sagte er, »daß die Grenzer als Bezahlung für die Teilnahme an der Schlacht das Recht in Anspruch nehmen werden, das Gold, das Ihr zu den Hohlmenschen mitgebracht habt, unter sich aufzuteilen. Werden die Kleinen Leute ebenfalls einen Anteil verlangen?«
»Diese Frage habe ich auf dem Rückweg von den Hohlmenschen bereits Dafydd gestellt«, antwortete Jim. »Dafydd meinte, er glaube nicht, daß die Kleinen Leute für das Gold Verwendung haben. Sie wollen vor allem ihr Land von Feinden säubern, damit ihre Frauen und Kinder nicht mehr gefährdet sind und alle in Frieden leben können. Sie haben eine andere Einstellung zum Gold als wir.«
»Es freut mich zu hören«, sagte Herrac mit einem neuerlichen Seufzer, »daß es Leute gibt, die bei der Aussicht, sich zu bereichern, nicht gleich den Verstand verlieren. Darüber solltet Ihr Euch noch Gewißheit verschaffen. Sollte es wirklich so sein, gäbe es einen möglichen Streitpunkt weniger.«
»Das habe ich auch vor«, sagte Jim. »Morgen werde ich mich wieder mit den Kleinen Leuten treffen und sie darüber in Kenntnis setzen, daß die Schlacht in zehn Tagen stattfinden soll und daß wir uns am Abend zuvor gemeinsam beraten. Würdet Ihr in der Zwischenzeit die Grenzer aufsuchen und sie bitten, möglichst viele Männer zu rekrutieren?«
»Das werde ich gern tun«, erwiderte Herrac.
»Gut«, sagte Jim. »Sobald ich von den Kleinen Leuten zurück bin, möchte ich mit Euch die Grenzer aufsuchen und Dafydd mitnehmen. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie Dafydd eher glauben werden als den Kleinen Leuten. Allerdings wird wohl mindestens einer von ihnen mitkommen wollen, um sich zu vergewissern, wie die Grenzer reagieren werden.«
»Ich weiß nicht, ob die Grenzer Kleine Leute bei ihren Beratungen zulassen würden«, sagte Herrac.
»Ihr müßt sie überreden, ein paar von ihnen hinzuzuziehen. Zumindest die Anführer«, sagte Jim. »Wo wir gerade davon sprechen, ich glaube, es wäre das beste, wenn Ihr die Grenzer anführen würdet.«
Herrac zögerte.
»Bislang habe ich mich davor gedrückt, wenngleich ich weiß, daß mich viele gern als Anführer sehen würden«, sagte er nachdenklich. »Aber ein Anführer macht sich auch Feinde, ob er will oder nicht; und ich wollte keinen Streit und keine Fehden anfangen, die meine Söhne irgendwann ausbaden müßten, wenn ich einmal nicht mehr bin. Die Führung habe ich stets Sir John dem Graemen überlassen.«
»Diesmal«, sagte Jim, »müßt Ihr sie übernehmen. Ihr erinnert Euch doch gewiß noch an meine Unterhaltung mit Sir John dem Graemen. Er würde versuchen, seinen Kopf durchzusetzen, bloß um zu beweisen, daß er nicht nach meiner Pfeife tanzt. Ihr hingegen versteht, worum es geht, und werdet Euch an die Absprachen halten.«
»Also...« Herrac zögerte erneut. »So sei es denn. Ich werde mich bereit erklären, das Kommando zu übernehmen. Es müssen aber genügend Grenzer bereit sein, mir zu folgen, und Sir John darf sich nicht allzusehr darüber erzürnen. Er verfügt nämlich an der Grenze über einigen Einfluß, und ich möchte nicht, daß meine Söhne ihn zum Feind haben. Wenn er sich zurückzöge, würde sich ihm zudem der eine oder andere anschließen - und wir brauchen möglichst viele Mitstreiter.«
»Eigentlich hatte ich den Eindruck, er sei ein kluger Mann«, meinte Jim. »Einer, der nicht zögert, seine Macht einzusetzen, um sich das zu verschaffen, was er will, der aber auch weiß, wann er sich nach dem vorherrschenden Wind zu drehen hat. Ich glaube, wenn Euch die Mehrheit zum Anführer haben will, wird er Euch keinen Widerstand entgegensetzen.«
»Ihr habt ihn gut durchschaut«, sagte Herrac mit einem Lächeln. »Man könnte fast meinen, Ihr hättet Euer ganzes Leben im Grenzgebiet
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