Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Sohn Lutels, und den fünf Ratgebern der Kleinen Leute gesprochen«, fuhr er fort. »Ich habe ihnen berichtet, was ich bislang unternommen habe, und ihnen den Zeitpunkt der Entscheidungsschlacht gegen die Hohlmenschen mitgeteilt... Für den letzten Kriegsrat habe ich ihnen noch keinen Termin genannt«, schloß er, »habe aber vorgeschlagen, ihn am Vorabend der Schlacht abzuhalten. Wenn Ihr damit einverstanden seid, werde ich sie davon in Kenntnis setzen.«
Er stockte. Jetzt war der entscheidende Moment gekommen.
»Des weiteren habe ich vorgeschlagen, die Beratung in der Burg de Mer abzuhalten, da ich annehme, daß Ihr Sir Herrac zum Anführer bestimmen werdet.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann wurde vereinzelt »Ja!« gerufen, worauf sich ein Schwall von Stimmen mit der Ernennung einverstanden erklärte. Sir John, der zunächst etwas hatte entgegnen wollen, sank mit gerunzelter Stirn auf seinen Platz zurück.
»Ich glaube«, meinte unerwartet Sir John, »Sir Herrac sollte uns zunächst einmal sagen, ob er die Verantwortung auf sich nehmen will. Wollt Ihr das, Sir Herrac?«
Herracs tiefe und mächtige Stimme dröhnte durch den Saal.
»Ich bin keiner, der sich nach der Führerschaft drängt«, sagte er. »Ich glaube, das wissen alle. Meine Verantwortung gilt vor allem meiner Familie und meinem Erbe, das heißt meiner Burg und meinen Ländereien. Gleichwohl nehme ich in diesem wichtigen Fall, wo es darum geht, ein für allemal mit den Hohlmenschen fertig zu werden, die Verantwortung auf mich!«
Lauter Beifall war die Antwort. Als sich der Lärm gelegt hatte, wandte sich Sir John an Jim und musterte ihn mit kaltem Blick.
»Sir James, Ihr wolltet uns von den Vereinbarungen berichten, die Ihr mit den Kleinen Leuten getroffen habt«, sagte Sir John. »Bitte fahrt fort.«
»Sie werden mindestens ebenso viele Kämpfer aufbieten wie Ihr, vielleicht sogar mehr«, sagte Jim. »Als erstes haben sie sich erkundigt, wie viele Grenzer an dem Kriegsrat teilnehmen würden. Ich schätzte ihre Zahl auf achtzehn - wie ich sehe, habe ich mich geirrt. Wir werden mehr sein. Ardac, Sohn Lutels, meinte daraufhin, in diesem Fall werde er achtzehn Kleine Leute zu der Beratung entsenden!«
Ein halbes Dutzend Ritter begann gleichzeitig zu sprechen, und im Hintergrund vernahm man aufgebrachtes Gemurmel.
»Wie kommen sie eigentlich dazu zu glauben, wir würden achtzehn von ihnen zu unserem Kriegsrat zulassen?« rief William von Berwick und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Einer würde schon reichen, sie von unseren Beschlüssen in Kenntnis zu setzen. Schließlich werden sie auch unter unserem Befehl kämpfen.«
Daraufhin wurde es still im Raum, und Jim war froh, daß er stand.
»Es stimmt nicht, daß sie unter unserem Befehl stehen werden. Sie werden ihren eigenen Anführer haben, nämlich Prinz Merlon - der seit alters her mit ihnen verwandt ist.«
»Das ist Unfug«, meinte Sir John der Graeme. »Zwei Anführer werden bloß zu einem Chaos führen. Allerdings muß ich einräumen, daß es viel verlangt ist, von Seiner Hoheit zu erwarten, daß er unter einem gewöhnlichen, wenn auch edlen Ritter wie Sir Herrac kämpft.«
»Dazu bin ich bereit«, sagte Dafydd mit sanfter, wenn auch volltönender Stimme.
»Was soll das eigentlich, frage ich Euch?« rief William von Berwick und schlug abermals mit der Faust auf den Tisch. »Wozu brauchen wir die Kleinen Leute überhaupt? Es ist unser gutes Recht, die Hohlmenschen allein zu vernichten. Und das wird uns auch ohne Mühe gelingen!«
Auf einmal vernahm man einen dumpfen Laut in der Mitte des Tisches, und alle erstarrten, denn in der dicken Eichenplatte steckte einer von Dafydds Kriegspfeilen.
»Verzeiht mir, Sir William, wenn ich anderer Meinung bin«, meinte Dafydd sanft, aber vernehmlich.
Da die anderen Schwerter trugen, hatte er Bogen und Köcher mit in den Saal gebracht, und da es in dieser Gegend üblich war, auf die Gemeinen, welche Bogen führten, herabzusehen, hatten sie sich nie Gedanken darüber gemacht, um was für eine Art Waffe es sich eigentlich handelte und daß man sie auch in geschlossenen Räumen verwenden konnte. Das war ihnen nie in den Sinn gekommen. Einen Schwertkampf in der Burg konnten sie sich vorstellen. Dies jedoch nicht.
Sir William blickte sprachlos vom Pfeil zu Dafydd.
»Mit dem Pfeil möchte ich Euch etwas klarmachen«, fuhr Dafydd fort. »Gerade eben habe ich nur ein wenig an der Sehne gezupft, damit der Pfeil aufrecht in der Tischplatte
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