Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Unterhaltung einfallen lassen.«
Sir Giles stockte und holte tief Luft.
»Da ihm zu Ohren gekommen war, daß Prinz Merlon ein hervorragender Bogenschütze sei, ließ er ihn zum Turnierplatz bringen und mit fünf gepanzerten, lanzenbewehrten Rittern kämpfen. Diese fünf waren zu Pferd, er war zu Fuß und hatte nur seinen Bogen. Die Ritter ritten ihm entgegen, er aber tötete sie mit seinen Pfeilen, ehe sie ihn erreicht hatten, ja, ehe sie auch nur in seine Nähe gekommen waren.«
Abermals legte Giles eine Pause ein, diesmal jedoch, um abzuwarten, bis sich das erstaunte Gemurmel im Raum wieder gelegt hatte.
»Er hatte sich erbeten, im Falle eines Sieges - wie jeder Sieger bei einem Turnier - Waffen und Rüstung seiner Gegner behalten zu dürfen, und der Gouverneur hatte ihm dies lachend zugestanden. Und so kam er in den Besitz der Rüstungen und Waffen derer, die er getötet hatte, die er aber mit Ausnahme des Schwertes, das er später dem Prinzen anbot, ausschlug. Mit eben diesem Schwert gelang es mir, den Kronprinzen von England zu verteidigen.«
»Ich danke Euch, Sir Giles«, sagte Dafydd. Er wandte sich wieder an die übrigen Anwesenden. »Mit der Geschichte, die Ihr soeben vernommen habt, und mit den Pfeilen im Tisch verfolge ich einen bestimmten Zweck. Diese Waffe ist bei Euch edlen Herren ungebräuchlich, und Ihr verwendet sie allenfalls bei der Jagd oder zur Ertüchtigung. Nichtsdestotrotz ist es eine wirkungsvolle Waffe; und ich fühle mich dadurch, daß ich die Verkleidung eines einfachen Bogenschützen gewählt habe, nicht im mindesten herabgesetzt.«
Er stockte.
»Desgleichen bitte ich Euch zu bedenken, daß sich für gewöhnlich kein Edelmann mit anderen zu einem Schiltron zusammenschließt, um zu Fuß mit einer Lanze in der Hand seinen Feinden entgegenzutreten. Die Kleinen Leute aber tun es, und sie tun es mit Erfolg. Ich darf darauf hinweisen, daß sie ihre Grenzen seit Jahrhunderten gegen die Hohlmenschen verteidigen, und das ist wahrlich keine Kleinigkeit. Ihr, die Ihr bereits mit versprengten Gruppen der Hohlmenschen zu tun hattet, wißt, daß es nicht leicht ist, gegen sie zu kämpfen.
Was ich damit sagen will«, fuhr Dafydd fort, »ist, daß sie aufgrund ihrer Kampfkraft und des vergossenen Bluts ebenso berechtigt sind wie Ihr, an der Vernichtung der Hohlmenschen teilzuhaben. Dieses Recht haben sie sich zahllose Male auf dem Schlachtfeld erstritten. Ich bin stolz, ihr erwählter Anführer zu sein, jedoch nicht zu stolz, um unter Sir Herrac als oberstem Befehlshaber zu kämpfen. Da ich aber weiß, daß viele von Euch Vorbehalte gegen die Kleinen Leute hegen, habe ich sie gebeten, nicht achtzehn, sondern höchstens fünf Vertreter zu dem Kriegsrat am Vorabend der Schlacht zu entsenden. Damit waren sie einverstanden. Und dies unterbreite ich Euch in meiner Eigenschaft als ihr Anführer nicht als Bitte, sondern als Forderung.« Im Raum herrschte Schweigen.
27
Das Schweigen währte lange. Allmählich machte sich eine Spannung bemerkbar, die sich immer mehr zusammenzog wie die Feder einer Uhr beim Aufziehen. Dieses angespannte Schweigen wurde nur von Herracs ruhiger Stimme durchschnitten.
»Als erwählter Anführer«, sagte er mit seiner kraftvollen Stimme, »erkläre ich mich einverstanden mit Prinz Merlons Vorschlag, nicht mehr als fünf Kleine Leute zum Kriegsrat am Vorabend der Schlacht mitzubringen. Wer mir darin nicht folgen will, soll jetzt seinen Widerspruch zu Gehör bringen oder sich hinausbegeben. Ich möchte, daß meine Anweisungen bereitwillig und mit ganzem Herzen befolgt werden.«
Niemand machte Anstalten, den Raum zu verlassen.
»Es freut mich sehr, daß so viele von Euch mitmachen wollen«, sagte Herrac, der mit seiner Stimme den Raum mühelos füllte. »Um die Hohlmenschen ein für allemal zu vernichten, werden wir all unsere Kräfte aufbieten müssen und die der Kleinen Leute noch dazu. Das ist keine leichte Aufgabe.«
Er hielt kurz inne, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
»Ich habe mir bereits einige Gedanken über den Schlachtplan gemacht«, fuhr er fort. »Ich werde weiter darüber nachdenken, und auch Ihr solltet Euch Gedanken machen, ob es etwas gibt, womit wir unsere Aussichten verbessern und unsere Verluste möglichst gering halten können. Wenn Euch dazu etwas einfällt, teilt es uns am Vorabend der Schlacht mit. Wenn Ihr sonst nichts Wichtiges mehr zu besprechen habt, erkläre ich die Sitzung für geschlossen.«
Abermals entstand ein Schweigen, das
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