Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
weiß, daß es sich bei Euresgleichen hoher Wertschätzung erfreut; wir aber benutzen kein Geld und machen uns auch nichts aus Zierat und Schmuck. Ebensowenig verwenden wir es zur Herstellung von Werkzeugen oder Waffen. Und da wir mitbekommen haben, welche Wirkung es auf Euresgleichen ausübt, ist es uns auch lieber, daß wir kein Verlangen danach haben. Wenn wir Gold erbeuten, so mögen es die Grenzer behalten; uns wäre es nur recht.«
»Ich danke Euch, Ardac«, sagte Herrac. »Ich war mir sicher, daß Ihr so antworten würdet. Als Befehlshaber aber mußte ich Euch fragen. Das versteht Ihr doch?«
»Ich verstehe es«, sagte Ardac. »Noch etwas anderes. Stimmt es, daß Ihr beabsichtigt, die Grenzer in einiger Entfernung von dem Ort Aufstellung nehmen zu lassen, an dem sich die Hohlmenschen versammeln?«
»Ja«, antwortete Herrac. »Ich möchte sie frühzeitig Aufstellung nehmen lassen, jedoch in mindestens einer Meile Entfernung, damit die Hohlmenschen nicht zufällig auf uns aufmerksam werden. Wie wollt Ihr Eure Schiltrons aufstellen?«
»Wenn Ihr Euch gesammelt habt«, sagte Ardac, »rücken wir nach. Es braucht Euch nicht zu kümmern, wie wir vorher geordnet sind, wo wir uns sammeln oder wie wir zu Euch aufrücken. Es reicht, wenn Ihr wißt, daß wir ein altes Volk sind, erfahrener als Ihr; außerdem kennen wir den Wald und die Hügel besser, als Ihr sie jemals kennen werdet, es sei denn, Ihr würdet ebenso viele Jahrhunderte darin zubringen wie wir. Wir können uns aufteilen und vor aller Augen verbergen, aber wenn es sein muß, sind wir in der Zeit, die Ihr für hundert Atemzüge braucht, in Schiltrons geordnet und marschbereit. Das ist alles, was Ihr wissen müßt.«
Herrac nickte.
»Wann sollen wir uns nun vereinigen und gemeinsam vorrücken?« fragte Ardac.
»Den Hohlmenschen habe ich gesagt, ich käme kurz nach Mittag«, antwortete Jim. »Dann sollten wir spätestens zur Terz zusammenkommen, damit wir bis zur Sext im Wald unterhalb des Versammlungsorts Aufstellung genommen haben. Bis dahin dürften auch Sir Herrac und Prinz Merlon...«
Ardac lächelte frostig über Jims fehlerhafte Aussprache von Dafydds altem Titel.
»Wie Ihr wißt, gebrauchen wir Eure christlichen Zeitmaße nicht«, sagte Ardac, »aber wir wissen, daß die Terz gleichbedeutend mit Vormittag ist und daß Ihr mit der Sext den Mittag bezeichnet. So mögt Ihr diese Ausdrücke gerne gebrauchen, obwohl sie bei uns nicht üblich sind. Ja, wir werden dasein, wann Ihr es wünscht. Ich schlage vor, daß Ihr und ich, Sir James und Prinz Merlon und auch ein oder zwei Grenzer uns mit den anderen Anführern der Schiltrons besprechen, bevor wir auf die Hohlmenschen vorrücken.«
»Damit bin ich einverstanden«, sagte Herrac. »So sei es denn. Sir James, Prinz Merlon und ein weiterer edler Ritter namens Sir Brian, der in bewaffneten Auseinandersetzungen erfahren ist, werden mich begleiten. Vielleicht noch ein oder zwei andere - jedoch nicht mehr. Ich glaube, Ihr habt Sir Brian Neville-Smythe bereits kennengelernt.«
»Das haben wir«, entgegnete Ardac. »Er war bei einem unserer Scharmützel mit den Hohlmenschen dabei. Er ist uns willkommen.«
»Gut«, meinte Herrac.
Er blickte zur Sonne empor.
»Wir sollten allmählich aufbrechen«, sagte er. »Wir werden uns erst wiedersehen, wenn wir uns mit den kampfbereiten Truppen wie vereinbart am Sammelpunkt der Hohlmenschen einfinden.«
»So ist es beschlossen«, sagte Ardac.
Sie wandten sich voneinander ab. Jim, Dafydd und Herrac saßen auf und ritten zurück zur Burg de Mer. Dort angelangt, kümmerte Herrac sich um seine eigenen Belange, während Dafydd und Jim den ungeduldigen Brian aufsuchten, um ihm von der Unterredung mit den Kleinen Leuten zu berichten.
Beim Erzählen gewann Jim den Eindruck, Brian sei wegen der bevorstehenden Schlacht aufgeregter als gewöhnlich. Dies verwunderte ihn zunächst ein wenig, doch dann wurde ihm klar, daß der Kampf für Brian die einzige Möglichkeit darstellte, sich von seiner eben erst entbrannten Liebe zu Liseth und deren ständigem Beisammensein mit MacDougall abzulenken. Brian hatte sorgsam darauf geachtet, die beiden sich selbst zu überlassen.
Es war deutlich zu merken, daß MacDougall dabei war, aufrichtige Zuneigung zu Liseth zu fassen - ein guter Fingerzeig, dachte Jim sarkastisch -, und das wohl vor allem deshalb, weil er, in den Worten des zwanzigsten Jahrhunderts, nicht bei ihr hatte landen können. Ansonsten wäre jemand wie er, der die kurzen
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