Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Seele...« Er bekreuzigte sich.
»Und es ist doch nur recht und billig, daß man sein Verhalten entsprechend einrichtet, wenn man den Rang eines Mannes kennt«, fuhr Brian fort. »Nun scheint mir aber, Dafydd - Euer Hoheit -, daß Ihr Euch auch dazu bekennen solltet, wenn Ihr tatsächlich ein Prinz seid, damit man Euch den nötigen Respekt zukommen läßt.«
»Ach, laßt nur«, meinte Dafydd. »Mein Titel bedeutet nicht mehr, als wenn man jemanden als Prinz der Lüfte bezeichnen würde. Mein Königreich hat keinen Platz mehr unter uns Menschen. Hier und jetzt bin ich ein Bogenschütze und schäme mich dessen nicht. Was will ich denn mehr? Ihr würdet mir einen großen Gefallen tun, Brian, wenn sich in Eurer Einstellung zu mir nichts ändern würde, wenn Ihr mich auf dem Heimweg wie früher hinter Euch reiten lassen würdet und wenn Ihr auch bei allen anderen Gelegenheiten, bei denen ich Euch als untergeordnet zu gelten habe, so verfahren würdet.«
»Ist das wirklich Euer Wunsch, Dafydd?« Brian blickte ihn mit seinen hellblauen Augen forschend an.
»Ja, das ist es«, sagte Dafydd.
»Nun, dann wäre die Sache entschieden!« sagte Brian. »Den Wunsch eines Freundes sollte man respektieren. Darauf gebe ich Euch mein Wort, Dafydd. Wenn wir die Burg de Mer hinter uns lassen, werde ich Euch als Freund und Bogenschütze behandeln. Das ist weiß Gott ein ehrbarer Beruf. Mit dem Bogen bin ich ebenso ungeschickt wie James...«, er hüstelte verlegen, »... wie viele, die noch nie eine solche Waffe in Händen hielten.«
Jim überging den Versprecher mit diplomatischem Schweigen.
»Da möchte ich Euch nicht widersprechen«, entgegnete Dafydd lächelnd, »aber ich würde wetten, daß Ihr die Bezeichnung Bogenschütze ebenso verdient hättet wie ich, wenn Ihr ein Jahr lang allein auf einen Bogen angewiesen wärt.«
»Glaubt Ihr das wirklich?« fragte Brian. »Das ist interessant. Allerdings könnte ich kein ganzes Jahr auf ein solches Experiment verwenden.«
Eine Weile ritten sie schweigend weiter.
»Wenn der Disput um Dafydds Titel nun beendet ist«, meinte Jim, »dürfte ich dann ein anderes Thema anschneiden? Wir wollen uns zunächst zu dem Ort begeben, wo sich die Grenzer sammeln und in dessen Nähe die Kleinen Leute warten. Damit die Hohlmenschen keinen Verdacht schöpfen, sollten wir anschließend einen weiten Bogen schlagen und uns ihrem Versammlungsort von Norden, das heißt von schottischer Seite, nähern.«
Er blickte seine Gefährten nacheinander bedeutungsvoll an.
»Im Hinblick darauf habe ich eine Sorge. In unbekleidetem Zustand können sie sich unsichtbar im Wald bewegen und sogar unbemerkt auf ihren Pferden reiten -wenngleich das ein wenig beschwerlich für sie wäre -, und ich fürchte, sie könnten uns vorher abfangen oder etwas Verdächtiges aufschnappen.«
»Keine Bange!« sagte eine rauhe Stimme, und als sie in ihre Richtung blickten, sahen sie, daß Snorrl neben ihnen hertrottete. Der Wolf grinste zu ihnen hoch.
»Ich habe Euch begleitet, seit Ihr die Burg verlassen habt«, sagte Snorrl. »Ich werde solange bei Euch bleiben, bis wir auf die Hohlmenschen stoßen. Ich versichere Euch, daß kein Hohlmensch unbemerkt in Eure Nähe gelangen wird. Seid unbesorgt. Auch wenn Ihr mich nicht seht, bin ich doch bei Euch.«
Daraufhin verschwand er wieder, wenngleich Jim aufgrund des fehlenden Unterholzes eigentlich hätte schwören können, es sei keine Deckung für ihn vorhanden.
»Damit wäre das also geklärt«, sagte Jim erleichtert. »Wenn wir in diesem Tempo weiterreiten, erreichen wir den Sammlungsort der Grenzer noch vor der vereinbarten Zeit.«
Er hielt einen Moment inne und dachte darüber nach.
»Doch das wäre wahrscheinlich kein Schaden. Wenn wir frühzeitig da sind, kann die Besprechung sogleich beginnen, was nur gut für uns wäre. Zumal wir noch einen weiten Bogen schlagen wollen, bevor wir uns den Hohlmenschen nähern. Meint Ihr nicht auch?«
Brian und Dafydd nickten.
»Ein kluger Vorschlag«, sagte Brian. »Wenn es um eine Schlacht geht, muß man jederzeit mit dem Unerwarteten rechnen. Da sollte man Vorsorge treffen, so gut es eben geht.«
»So ist es«, murmelte Dafydd.
Und so kam es, daß gerade erst ein Drittel der Grenzer am vereinbarten Treffpunkt versammelt waren, als die Freunde dort eintrafen. Die Grenzer befanden sich auf einer kleinen Lichtung. Allerdings reichte der Platz für alle Aufgebote nicht aus, zumal diese darauf bedacht waren, Abstand voneinander zu halten.
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