Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Titel: Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
der Dunkelheit des Helms, denn man hatte ihn daran gehindert, das Werk zu vollenden.
    Dann wurde der Helm herumgedreht und das Visier zurückgeklappt. Er blickte in das Gesicht von Carolinus, der neben ihm auf dem Boden hockte. Er selbst lag flach auf dem Rücken. Die Gesichter Dafydds, Herracs und eines seiner Söhne tauchten verschwommen am Rande seines Gesichtsfelds auf. Carolinus beugte sich über ihn und hielt ihm ein blaues Glas an die Lippen.
    Er wollte es wegstoßen, doch seine Hände waren tonnenschwer. Er konnte sie nicht bewegen. Er spürte, wie der Rand des Glases gegen seine Lippen gepreßt wurde und wie ein wenig Flüssigkeit in seinen Mund schwappte. Auf einmal verspürte er einen fürchterlichen Durst. Er schluckte gierig, während Carolinus das Glas behutsam neigte.
    Dann war das Glas leer. Er setzte sich auf, er wollte mehr, hatte jedoch nicht die Kraft, darum zu bitten.
    Dann veränderte sich ganz allmählich die Welt. Ein Leuchten schien sich vom Magen her auszubreiten, das ihn mit neuer Energie erfüllte. Er spürte, wie sich die Rippen richteten und die Löcher in der Lunge schlossen, so daß er wieder tief atmen konnte. Der Helm wurde ihm abgenommen, und sein Gesichtsfeld weitete sich. Man richtete ihn in eine halb sitzende Haltung auf; und er sah, daß er sich auf einem Schlachtfeld befand, umgeben von leeren Rüstungen und Kleidungsstücken, die bis zu den Felswänden reichten. Sieben Meter weiter lag der Wurm.
    Doch er regte sich nicht mehr. Der abgebrochene Lanzenschaft ragte noch aus seiner Flanke hervor, und daneben steckte bis zum Heft vergraben das Schwert.
    Ein magisches Feuer durchströmte seine Adern, und er kam wieder zu sich. Er fühlte sich wie zuvor, als Carolinus ihm in einem blauen Glas Milch zu trinken gegeben hatte. Der Zaubertrank hatte ihm die verloren gemeinte Stärke zurückgegeben. Oder vielmehr wurde die Stärke, die er tatsächlich verloren hatte, auf magische Weise wiederhergestellt.
    Er sah zu Carolinus auf und versuchte zu sprechen. Diesmal schaffte er es.
    »Was ist passiert?« krächzte er. »Was...«
    »Ihr habt gesiegt, James«, sagte Carolinus sanft. Er neigte die Flasche zum blauen Glas, doch dann besann er sich und verstaute beides unter seinem Gewand. »Ich glaube, Ihr könnt jetzt aufstehen.«
    »Helft mir«, sagte Jim. Seine wachsende Bewunderung für den gewaltigen Unterschied zwischen Carolinus Magie und den schlichten Dingen, die er selbst vermochte, mischte sich mit dem Nachgeschmack der magischen Milch in seinem Mund. Man half ihm auf die Beine.
    Er blickte sich auf dem Schlachtfeld um.
    »Eshan?« fragte er.
    Dafydd nahm ihn beim Arm und führte ihn seitwärts, bis Jim einen anderen Blickwinkel auf die Felswand hatte. Dann deutete Dafydd mit dem Finger.
    Zunächst fiel Jim nichts Besonderes auf. Dann bemerkte er eine Rüstung, die dort, wo die Kopfsteine aufhörten, am Boden lag. Sie lag auf dem Rücken, und aus der Brustplatte ragte ein gefiederter Pfeilschaft heraus. Jim starrte die Rüstung lange Zeit an.
    »Aber er lebt ja noch!« sagte Jim. »Seht nur!«
    Beide blickten hinüber, doch die Gestalt regte sich nicht. Dann hob sich ein gepanzerter Unterarm, als wollte er den Pfeil, der die Brustplatte durchbohrt hatte, herausreißen.
    Ohne weitere Worte zu verlieren, rannten Jim und Dafydd zu der Gestalt hinüber; Herrac und seine Söhne folgten ihnen etwas langsamer. Die Söhne wären den beiden rennenden Männern am liebsten nachgaloppiert, doch Herrac rief sie streng zurück. Sie folgten Jim und Dafydd in etwa zehn Metern Abstand.
    Als Jim und Dafydd bei dem Hohlmenschen angelangt waren, knieten sie sich neben ihm hin. Das Visier war heruntergeklappt, doch Jim hob es hoch und blickte in die dahinterliegende Leere hinein.
    »Eshan?« fragte er.
    Eine Weile regte sich nichts. Dann ertönte aus der Leere heraus auf einmal eine hohle Stimme.
    »Dann sind sie also alle tot«, sagte Eshan, dessen Stimme sehr erschöpft und fern klang. »Alle - außer mir?«
    »Ja«, antwortete Jim.
    Aus der Leere des Helms ertönte ein Seufzen, gefolgt von einem unheimlichen kurzen Kichern.
    »Dann bin ich der letzte«, sagte er. »Wenigstens diese Ehre bleibt mir also. Aber jetzt sterbe auch ich - und damit hat es mit uns ein Ende. Es war höchste Zeit.«
    »Höchste Zeit, sagt Ihr?« wiederholte Dafydd.
    Ein wortloses Rasseln, als versuchte Eshan sich zu räuspern.
    »Ja«, antwortete Eshan, »es war eine lange, lange Zeit. Ich war müde. Wir alle waren

Weitere Kostenlose Bücher