Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
Wall bauten?«
»Keine Ahnung. Wir könnten Dafydd fragen; aber ich habe versprochen, seine Verbindung zu ihnen zu vergessen - also würde ich ihn nicht gern danach fragen.«
Er nahm ihre Hand und drückte sie. Sie sahen einander in die Augen.
»Du bist wunderbar, weißt du das?« sagte Jim.
»Natürlich weiß ich das«, antwortete Angie leichthin. Sie drückte Jims Hand noch einmal ganz besonders fest und ließ sie dann los. Anschließend ritten sie wieder in höchst schicklicher Manier nebeneinander her.
Das Klingelnde Wasser, Carolinus' Wohnsitz, war nicht weit von ihrer Burg entfernt, und sie kamen dort an, noch bevor ihnen der Gesprächsstoff ausging. Zumindest der Teich, der Rasen und die Bäume waren unverändert.
Das Haus war immer von einem auf friedliche Weise leeren, offenen, von hohen Ulmen umringten kreisförmigen Rasen umgeben gewesen. Das Gras stand wie immer dicht und üppig und ohne jede Beimischung von Unkraut; wie ein Teppich umgab es den Teich und das kleine, spitzgieblige Haus, von dem Jim aus Erfahrung wußte, daß es nur zwei Räume hatte - einen oben und einen unten.
Die Vordertür erreichte man über einen Kiesweg, der stets auf magische Weise ordentlich geharkt war, und eine einzige Stufe. Neben dem Pfad lag der kleine runde Teich mit seinem wunderschön blauen Wasser. Haargenau in der Mitte des Gewässers schoß ein Wasserstrahl ungefähr anderthalb Meter hoch in die Luft, bevor er zu Tröpfchen zerbarst und mit einem klingelnden Geräusch in den Teich zurückfiel. Dieses Klingeln hatte große Ähnlichkeit mit dem Geläut eines fernöstlichen Glockenspiels im Wind. Und genau diesem Umstand verdankte der Ort seinen Namen: Das Klingelnde Wasser.
Jims Meinung nach war dies immer ein sehr schöner Platz gewesen. Aber jetzt war es kein schöner Platz mehr.
Der Grund dafür waren die ungefähr dreißig oder vierzig Leute, die nun rings um die Hütte herum ihr Lager aufgeschlagen hatten. Ihre zerlumpten Unterkünfte - die Bezeichnung >Zelt< wäre in diesem Fall reine Schmeichelei gewesen - waren über den ganzen üppigen, grünen Rasen verteilt. Überall lag Unrat herum; und die Leute selbst - überwiegend Männer, aber auch ein paar Frauen und Kinder - waren noch dreckiger und zerlumpter, als es das niedere Volk im vierzehnten Jahrhundert gewöhnlich war.
Es war unverkennbar, was hier vorging. Eine der umherziehenden Banden von Vagabunden und Strolchen, die nirgendwo seßhaft waren, hatte sich in Carolinus' Hain niedergelassen. Diese Leute arbeiteten, wenn ihnen nichts anderes übrig blieb, stahlen ansonsten und schuldeten keinem Herrn oder Meister Gehorsam.
Genauso klar war der Grund ihrer Anwesenheit. Sie warteten wie Geier in der Nähe eines Kadavers und hofften, daß Carolinus nicht überlebte und sie in seinem Haus und auf seinem Grund vielleicht Dinge von Wert finden würden. Im Augenblick beobachteten sie einfach, wie das Ganze sich weiterentwickelte.
Angie, das sah Jim sofort, erkannte sie genauso schnell als das, was sie waren, wie er selbst es getan hatte - und er war sicher, daß die Bewaffneten hinter ihm die Sache noch viel schneller durchschaut hatten. Er hörte das leichte Rattern und Klirren von Metall auf Metall, als seine acht Bewaffneten und Theoluf sich versicherten, daß sie ihre Waffen greifbar hatten.
Ohne sich weiter um seine Männer zu scheren, ritt Jim mitten durch das Gesindel und zwang die Menge, sich vor ihm zu zerstreuen und zu teilen, bis er den Kiesweg erreichte. Dort saß er ab und Angie mit ihm. Inmitten des verdrossenen Gemurrs der Leute ließ sich eine Stimme vernehmen, die den anderen erklärte, hier handle es sich um den Drachen, der ein Ritter sei.
»Nein, Angie!« sagte er eindringlich und mit einer Stimme, die sie gerade noch hören konnte, die aber nicht laut genug war, um sie bis zu den Umstehenden zu tragen. »Bleib im Sattel. Das ist sicherer. Ich gehe allein hinein.«
»Das tust du ganz bestimmt nicht!« sagte Angie. »Ich möchte mir diese sogenannten Heilerinnen aus der Nähe ansehen!«
Sie war bereits vom Pferd gestiegen und den Schotterweg hinaufgegangen, bevor Jim etwas anderes tun konnte, als hinter ihr her zu eilen. Sie erreichten die Tür, und Jim riß sie auf, ohne anzuklopfen.
Eine Woge übelriechender Luft schlug ihnen entgegen, und einen Augenblick lang narrte die Finsternis im Haus ihre Augen, die an das Sonnenlicht gewöhnt waren. Dann sahen sie, daß Carolinus auf seinem Bett lag, dessen Kopfseite an die
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