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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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der auf dem Tisch stand und vor sich hindampfte und sang. »Ein Kessel will mit mir reden?«
    »Ja! Hörst du es nicht?« fragte Angie. »Hör zu!«
    Jim hörte zu.
    Der Kessel sang immer noch mit seiner heiseren, zarten Stimme vor sich hin; und jetzt, da Jim ihm so nahe war, verstand er auch den Text seines Liedchens. Es war ein kurzer Refrain, der jedoch ständig wiederholt wurde.
     
    »Dies ist ein Fall von großer Not. Ich hab vom Meister das Gebot: Bringe mir Jim Eckert her! Es dränget sehr, es dränget sehr! Bringe mir Jim Eckert her!«
     
    Jim blinzelte, und der Kessel kehrte zur ersten Zeile zurück, um den Fünfzeiler noch einmal von vorne anzustimmen. Jim hörte sich das Ganze noch einmal bis zur Hälfte an, bevor er seine Benommenheit abschütteln konnte.
    »Ich bin hier!« sagte er zu dem Kessel. »Ich bin es, Jim Eckert. Ich bin hier. Was willst du mir sagen?«
    Augenblicklich stimmte der Kessel ein anderes Lied an.
    Er sang:
     
    »Carolinus braucht Euch, Jim! Schnell nur, schnell, errettet ihn! Krank ist er, duldet Höllenpein, von Schwestern, die ihn heilen fein!
    Zwei >weise Frauen< von Hill Farm,
    stark nicht an Geistes, nur an Muskeln Kraft
    mit ihrer Heilkunst Gaben haben sie es bald geschafft!
    Eilt euch, sonst ist der Meister hingerafft.
    Rettet Carolinus! Rettet Carolinus! Rettet Carolinus! Rettet Caro...«
     
    »Schon gut! Schon gut, ich hab's ja verstanden!« brauste Jim auf. Es schien, als sei der Kessel drauf und dran, bis in alle Ewigkeit weiter »Rettet Carolinus!« zu singen.
    Der Kessel schwieg. Nachdem Jim ihn unterbrochen hatte, entrang sich seiner Tülle noch ein kleines weißes Dampfwölkchen - aber der Kessel gab nicht das leiseste Geräusch mehr von sich. Seine Kupferwandung schien Jim entschuldigend, aber auch in stummem Tadel anzublinken. Unerklärlicherweise hatte Jim ein schlechtes Gewissen, daß er ihn so angefahren hatte.
    »Tut mir leid«, sagte er ohne nachzudenken.
    »Du Spinner!« Angie nahm ihn noch einmal und sehr liebevoll in den Arm. »Es ist doch nur ein Kessel. Er versteht keine Entschuldigung.«
    »Da hast du wohl recht.« Jim hatte ein unangenehm kaltes Gefühl in der Magengrube. »Aber Carolinus ist offensichtlich krank und wird von diesen Leuten, die ihn wieder auf die Beine bringen wollen, falsch behandelt - etwas, das ich mir in diesem Hier und Jetzt nur allzu gut vorstellen kann. Ich muß sofort zu ihm.«
    »Wir werden beide sofort zu ihm gehen!« sagte Angie. »Und hat der Kessel nicht irgend etwas darüber gesungen, daß diese Frauen stark an Muskelkraft seien? Ich glaube, wir nehmen besser einen Bewaffneten mit. Theoluf!«
    Jims Schildknappe löste sich von der Mauer und trat vor.
    »Jawohl, Mylady? Mylord?« fragte er. Er war für einen Schildknappen eine höchst ungewöhnliche Erscheinung. Bis er in seinen neuen Rang erhoben worden war, hatte er als einer von Jims Bewaffneten Dienst getan. Der Plattenpanzer, der seinen Oberkörper bedeckte, sein dunkles Gesicht mit der großen Narbe und der langsam ergrauende Haarschopf ließen ihn bei weitem älter wirken als die gut dreißig Jahre, die er tatsächlich zählte.
    »Wählt acht von Euren Bewaffneten aus und begleitet uns«, befahl Angie. »Ferner wünsche ich, daß Ihr Euch um die Pferde und alle anderen Reisevorkehrungen kümmert. Wir brechen unverzüglich auf.«
    Sie blickte an ihm vorbei.
    »Solange!« rief sie.
    Die Burgköchin, eine hochgewachsene Frau, die weit über die Vierzig war und ungefähr fünfzig Pfund Übergewicht hatte - obwohl eine Menge davon aussah, als könnten es Muskeln sein -, löste sich ebenfalls von der Wand. Sie war vielleicht ein bißchen stämmig für einen Knicks, vollführte aber eine Art Drehung der Hüfte, die zumindest an einen Knicks erinnerte.
    »Jawohl, Mylady?«
    »Sorg dafür, daß die Marschverpflegung für die Männer und auch für Sir James und mich hergerichtet wird«, sagte Angie. »In meiner Abwesenheit bist du für die Hausdiener verantwortlich. Yves? Yves Mortain! Oh, da seid Ihr ja. Als Erster Bewaffneter habt Ihr während unserer Abwesenheit das Kommando über die Burg. Habt ihr beide verstanden?«
    »Jawohl, Mylady«, sagte Yves. Dann wandte er sich Seite an Seite mit Solange zum Gehen. Trotz ihres Namens kam sie nicht aus Frankreich, sondern, um genau zu sein, von der Insel Guernsey.
    »Einen Augenblick!« fuhr Angie auf. »Wer auf der Burg könnte etwas über diese beiden Schwestern wissen, die von - na, wie war es noch - Hill Farm

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