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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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zusammensetzten, hatten Gefühle wie Freundschaft oder Liebe schon lange hinter sich gelassen. Sie würden vielleicht nicht den Wunsch verspüren, den Mönch um seinetwillen zu schützen; aber er war ihnen zweifellos von großem Nutzen.
    Seine Anwesenheit verschaffte ihnen nicht nur den Mantel eines Hauchs von Respektierlichkeit, sondern wahrscheinlich war er auch der Klügste von ihnen und konnte durchaus ihr Anführer sein.
    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und einer der Bewaffneten von draußen blickte hinein.
    »Die Bahre wäre dann soweit, Mylord«, sagte er. »Sollen wir sie hineinbringen?«
    »Einen Augenblick noch«, sagte Jim. Der Kopf verschwand, und die Tür wurde wieder geschlossen. Jim wandte sich an Bruder Morel. »Wir werden Carolinus in Bälde hier hinaustragen. Also, wenn irgendeiner von denen da draußen uns Schwierigkeiten macht, werden wir euch die Kehle durchschneiden. Wir werden euch nämlich als Geisel mitnehmen.«
    »Das könnt ihr nicht!« Morel richtete sich zu seiner vollen Größe auf, die sich etwa auf einen Meter zweiundsechzig belaufen mußte. »Ich bin ein Geistlicher der niederen Weihen und stehe unter dem Schutz der Kirche. Wer mir Schaden zufügt, gefährdet seine unsterbliche Seele.«
    Daran hatte Jim gar nicht gedacht. Er war sich nicht sicher, ob nicht eine schwere Strafe darauf stand, jemandem Schaden zuzufügen, der die niederen Weihen empfangen hatte, was auf Morel zweifellos zutraf. Dennoch... er war drauf und dran gewesen, Theoluf den Befehl zu geben, dem Priester sein Poignard an die Kehle zu halten.
    Als er nun jedoch einen kurzen Blick auf seinen Schildknappen warf, stellte er fest, daß Theoluf unübersehbar bleich geworden war. Morels Behauptung war offenkundig nicht mehr als genau das, bekräftigt nur von dem zerlumpten Gewand, das er trug. Aber Theoluf war genauso offenkundig nicht bereit, das, womit der Mönch drohte, zu riskieren; und das bedeutete, daß auch kein anderer der Bewaffneten freiwillig Hand an den Mönch legen würde.
    Das würde Jim schon selbst tun müssen.
    Er machte sich bereit, auch diese Last zu schultern, und drehte sich mit dem bösartigsten Grinsen, das er zuwege bringen konnte, zu dem Mönch um.
    »Ich schere mich nicht um solche Drohungen!« sagte er und beugte sich zu dem kleineren Mann hinunter. »Ich werde derjenige sein, der Euch, wenn nötig, die Kehle durchschneidet! Seid versichert, daß ich nicht davor zurückschrecken werde!«
    Nun war es an Morel, jegliche Farbe zu verlieren. Jim konnte ihn beinahe denken hören, daß der Drachenritter möglicherweise schon vor langer Zeit seine unsterbliche Seele an Satan verkauft haben mochte.
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zog Jim seinen Dolch, streckte die Hand nach Morels Nacken aus und packte mit festem Griff das strähnige, fettige Haar unterhalb der Tonsur. Dann riß er den Mann herum, so daß er mit dem Rücken zu ihm stand. Einen Augenblick später lag die scharfe Kante seiner nackten Klinge an der Kehle des Mönchs.
    »Jetzt!« sagte Jim.
    Aber an dieser Stelle tat sich eine neue Quelle des Widerstands auf.
    »Ihr werdet keinen kranken Mann aus unserer Obhut entfernen!« rief Elly.
    Jim drehte sich zu ihr um und sah, daß sie aus irgendwelchen Tiefen ihrer Kleider ein Messer von nicht unbeträchtlicher Größe zutage gefördert hatte, das sie nun ihrerseits Carolinus an die Kehle hielt.
    »Lieber würde ich ihn tot sehen als in den Händen jener, die ihn nicht kurieren können!« fuhr Elly fort.
    Die Sache drohte sich zu einem Patt zu entwickeln. Aber noch einmal wurde Jim zum Nutznießer einer jähen Eingebung.
    »Ihr glaubt, Ihr könnt ihn kurieren?« fragte Jim mit wilder Heftigkeit. »Wißt Ihr denn nicht, daß Ihr selbst in diesem Augenblick am Rande des Todes steht? Einfach dadurch, daß Ihr ihm so nahe seid? Wie wenig Ihr doch begreift, welch furchtbarer Krankheit Ihr Euch ausgesetzt habt!«
    Er brauchte nur einmal kurz an dem Haar des Mönchs zu zerren, da marschierte dieser auch schon gehorsam vor ihm her zu Carolinus' Bett. »Seht ihn Euch an, Bruder!« sagte Jim. »Ihr versteht doch Latein! Was Ihr da vor Euch seht, ist ein Mann im letzten Stadium von phytophthora infestans! Ihr wißt natürlich, was das bedeutet?«
    »Ähm... j-ja. Ja natürlich«, sagte Morel, dessen Zähne plötzlich vor Furcht klapperten. »Warum habe ich das nicht selbst gesehen? Die Heilerinnen sind todgeweiht!«
    Eldra, die vor dem Fenster stand, stieß einen schrillen Schrei aus.

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