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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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kümmerten sich darum.
    »Ich sollte es mir selbst ansehen«, meinte Jim.
    Er brach ab, weil er sich der plötzlichen Stille längs der Mauer bewußt wurde. Überrascht ging es ihm durch den Kopf, daß die Schlangen, die ihn verfolgt hatten, mittlerweile längst die Mauer hätten erreichen und angreifen müssen. Er machte einen Schritt nach vorn und blickte auf das Vorfeld.
    Nach wie vor verdüsterten die Drachen den Himmel über ihnen. Aber die Schlangen waren wie vor einer magischen Grenze stehengeblieben, einer unsichtbaren Barriere, die quer über die freie Fläche verlief, und zwar genau an der Stelle, wo der leblose Körper Essessilis lag. Als Jim die Schlangen näher betrachtete, sah er, daß die meisten die Köpfe auf den Boden gelegt und sich zu einer Seite geneigt hatten, damit sie hinaufschauen und die Drachen beobachten konnten; und gleichzeitig dämmerte Jim die Erkenntnis.
    Da der Drachenritter Essessili getötet hatte, gab es vielleicht keinen Grund, warum nicht jeder einzelne der Drachen da oben auch einen von ihnen töten konnte. Für den Augenblick hatten sie ein Patt erreicht.
    Aber nicht lange, wenn dieser neue Eindringling vom Meer eine zusätzliche Bedrohung war, der die Waagschale in die eine oder andere Richtung zu senken vermochte. Jim überlegte noch einmal, ob er sich wieder in einen Drachen verwandeln und selbst zum Meer fliegen sollte, um zu sehen, was da auf sie zukam; dann aber kam er zu dem Schluß, daß sie dafür keine Zeit mehr hatten. Die Schlangen würden sich vielleicht doch noch zu einem Angriff durchringen, oder die Drachen konnten sich entschließen, die Schlangen anzugreifen...
    Alles war möglich.
    Verzweifelt wandte er sich an Carolinus, der mit dem Rücken zu ihm stand. Er ging um den älteren Magier herum, trat vor ihn hin und war entsetzt von dem, was er sah. In der kurzen Zeit, seit er ihn das letzte Mal von nahem gesehen hatte, war Carolinus' Gesicht noch weiter eingefallen und noch unnatürlicher geworden. Sein Körper, den er immer stockgerade gehalten hatte, war jetzt gebeugt, die Schultern rund. Er hatte immer alt ausgesehen, aber jetzt sah er zum ersten Mal alt und zerbrechlich aus. Carolinus begegnete seinem Blick mit gleichgültigen Augen.
    »Carolinus!« rief Jim. »Soviel zumindest könnt Ihr für uns tun! Laßt mich einen Blick auf das werfen, was da vom Meer auf uns zukommt. Das wenigstens könnt Ihr tun!«
    »Laßt mich in Ruhe«, sagte Carolinus mit einer Stimme, die aus großer Ferne zu kommen schien. »Meine Zeit ist vorbei, hört Ihr. Ihr müßt ohne mich zurechtkommen.«
    »Carolinus...«
    Jim hielt inne. Es würde nichts nutzen, Carolinus anzuschreien. Was auch immer ihn zerstörte, es war nichts, was sich mit Schreien vertreiben ließ.
    Aber es war absolut notwendig, daß er aus den Tiefen der Niedergeschlagenheit wieder auftauchte, die ihn jetzt in ihren Fängen hielt und das nun schon seit einigen Tagen, zumindest seit seiner Erkrankung und seiner Rettung von den beiden Heilerinnen. Jim versuchte, sich auf etwas zu besinnen, das den älteren Mann aufrütteln konnte. Worte gingen ihm durch den Sinn. Vielleicht waren es nicht die richtigen Worte, aber es waren die einzigen, in die Jim in diesem Augenblick noch Hoffnung setzte.
    »Carolinus!« sagte er wild. »Das zumindest könnt Ihr tun. Ich kann es nicht, aber Ihr könnt es leicht! Gebt uns ein Bild von diesem neuen Eindringling!«
    Für einen flüchtigen Augenblick wurden Carolinus' Augen klar, und die Stumpfheit verschwand.
    »Nun«, murmelte er, »es ändert jetzt auch nichts mehr. Aber das kann ich Euch in der Tat geben. Und ich wünsche Euch viel Spaß damit!«
    Er drehte sich um, blickte über die Mauer hinaus, streckte Arm und Zeigefinger aus und zeichnete einen Kreis von vielleicht drei Fuß im Durchmesser in die Luft.
    Plötzlich sahen Jim und die anderen, als sie in diesen Kreis blickten, nicht mehr das Land, nicht mehr die Schlangen, die Bäume und die Drachen dahinter, sondern statt dessen etwas wie einen riesigen, lebenden Turm aus hellgrauem Fleisch mit zwei gewaltigen Augen. Das Geschöpf krachte durch einen Gürtel von Wäldern, lief mühelos und mit der Geschwindigkeit eines Expresszugs über eine freie Fläche und barst dann in den nächsten Wald.
    »Granfer!« sagte Rrrnlf mit weit aufgerissenen Augen.
    »Ja«, sagte Jim. »Und er kommt auf uns zu.«
    Eine Sekunde lang standen sie alle nur da und sahen wortlos Granfer an, der sich durch eine Baumgruppe pflügte; die Bäume

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