Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
soll zuerst an der Tür klopfen, bevor er es wagt, das Zimmer des Magiers zu betreten. Und sag Dafydd nichts von Carolinus' Zimmer, bis ihr beide allein seid. Inzwischen werde ich Giles und Brian holen und sie zu Carolinus' begleiten, damit wir alle dort sind, wenn du mit Dafydd kommst. Auf diese Weise wird niemand außer dir und Carolinus wissen, daß wir hier sind.«
»In Ordnung«, sagte Angie. Aber der Klang ihrer Stimme machte deutlich, daß sie sich mit Jims Frankreichreise immer noch nicht abgefunden hatte. »Dafydd und ich treffen euch bei Carolinus.«
»Gut«, sagte Jim. »Dann also los.«
Gemeinsam verließen sie die Kemenate; an der Treppe trennten sie sich. Jim ging in Giles' Zimmer, in dem dieser und Brian sich versteckt hielten. Die beiden Ritter saßen am Tisch, jeder auf einem Hocker, und würfelten um kleine Münzen. Die Einsätze waren so klein, weil sie beide knapp bei Kasse waren oder weil Giles sich einfach Brians angespannter Finanzlage angepaßt hatte. Brians alte Burg Smythe war dringend reparaturbedürftig, und er hatte lediglich die Einkünfte, die er sich mit seiner Lanze bei Turnieren erstritt.
Bei Jims Anblick erhoben sich beide Männer, und Giles steckte die Würfel wieder in den Beutel an seinem Schwertgürtel.
»Wir werden uns jetzt mit Carolinus treffen«, verkündete Jim, »... und mit Dafydd ...«
Er erklärte, was Angie ihm erzählt hatte. Die Gesichter der beiden Ritter leuchteten auf. Sie mochten Dafydd genauso gern, wie Jim es tat.
»...so, und nun sollten wir zu Carolinus gehen«, kam er schließlich zum Ende.
Die anderen nickten und folgten ihm.
Als sie in Carolinus' Zimmer kamen, saß der alte Magier auf der Kante seines Bettes. Er trug eine rote Robe, den spitz zulaufenden Magierhut, und aus welchem Grund auch immer beschäftigte er sich gerade damit, auf seinem Tisch das Modell einer Burg aus Ton zu formen. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wehrturm, der die ursprüngliche Anlage von Giles' Familiensitz, der Burg de Mer, bildete. Der Tisch war von gleicher Art wie der, an dem Giles und Brian kurz zuvor Würfel gespielt hatten.
»Ah, da seid Ihr ja!« sagte Carolinus, indem er seinem Werk ein kleines Tonklümpchen hinzufügte. »Nun, setzt Euch und erzählt mir, was geschehen ist.«
In seiner Alltagsrobe wirkte er, genau wie Angie gesagt hatte, so munter wie eh und je. Jim konnte sich jedoch eine kleine Spöttelei nicht verkneifen.
»Ich dachte, das wüßtet Ihr bereits«, sagte er. »Ich meine, dank Eurer Magie.«
»Jim«, blaffte Carolinus ihn an, »für einen Magier der Klasse drei ist das, was Ihr über Magie wißt...«
In seiner Stimme lag ein Anflug quengeligen Ärgers, den Jim seines Wissens bei Carolinus noch nie gehört hatte. Aber...
Aber nachdem er sich dann mitten im Satz wieder gefangen hatte, fuhr Carolinus fort und hörte sich nicht anders an als sonst auch.
»Ich will nicht mehr sagen«, fügte er hinzu, »und jetzt erzählt, was sich ereignet hat.«
Jim kam seinem Wunsch nach, und sein Bericht wurde nur von einem gelegentlichen »hm« seitens Carolinus' unterbrochen.
Als Jim geendet hatte, herrschte Schweigen. Jim selbst brach es.
»Ich habe im Grunde nicht viel erfahren«, sagte er, »wie Ihr nun wißt.«
»Im Gegenteil, mein Junge.« Carolinus strich sich mit zufriedener Miene über seinen Schnurrbart. »Wir wissen jetzt eine ganze Menge. Wir wissen, daß wir zwei Individuen finden müssen. Das eine ist Essessili, die Seeschlange...«
»Rrrnlf hat sich bereits auf die Suche gemacht«, entgegnete Jim. »Er hat uns am Strand verlassen und gesagt, er werde die Seeschlange zu uns bringen und es sich versagen, sie in Stücke zu reißen, bis wir Gelegenheit hatten, ihr unsere Fragen zu stellen. Übrigens verwirrt es mich ein wenig, wie er das machen will. Ich meine, eine Seeschlange in Stücke reißen. Eine Seeschlange muß ihn doch an Gewicht um ein Mehrfaches übertreffen.«
»Ah, aber der Seeteufel ist ein Elementarwesen!« wandte Carolinus ein. Mittlerweile hörte er sich, wie Jim bemerkte, schon wieder mehr wie er selbst an. »Und unterbrecht mich nicht dauernd. Wie ich bereits sagte, wir müssen zwei Individuen suchen, die Seeschlange - diesen Essessili - und Ecotti. Rrrnlf wird die Seeschlange finden. So weit, so gut. Ihr müßt Ecotti finden und ihn befragen.«
»Wonach denn?« fragte Jim, aber bevor Carolinus etwas erwidern konnte, wurde die Tür geöffnet, und Angie trat ein, dicht gefolgt von Dafydd.
»Wollt Ihr, daß
Weitere Kostenlose Bücher