Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
keine Magier an der Sache beteiligt sind. Und wenn Ecotti ein Hexenmeister ist und nur Magier oder Hexenmeister sich mit Magie auskennen, wer könnte es sonst sein?«
»Wenn ich das wüßte«, sagte Carolinus, »würde ich Euch nicht nach Frankreich schicken, oder?«
»Nun, wo sollen wir denn anfangen?« fragte Jim. »Ich meine, wenn wir dort angekommen sind. Was, wenn man uns nach dem Grund unseres Aufenthalts fragt?«
»Sagt jedem, der es wissen will, Ihr wäret Verbannte, die der König aus England verstoßen hat. Die Tatsache, daß einer von Euch mit northumbrischem Akzent spricht...«, er sah Giles an, »...wird diese Geschichte um so glaubwürdiger machen«, fuhr Carolinus fort. »Dann werdet Ihr Euch bei der ersten Gelegenheit und so unauffällig wie nur möglich Ecottis habhaft machen und ihn ausfragen.«
»Das ist keine Kleinigkeit, Magier«, schaltete Brian sich milde ein. »Also, wenn es nur darum ginge, ihn zu töten...«
»Nein, nein, nein!« rief Carolinus gereizt. »Das Wichtigste von allem ist, daß Ihr Ecotti nicht tötet. Wenn Ihr das tut, werden wir nie herausfinden, wer wirklich hinter dieser Sache steckt. Seht einfach zu, daß Ihr ihn von den anderen trennt, und befragt ihn.«
»Wie Brian bereits bemerkt hat«, warf Jim ein, »ist das leichter gesagt als getan.«
»Das weiß ich!« konterte Carolinus. »Das ist der Grund, warum ich Euch vier ausschicke. Glaubt mir, ich wüßte niemanden sonst, der das zuwege brächte. Es wird die besonderen Talente eines jeden von Euch erfordern, aber es muß geschehen! Entweder Ecotti kennt die Antwort oder diese Seeschlange - ich habe schon wieder ihren Namen vergessen...«
»Essessili«, kam Giles ihm zu Hilfe, der bis dahin respektvolles Schweigen bewahrt hatte. Er sprach den Namen genauso aus, wie Rrrnlf und Granfer es getan hatten.
»Das stimmt, so war der Name«, erwiderte Carolinus. »Genau wie Ihr sagtet, Giles. Entweder er oder Ecotti können uns sagen, wer der Drahtzieher ist. Einer der beiden muß in unmittelbarem Kontakt mit ihm gestanden haben. Also, sonst noch Fragen? Wenn nicht, dann fort mit Euch.«
Jim sah erst Brian, Giles und Dafydd an, dann Angie, die hinter ihnen stand.
Sie alle erwiderten wortlos seinen Blick.
»Ich glaube, es gibt keine Fragen mehr«, sagte Jim ein wenig verdrossen.
Plötzlich standen sie auf einer Straße in Brest, neben ihren Pferden, die sie am Zügel führten. Sie befanden sich vor dem Gasthaus Zur Grünen Tür, jenem Gasthaus, in dem sie bei ihrem letzten Besuch in der französischen Hafenstadt gewohnt hatten.
16
»Meine Herren!«
Jim hätte, genau wie Angie zuvor, vor Schreck einen Sprung gemacht, wäre er nicht vom Gewicht seiner Rüstung an einer derart verräterischen Geste gehindert worden.
Als er sich umdrehte, sah er denselben Schankwirt vor sich, mit dem sie es auch das letzte Mal zu tun gehabt hatten. Sein Name war Rene Peran. Er war ein junger Mann, aber eher fett als kräftig, mit einem dunklen Stoppelbart, dessen letzte Rasur anscheinend schon eine Weile zurücklag. Genauso dunkel wie sein Bart war der Argwohn in seinen Augen. Er machte den Eindruck, als würde er ihnen auf den ersten Blick mißtrauen. Vielleicht mochte er keine Ausländer. Warum, fragte sich Jim, waren sie ausgerechnet an eben dem Ort gelandet, an dem man sie kannte? Carolinus konnte keinen Grund haben, sie gerade hierher zu bringen. Vielleicht war dies einer der Fälle, vor denen er Jim gewarnt hatte - daß nämlich der Kopf all der gegen sie gerichteten Machenschaften die Zaubersprüche anderer Magier abändern konnte.
Aber wie auch immer, wenn Peran keine Ausländer mochte, tat er im Augenblick doch sein Bestes, um diese Tatsache zu verbergen.
»Herzlich willkommen in Brest, meine Herren!« sagte er leutselig. »Wie gut ich mich Eurer noch vom letzten Jahr entsinne! Damals seid Ehr fortgezogen, und wir haben seither nichts mehr von Euch gehört. Ihr seid Engländer, oder? Ja, ich erinnere mich. Nun denn, wie ist es Euch ergangen, meine Herren?«
»Man lebt«, antwortete Brian für die drei anderen. »Wir waren im Osten, haben gegen die Heiden gekämpft. Eine schlimme Zeit für so manch armen Ritter, leider! Wir können von Glück sagen, alle wieder zusammenzusein und abermals hier bei Euch einkehren zu dürfen.«
Eine so schnelle und mühelose Heuchelei hätte Jim Brian niemals zugetraut. Als Brian >im Osten< sagte, bezog er sich wahrscheinlich auf ein Gebiet, in dem in Jims Zeit und Welt das moderne Polen
Weitere Kostenlose Bücher