Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
blieb keine Zeit, etwas zu sagen, da genau in jenem Augenblick eine hohle, schrille Stimme, wie die eines Geistes, der durch ein Megaphon spricht, von der nächsten der drei Feuerstellen der Halle zu hören war.
»M'lord?« Es war Kob. Er verbarg sich offenbar gut innerhalb des Kamins, da Fremde anwesend waren.
Die Bewaffneten verwandelten sich erneut in Statuen. Nichts würde je wieder ihre Überzeugung erschüttern, daß Jim jederzeit Teufel zu seiner Unterstützung rufen konnte, wenn er es wollte. Ihnen zu sagen, daß sie nur den Burgkobold gehört hatten, würde nichts ändern. Sie hatten es gehört, und nun wußten sie mit jeder Faser ihrer Körper, was die echte Wahrheit war. Selbst wenn sie Kob zu sehen bekämen, er wäre für sie nur ein Teufel in Verkleidung.
»M'lord, die Lady Geronde schickt mich mit einer Botschaft für ihn. Verzeiht mir, M'lord, daß ich Euch anspreche, aber dies ist wichtiger als alles andere!«
»Wer ist ihn? « wollte Jim wissen. »Was ist dies? «
»Ich muß es Euch zuflüstern, M'lord. Würde Eure Lordschaft bitte zur Feuerstelle herüberkommen, so daß niemand sonst etwas hören kann?«
Kapitel 39
GRUMMELND TRAT JIM zur Feuerstelle hinüber und stieß mit Carolinus zusammen, der mittlerweile auch stand.
»Es ist alles in Ordnung, Carolinus«, sagte Jim schärfer als beabsichtigt. »Ich kann allein herausfinden, was Kob hat.«
»Dann tut es!« fauchte Carolinus. »Ich jedenfalls bin auf dem Weg zu Sir Simon, um seine Wunde zu heilen.«
Carolinus drängte sich an ihm vorbei, und Jim bemühte sich, sein Temperament unter Kontrolle zu halten. Das wurde allerdings von Mal zu Mal schwieriger. Sehen zu müssen, wie Angie auf Befehl von Simon gefesselt wurde, hatte ihn in höchstem Maße erzürnt, aber er hatte den Anschein von Ruhe bewahrt. Er war mit dem Grafen geduldig, KinetetE gegenüber tolerant und zum Bischof höflich gewesen, obwohl sie alle dazu neigten, ihn mit einer gewissen, aus ihrer Autorität erwachsenen Arroganz zu behandeln, und das trotz der Tatsache, daß sie alle ohne Einladung in seine Burg, seine Halle, sein Heim gekommen waren.
Und jetzt sah es so aus, als ob er auch nach Kobs Pfeife würde tanzen müssen, der eben, als Jim ihn hätte brauchen können, noch nicht dagewesen war.
Er stapfte zur Feuerstelle hinüber. Simons Bewaffnete beobachteten ihn und nickten einander zu. Es entsprach genau ihren Erwartungen über das, was er mit dem Teufel täte. Jim achtete nicht auf sie und steckte den Kopf in den Kamin, der jetzt nur noch warm war, und versuchte hochzugucken.
»Hier… M'lord«, hörte er ein leises Wispern. Als er genauer hinschaute, sah er, viel weiter oben als erwartet, eine dunkle, koboldähnliche Gestalt mit dem Kopf nach unten hängen. Die Arme und Beine waren ausgestreckt, und sie schien sich durch bloßen Druck gegen die Wände festzuhalten – es sei denn, dort
befänden sich ein paar Griffe, die Jim im Dunkel nicht sehen konnte.
»Komm runter!« sagte Jim. »Und sprich etwas lauter. Ich kann dich kaum verstehen!«
»Ja, M'lord«, wisperte Kob und kam um die Hälfte näher. »Es ist nur so… der Kob des Hofes… nicht steif… oder… Nase… in der Luft… erzählte mir… so… Malvern…«
»Komm näher! Sprich lauter!« schnauzte Jim. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, wenn ich nur jedes zweite Wort verstehe. Sag mir einfach, was so wichtig ist.«
»M'lord, er wird mich hören!«
»Nein, das wird er nicht. Und wer ist überhaupt er? Wie dem auch sei, niemand wird dich hören.«
»Oh, dann ist es ja gut«, sagte Kob in gewöhnlicher Lautstärke. »Ich habe befürchtet – na ja, jetzt ist es gut.«
Er krabbelte das Innere das Kamins hinunter und brauchte anscheinend nichts, um sich festzuhalten. Allerdings zeigte er sich nicht den Anwesenden in der Großen Halle.
»Seht Ihr, M'lord«, sagte er dann, »es stellte sich heraus, daß der Kob des Königs an einem Ort, der Hof genannt wird, ein sehr guter Kob ist. Ich habe den Malvern-Kob mitgenommen, um ihn zu treffen. Wir waren immer noch am Hof, als der Magier Carolinus mit meinem Lord Bischof kam, um den
Grafen von – von Zunder… dem großen Mann da draußen…«
»Cumberland«, warf Jim ein.
»Ja. Mylord von Cumberland. Der Malvern-Kob und der Kob des Königs waren bei mir, und wir hörten ihm immer noch zu, als Carolinus und mein Lord Bischof eintrafen. Mylord Cumberland sprach wieder mit dieser Lady, die Ihr nicht mögt…«
»Agatha Falon?«
»Ja, das
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