Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
vollkommen ausdruckslos, wenn er am gefährlichsten war, und das war jetzt der Fall.
»Das wäre damit erledigt, Sir John«, bemerkte Jim leichthin. Dann wandte er sich wieder seiner Frau und der Amme zu, die sich noch immer im Zimmer befanden.
»Jetzt ist alles in Ordnung, Angie. Ich habe den Raum mit einem Schutz versehen. Durch die Tür oder das Fenster kann nichts mehr hereinkommen – Matilda, du kannst dich von nun an sicher fühlen. Halte aber dennoch die Tür verschlossen. Angie, kein Grund zur Sorge mehr. Warum kommst du nicht mit Sir John und mir runter?«
»Ich bitte um Verzeihung, Sir James«, widersprach Chandos, »aber in Anbetracht der Tatsache, daß das Abendessen vorbei ist und Ihr und ich morgen bei Tagesanbruch auf dem Pferd sitzen müssen, würde ich lieber gleich auf mein Zimmer gehen. Wenn Ihr einen Bediensteten rufen könntet, der mir den Weg zeigt. Ihr dürftet auch noch Vorbereitungen zu treffen haben und wollt ohne Zweifel früh zu Bett gehen.«
»O natürlich, Sir John«, erwiderte Jim beklommen. Das hieß früh aufzustehen. »Ihr habt Euer Zimmer auf der Etage unter uns. Ich bringe Euch selbst dorthin.«
Nachdem Jim seinen wichtigsten Gast zum besten Gästezimmer geleitet hatte, ging er zu Angie zurück. Die legte in der Kemenate bereits Jims Reisekleidung zurecht. Wortlos half er ihr bei der Arbeit. Sir John könnte ihm ein zusätzliches Packpferd für seine Sachen nur schwer verweigern. Jim hatte in der Vergangenheit, bei seinen Reisen mit Brian und Dafydd, auf die harte Tour gelernt, so viel wie noch bequem möglich war mitzunehmen.
In seinem Kopf formten sich Pläne. Auch konnte Sir John nichts dagegen haben, daß er seinen Knappen als persönlichen Diener mitnahm – nein, wenn er genauer darüber nachdachte, wäre das nicht klug. Theoluf war der einzige wirklich erfahrene Kämpfer auf Malencontri, und die Bewaffneten würden im Notfall einen Anführer brauchen. Angie und alle anderen ohne einen richtigen Kommandanten zurückzulassen, wäre in Anbetracht von plündernden Gesetzlosen, zufällig vorbeikommenden Soldaten des Königs und etwas Unbekanntem, das in die Burg eindrang, nicht klug.
Jim könnte natürlich einen der anderen Bewaffneten nehmen oder einen der Bediensteten. Aber keiner von denen hatte Reiseerfahrung.
Nein, er würde allein reisen. Einer von Chandos' Leuten könnte das Streitroß Gorp versorgen und das Packpferd führen.
Angie und Jim brauchten nicht lange, um alles zusammenzupacken. Jim rief den Pagen, der vor der Kemenate stand, und schickte ihn hinunter, um John Steward zu holen. Als dieser eintraf, deutete Jim auf seine gepackten Sachen.
»John, dies muß morgen früh auf das Packpferd geladen werden. Dann muß morgen noch ein Reitpferd und mein Streitroß Gorp an einer Führungsleine bereitstehen, so daß ich mit Sir John Chandos bei Tagesanbruch losreiten kann. Wenn Gorp widerspenstig ist, weil er so lange im Stall stand, dann soll ihm jemand noch vor Tagesanbruch Bewegung verschaffen.«
»Ja, M'lord.«
»Du wirst dich auch darum kümmern, daß nicht nur für mich, sondern auch für Sir Chandos und seine Ritter sowie seine Männer vor den Burgmauern morgen früh ein Frühstück bereitet wird. Dazu noch für alle Proviant für drei Tage. Das sollte alles rechtzeitig vor unserer Abreise in der Großen Halle bereitstehen.«
»So wird es geschehen, M'lord«, antwortete der Verwalter, ohne mit der Wimper zu zucken. »Alles soll so sein, wie Ihr befehlt. M'lord, wünscht Ihr, eine Stunde vor Sonnenaufgang
geweckt zu werden?«
»Ein wenig eher.«
»Sehr wohl, M'lord.«
Der Verwalter ging hinaus, und Jim und Angie machten sich zum Schlafen fertig.
Als sie ins Bett krochen – es war neu, sehr groß und bequem, mit einem Himmel und Vorhängen, damit es nicht zog –, sprach Angie aus, was Jim schon die ganze Zeit im Kopf herumging:
»Ich hätte nicht gedacht, daß er dich so bald wegholen würde.«
»Das habe ich auch nicht erwartet. Aber es ist vielleicht sogar gut. Je früher ich weg bin, desto früher bin ich wieder zurück.«
Angie hatte erwartet, daß er etwas in der Richtung sagen würde, aber beim Gedanken an sein Fortgehen fühlte sie sich unglücklich. Seit der kleine Robert Falon in ihr Leben getreten war, hatte sie nicht nur gegenüber dem Kind starke Beschützerinstinkte entwickelt, sondern wollte auch Jim mehr in ihrer Nähe haben.
Nicht daß sie Angst davor hatte, allein auf der Burg zurückgelassen zu werden. Sie hatte sich an
Weitere Kostenlose Bücher