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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Höflichkeitsfrage. Es wäre lächerlich, wenn ein anderer als Chandos das Kommando bekäme. Nichtsdestotrotz freute Jim sich, gefragt worden zu sein. »Ihr habt mehr Erfahrung als ich wahrscheinlich je haben werde.«
    »Gut«, sagte Sir John. »Denn wie ich die Sache sehe, werden wir später keine Zeit mehr haben, darüber zu diskutieren, wer die Befehle gibt.«
    Er nahm noch einen tiefen Schluck aus seinem Becher und knallte diesen dann auf den Tisch, bevor er fortfuhr.
    »Wie ich die Sache sehe, haben wir ohnehin kaum eine Wahl.«
    Jim beobachtete sein Gegenüber aufmerksam. Das flackernde Licht des Feuers zeichnete Linien auf das Gesicht des Ritters. Seine Augen schienen dunkler zu sein und tiefer in den Höhlen zu liegen. Sein Gesichtsausdruck war bemerkenswert ruhig, aber nicht entspannt. Der Höfling hatte seinen Platz dem Kriegskommandanten vollkommen überlassen.
    »Aus dem zu schließen, was ich in ihrem Lager sah, könnten sie morgen losreiten und das Unheil anrichten, weswegen sie gekommen sind. Wir haben kaum eine Wahl, als sie sofort anzugreifen, da möglicherweise noch weitere Bewaffnete eintreffen. Abwarten würde unseren Nachteil nur noch vergrößern. Selbst wenn die Störenfriede keine Verstärkung mehr erhalten, bleiben sie immer noch eine harte Nuß, da, wie ich vermute, wenigstens einige ihrer Bewaffneten kampferfahren sind. Es würde nichts nutzen, Sir Bertram um
    zusätzliche Männer zu ersuchen. Erstens haben wir dafür keine Zeit und zweitens würde ich keinen von denen wollen, die er eingesetzt hat, um den Besitz meines Lehensherrn Lord Cumberland zu schützen.«
    Er hielt inne und lächelte Jim schief an.
    »Hattet Ihr die Absicht, mich nach dem Warum zu fragen?«
    »Tatsächlich«, sagte Jim, »hatte ich nicht die Absicht. Aber nun würde ich es gern wissen.«
    »Ich werde es Euch sagen. Ich weiß, ohne es erst sehen zu müssen, daß die meisten von Sir Bertrams Männern niemals eine Waffe gezogen haben, außer um mit unbewaffneten Leibeigenen, Pächtern und Minenarbeitern zu kämpfen. Ich sehe keinen Fehler darin, daß jemand keine Erfahrung mit den Waffen des Krieges hat. Sehr oft wissen solche Leute heldenhaft zu sterben, insbesondere, wenn sie ihr eigenes Heim, ihre Familie oder ihren Herrn verteidigen. Einige von ihnen ziehen sogar eifriger in den Kampf als manche Kämpen, die schon einmal an einer Schlacht teilgenommen haben. Kein erfahrener Gemeiner geht bereitwillig in den Kampf und setzt sein Leben aufs Spiel.«
    Er hielt inne und sah Jim an, als erwarte er eine Entgegnung. Jim nickte. Dem konnte er nur zustimmen.
    »Mit dem Adel, also unsereins«, fuhr Chandos fort, »verhält es sich natürlich anders. Dennoch, wenn ein Gemeiner wirklich kämpfen muß, dann verhält er sich oft lobenswert, kämpft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und all der vorher angesammelten Erfahrung. Daher sind die mit der größten Erfahrung am besten. Aus solchen Männern habe ich meine Truppe zusammengestellt. Wenn es keinen anderen Weg gibt als zu töten, um nicht selbst getötet zu werden, dann ziehen sie in der festen Absicht ins Feld, aus dem Kampf siegreich hervorzugehen. Darüber hinaus sind die Fertigkeiten, die sie sich in früheren Kämpfen erworben haben, wertvoll. Und schließlich werden sie sich nicht umdrehen und wegrennen, es sei denn, der Kampf ist wirklich verloren.«
    Wieder hielt er inne und sah Jim an. Der fühlte sich unbehaglich. Chandos fuhr fort.
    »Auch gilt das nicht nur für die Gemeinen. Ihr, Sir James, habt es vielleicht schon selbst gesehen. Es gibt, Gott ist mein Zeuge und Anwesende natürlich ausgeschlossen, auch unter edlen Herren Feiglinge und Verräter. Selbst König Artus hatte solche in seiner Tafelrunde sitzen. Ihr werdet Euch erinnern, daß am Ende Sir Parzival alle beschämt hatte, indem er so lebte, wie ein Ritter leben sollte, und dafür schenkte Gott ihm eine Vision des Heiligen Grals. Aber ich fürchte, ich schweife ab.«
    »Macht doch nichts, Sir John«, sagte Jim. »Wir haben den ganzen Abend Zeit.«
    »Vielleicht nicht«, widersprach Chandos. »Es wäre vermutlich klug, früh schlafen zu gehen, da wir morgen vor Tagesanbruch aufstehen müssen. Es ist meine feste Überzeugung, daß wir bei dem, was wir tun müssen, keine Wahl haben. Wir müssen das Lager der Widersacher gleich bei Sonnenaufgang mit unserer ganzen Streitmacht angreifen, bevor sie noch kampfbereit sind, damit wir mit der Überraschung ihre größere Zahl aufwiegen

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