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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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ist herrlich«, antwortete Sofia mit einem Lächeln, weil sie annahm, dass dies die richtige Antwort wäre.
    » Findest du?«
    Überrascht fuhr Sofia herum.
    » Das ist nicht meine Stadt, verstehst du?«, fuhr der Professor fort. » Ich habe sie immer nur als Tourist besucht, aber oft habe ich mich gefragt, wie die Bewohner denken können, dass sie hierher gehören. Die Stadt lässt sich nicht fassen, entzieht sich, wenn du verstehst, was ich meine?«
    Sofia staunte, wie genau diese Worte die Gedanken ausdrückten, die ihr im Kopf herumgingen.
    » Ist München denn anders?«, fragte sie und fand damit endlich den Mut, den Professor etwas fast Persönliches zu fragen.
    » Teilweise schon … aber auch dort fühle ich mich nicht richtig zu Hause. Menschen wie ich, und wohl auch wie du, sind in gewisser Weise heimatlos. Habe ich recht?«
    Er zwinkerte ihr zu, und Sofia wusste nicht, was sie antworten sollte. Sonderbarerweise stimmte das.
    » Und doch haben auch wir ein Zuhause, nur ist es fern – und verloren«, fügte Professor Schlafen hinzu, wobei er sich zum wiederholten Mal die Brille auf der Nase zurechtrückte. Das tat er häufig, vor allem dann, wenn er überlegte und nach den richtigen Worten für etwas Wichtiges suchte.
    Und wieder hatte Sofia plötzlich das Bild jener Stadt vor Augen, die so oft in ihren Träumen auftauchte. Seltsamerweise war dies ihrem Gefühl nach der einzige Ort, den sie als ihr Zuhause hätte bezeichnen können.
    Die Nacht verbrachten sie in einem Hotel, weil der letzte Bus nach Albano bereits abgefahren war. Der Professor nahm zwei Einzelzimmer, und als Sofia das Bett und den Kleiderschrank sah, die beide allein für sie bestimmt waren, wurde ihr ganz warm ums Herz.
    » Gefällt dir das Zimmer?«, fragte der Professor, der neben ihr auf der Schwelle stand.
    Sofia war sprachlos. » Wunderbar …«, stammelte sie nach einer Weile, » in so einem schönen Zimmer habe ich noch nie geschlafen …«
    » Hoffentlich bekommst du so allein keine Angst. Aber für alle Fälle bin ich ja im Nebenzimmer. Ruf mich also, wenn du irgendetwas brauchst.«
    Sie nickte und rührte sich nicht von der Stelle. Der Professor zögerte noch einen Augenblick, drehte sich dann um und wandte sich seinem Zimmer zu. Jetzt endlich gab sich Sofia einen Ruck, ballte die Fäuste und sagte in einem Atemzug: » Danke! Das war ein herrlicher Tag!«
    Sie war rot wie eine Tomate und starrte auf den Boden. Obwohl sie das Gesicht des Professors nicht sehen konnte, merkte sie, dass er lächelte.
    » Das freut mich. Aber so einen Tag hast du verdient.«
    Dann schloss sich die Tür, und Sofia war allein – zum ersten Mal in einem eigenen Zimmer.
    Am nächsten Morgen nahmen sie zunächst die U-Bahn, die sich Sofia ganz anders vorgestellt hatte. Vor allem dass es dort so stank, überraschte sie. Aber das wäre ja noch zu ertragen gewesen. Schlimmer war das ohrenbetäubende Rattern, und wie man darin durchgeschaukelt wurde. Mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit schienen die Waggons durch die Tunnel zu schießen, die sich durch das Erdreich unter der Stadt wanden, und sie fürchtete, jeden Augenblick würde der Zug aus den Gleisen springen und irgendwo gegenprallen.
    Es war eine schier endlose Fahrt. Einen U-Bahnhof nach dem anderen passierten sie: Spanische Treppe, Barberini, dann Termini, wo Scharen von Menschen in die Wagen strömten.
    » So ist das immer am Hauptbahnhof«, erklärte der Professor.
    Die Gesichter lösten sich ab, und irgendwann wurden die Wagen immer leerer, bis sie die Endstation erreicht hatten: Anagnina. Ein hübscher Name, dachte Sofia. Nur noch drei Fahrgäste saßen im Wagen, sie beide und ein Pakistani, der, den Kopf an eine Haltestange gelehnt, vor sich hindöste.
    Das Licht erlosch für einen Augenblick.
    » Das heißt, wir sind an der Endstation«, erklärte der Professor wieder.
    Als sie aus dem Untergrund auftauchten, hatte Sofia den Eindruck, in einer anderen Stadt zu sein. Vor ihr lag ein großer asphaltierter Platz mit einer Reihe geparkter Reise- und Linienbusse. Sie entdeckte auch einige Marktstände, deren Auslagen unter Plastikplanen verdeckt waren, weil gerade Mittagspause war. Dahinter verlief eine breite Straße, auf der in mehreren Fahrspuren die Autos dahinrasten.
    » Sind wir noch in Rom?«, fragte Sofia verwundert.
    » Gewiss. Die Stadt hat viele Gesichter. Man muss nicht weit fahren, um ein neues zu entdecken. Hier beginnt der Stadtrand.«
    Sofia fragte sich, wie man eine solche Stadt als

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