Drachenseele (German Edition)
und zu brauche ich ja auch mal was zu essen.“ Er schüttelte den Kopf, „mir fehlt die Erfahrung, wie Tote normalerweise ihr Leben in die Hand nehmen.“ Kurz musste er darüber lachen. „Verdammt! Ich weiß gar nichts!“
„Hey! Solange ich zu dieser Wohnung Zugang habe, werde ich sie für dich verteidigen. Wie werden eine Lösung finden.“
„Wir?“ Marcus sah ihr ins Gesicht. Nicole steckte ohnehin schon mittendrin. Eigentlich war es jetzt auch egal.
„Ich ... weißt du ... als ich dich neulich vor deiner Wohnung gefunden und nach dem Puls gefühlt habe“, sie schluckte. „Diese erste Berührung, nachdem wir uns bereits häufig in der Str a ßenbahn gesehen haben, schien mir etwas ganz Besonderes zu sein, so ... als hättest du mein Herz eingefangen.“
Großartig!
Er mutierte zu einem Alien und sie lag ihm zu Füßen. Ob sie auch an seiner Seite bliebe, wenn er sich in ein grünes Männchen verwandeln würde? „Nicole! Ich ... was ist, wenn ich wir k lich nur ein Geist bin? Dieser angebliche Tumor in meinem Kopf ...“
„Scht!“, sie legte den Finger über seine Lippen.
„Ich habe diese Aufnahmen gesehen, Marcus.“
„Du hast was?“ Verdammt! Sie kannte sich vermutlich damit ein wenig aus.
„Heute Mittag sind wir nicht mehr dazu gekommen, aber ich möchte jetzt deine Geschichte der Wahnvorstellungen erfahren. Die von Clara sowie von den Ärzten kenne ich bereits.“ Nicole setzte sich in den Sessel.
„Wenn du die MRT-Bilder gesehen hast, dann kannst du mir vielleicht dazu was sagen?“ Eine andere Meinung wäre gut zu hören.
„Ich bin mit meinem Studium ja noch lange nicht fertig, aber derartige Aufnahmen habe ich noch nie gesehen. Rein vom Verstand her, würde ich meinen, die Bilder sind manipuliert. Die Hälfte deines Rückenmarks, also bis zur Brustwirbelsäule, hat der Tumor vollkommen eingenommen, als wäre von deinem Rückenmark nichts mehr übrig.“
Marcus spürte wie seine Gesichtszüge sich verzogen. „Ich dachte immer, wenn das Rückenmark verletzt wird, dann wäre man querschnittsgelähmt.“
„Ja, das ist auch so. Deshalb zweifle ich die Aufnahmen an.“
„Aber, warum sollte jemand die Bilder manipulieren, vor allem zu welchem Zweck?“
„Das ist nur eine Vermutung von mir. Erzählst du mir bitte deine Version.“
Um diese verrückte Geschichte zu verstehen, wäre es vielleicht ganz angebracht darüber zu sprechen. „Bei diesem Dr. Schneider hatte ich beim ersten Klinikaufenthalt schon ein mieses Gefühl. Er schien einerseits überfordert, andererseits zeigte er ein auffallendes Interesse an meinem Schädel. Dass ich nach Hause gegangen bin, hat ihm so gar nicht gepasst.“
Nicole höre zu, vielleicht glaubte sie ihm sogar.
„Diese Erregergeschichte halte ich für fiktiv. Der Kerl wollte mich mit aller Macht in die Finger bekommen.“
Sie nickte, hatte anscheinend den gleichen Eindruck.
„Clara und diese Psychotante schoben meine Antipathie gegen Dr. Schneider einer Persönlichkeitsveränderung in die Schuhe, die der Tumor ausgelöst haben sollte. Als der Kerl mich dann mit diesem hochpotenten Neuroleptika vollgepumpt hat ...“
„Neuroleptika?“ Nicole schüttelte den Kopf. Sie war entsetzt, er sah es ihr an.
„Ich konnte mich ja nicht mal mehr artikulieren, dieses Scheißzeug hat mich völlig lahmgelegt.“
Nicole erhob sich und ging unruhig auf und ab. „Clara hat mir erzählt, auch deine ablehnende Haltung der Bestrahlung gegenüber haben die Ärzte dem Hirntumor zugeschrieben.“ Eine längere Pause folgte, in der sie weiter umherlief. „In einem solch fortgeschrittenen Stadium eine Bestrahlung zu beginnen, erscheint mir sehr abwegig. - Angenommen Dr. Schneider wollte dich mit dem Medikament ruhig stellen, um an dir herumz u forschen, dann wäre es doch nur verständlich, dass du letzte Nacht ausgerastet bist.“
„Vorausgesetzt ich wäre dazu in der Lage gewesen.“
Er stand ebenfalls auf, „Nicole! Ich hatte ja kaum Kontrolle über meinen Körper, wie soll ich da ausgerastet sein?“
„Irgendwie bist du aber in deine Wohnung gekommen.“ Damit traf sie den Nagel auf den Kopf. Sie flüsterte: „Ich weiß nicht, ob du meine Theorie zu dem Tumor hören willst?“
„Du hast eine Theorie dazu? Lass hören.“ Sie befasste sich mit seinem Problem, als wäre es ihr eigenes. Sie war ein Schatz.
„Sicher?“
„Ganz sicher!“ Schlimmer als ein Hirntumor konnte es nicht sein.
Sie zögerte einen Moment. „Ich halte das Teil für ein
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