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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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in gleicher Höhe entdec k te er ein anderes Flugzeug mit einem Kondensstreifen hinter sich. Marcus beobachtete es eine Weile, bis sein Flugzeug an Höhe gewann, um schräg über dem Kondensstreifen zu fliegen. Manchmal schwebten Wolkenfelder wie Geister am kleinen Fenster vorbei. Seine anfängliche Aufregung ging bald in bleierne Müdigkeit über. Viel zu früh hatte Stones ihn heute Morgen wecken müssen. Der fehlende Schlaf forderte sein Recht. Ma r cus lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ sich von dem ständigen Brummen der Triebwerke in den Schlaf singen.
     
    In Amsterdam mussten sie umsteigen. Von dort aus ging es nach Cardiff weiter.
    Stones eilte schnurstracks aus dem Flughafengebäude. Marcus mühte sich hinterher zu gehen. Die Schlummerstunde im Flugzeug konnte einen erholsamen langen Schlaf nicht ersetzten. Vor dem Flughafen winkte Stones einem Mann in einem Klei n transporter mit verdunkelten Scheiben zu. Der Fahrer stieg aus, hastete um den Wagen herum, um die hintere Schiebetür zur Seite zu schieben. „Ich hoffe, die Herren hatten einen ang e nehmen Flug?“ So viel Englisch beherrschte Marcus zum Glück, konnte somit höflich antworten.
     
    „Ihr könnt jetzt schlafen, Narvalvar. Die Fahrt zur Insel wird zweieinhalb Stunden betragen.“ Stones setzte sich in den komfortablen Kleinbus. Die Sitze empfand Marcus nach den engen Flugzeugsitzen als äußerst bequem und breit. Trotz seiner gr o ßen Müdigkeit spürte Marcus eine Unruhe in sich wachsen. Er sah interessiert aus dem Fenster, wie der Wagen das Flughafe n gelände verließ, sie aus der Stadt Cardiff hinausfuhren. Die dichtbebauten Gebiete gingen bald in überschaubare Ortscha f ten über. Die Autobahn führte an Felder vorbei und durch Waldstücke, sogar direkt am Meer entlang. Marcus erinnerte sich an die Zeit mit Clara im Heim in Stralsund. Ihm wurde dadurch bewusst, wie sehr er das Meer vermisst hatte. Seine innere Unruhe bestand in Wahrheit aus der Sehnsucht zum Meer. Berlin zu verlassen würde er bestimmt nicht bereuen. Zwischen kleineren und größeren Ortschaften fuhr der Wagen weiter im Landesinneren entlang.
    Marcus schreckte aus dem Schlaf, als Stones seine Hand auf seinen Schenkel legte. „Wir sind fast da!“
    Er musste irgendwann doch eingenickt sein. Der Wagen stand direkt am Meer an einer Steilküste. Unten, am Ende eines schmalen Pfades, schaukelte ein Boot, welches sie zur Insel übersetzte. Vom Boot aus beobachtete Marcus eine nahegelegene Felseninsel, auf der die Burgreste aus Felssteinen von e i ner lange vergangenen Zeit erzählten. Die gemauerten Bögen, von denen nur noch Fragmente zu erkennen waren, dienten früher vermutlich als Brücke. Ein fantastischer Ort für eine Burg. Schade, dass nur noch einzelne Mauerstücke die Zeit ü berlebt hatten.
    Marcus bekam ein kleines Zimmer, im oberen Stockwerk unterm Dach mit einer Gaube. Nach Sonnenuntergang zog sich Marcus aus, öffnete bedenkenlos das Gaubenfenster, um auf das Dach zu klettern. Von dort aus ließ er sich in die Tiefe fallen. Der Mond beleuchtete die schroffen Klippen der Insel.
    Narvalvar flog zunächst die Steilküste der Insel entlang, um sich ein Bild von seinem neuen Zuhause sowie der Umgebung zu verschaffen. Auch über die Burgruine flog er hinweg. Danach ließ er die Küste hinter sich, tauchte draußen auf dem Meer zwischen den Wellen unter. Zahlreiche Fische und Wasserpflanzen, ohne Müllberge auf dem Meeresgrund, wirkten vertraut. Er stillte seinen Hunger, bis er die Sonne aufgehen spürte. Als Narvalvar landete er auf dem Dach, kurz vor der Gaube seines kleinen Reiches, um sich augenblicklich in Marcus zu verwandeln. Von der üblichen Müdigkeit geplagt schleppte er sich ins Zimmer auf das Bett, wo er sofort einschlief.
    Marcus konnte nicht zuordnen, ob er träumte oder ob wirklich jemand das Fenster schloss und ihn sogar zudeckte.
    Am Nachmittag rissen ihn fremdartige Geräusche aus dem Schlaf. Heftiger Regen prasselte gegen die Scheibe, dichte Wolken verdunkelten den Tag. Er streckte sich und bemerkte, wie gut ihm der Fang von heute Nacht bekommen war, nicht vergleichbar mit den Fischen aus den Berliner Gewässern. Diesb e züglich bereute er es nicht, Stones hierher gefolgt zu sein, nur die Gedanken an Nicole ließen ihn nicht los.
     
    Nach gut einer Woche auf der Insel wurde die Sehnsucht nach Nicole, nach einer Gelegenheit sich mit ihr zu versöhnen unerträglich. Er musste ihr schreiben, sie wissen lassen, dass er sie nicht

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