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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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ihm in die Augen und der Schmerz schien sein gesamtes Gehirn zu erschüttern.
    „Schluss jetzt! Mir gefallen deine Methoden nicht.“ Der andere Mann, von dem Marcus meinte, er könnte Sven sein, befreite ihn und half ihm dann auf. Marcus setzte sich auf einen inta k ten Stuhl.
    „Ich hatte ihn beinah soweit.“ Der Muskelprotz platzierte sich neben Marcus auf dem Tisch. Der schlanke Typ reichte Marcus eine Rolle Küchentücher und hielt ihm ein Tuch unter die blutende Nase. Die Erleichterung über den glimpflichen Ausgang schien Marcus mindestens so erlösend wie das Nachlassen se i ner Schmerzen.
    „Tut mir Leid, Marcus.“ Jetzt erkannte er Svens Stimme vom Telefon wieder.
    „Was soll das? Hast du mich deshalb aus England hergelockt, um mich von deinem Handlanger vermöbeln zu lassen?“
    „Hör zu Marcus.“ Sven setzte sich neben ihn. „Inzwischen ist die ganze Sache etwas komplizierter. Es gibt eine Lösegeldforderung. Schalten wir die Polizei ein, drohen sie Nici zu töten.“
    Diese Nachricht fühlte sich nach einem erneuten Schlag in die Magengrube an. Marcus spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Nicole in den Händen skrupelloser Entführer zu wissen raubte ihm den Verstand.
    „Pascal“, Sven warf einen kurzen Blick zum Muskelprotz, „wurde von meinem Vater angeheuert. Natürlich mussten wir deine Vergangenheit um Nicis Willen unter die Lupe nehmen. Mir ist es eigentlich egal, warum du mit der Identität eines Toten herumrennst. Nur sonderlich glaubwürdig bist du damit nicht.“
    „Marcus Sonntag starb an einem Hirntumor. Wer also bist du?“ Pascal rutschte ein Stück näher. Marcus kamen Fluchtgedanken, die ihn aber mit Sicherheit nicht zu Nicole führten. „Für mich zählt nur Nicole wohlbehalten nach Hause zu holen. Was spielt ein Name dabei für eine Rolle?“
    „In der Regel unterhalte ich mich nicht mit Leichen, allerdings hat es bei dir einen besonderen Reiz. Ich könnte deine Visage zu Brei verarbeiten, ohne dass jemand danach fragen würde.“ Pascal stand auf, packte Marcus hitzig am T-Shirt. Marcus ergriff blitzschnell mit seiner Linken das gegnerische Handgelenk. Die Zeit war reif dem Muskelprotz eine Lektion zu erte i len. Marcus ballte seine Rechte zu einer Faust, rammte sie dann blitzartig mit der Kraft der angesammelten Wut Pascal auf die Nase.
    „Schluss jetzt!“ Sven haute die Hand auf den Tisch.
    „So kommen wir doch nicht weiter. Verdammt! Ich will meine Schwester zurück.“
    Pascal drehte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Seite. Er fluchte und stöhnte gleichzeitig.
    „Gibt es Hinweise, Fakten, irgendwas, das uns weiterhelfen könnte?“ Marcus sah zu Sven. Mit einem tiefen Atemzug setzte sich Sven. „Nur ein Tonband, vom Anrufbeantworter meiner Eltern. Das ist alles, was wir bisher haben.“
    Na Klasse! Ein wenig mehr hatte Marcus schon erwartet.
    „Mittwoch rief Nicole noch bei meinen Eltern an. Meine Mutter sagte, sie klang eigenartig, als hätte sie geweint, aber sie meinte, ihr ginge es gut. Am Sonntag kam ich her und rief dich an. Am Montag erhielten meine Eltern den Anruf.“ Sven legte das Tonband auf den Tisch und spielte es Marcus vor. Nicole meldete sich mit ihrem Namen. Sie weinte und ihre Stimme zitterte. Ihr Entführer würde sie erschießen, so bald die Polizei ins Spiel käme. Ihr Vater sollte eine Million Euro bereithalten.
    Marcus stockte der Atem, als er Nicoles Angst heraushörte. Ihm war nach einem markerschütternden Verzweiflungsschrei zu Mute. Schlimm genug, dass er Nicole mit seinem Verhalten verletzt hatte, doch die Vorstellung, was sie jetzt durchleiden musste, schmerzte ihn zutiefst. Ohne zu überlegen hätte er sich an ihrer Stelle angeboten, aber die Gelegenheit bot sich nicht. „Kann ich die Aufnahme noch mal hören?“ Im Augenwinkel sah Marcus, wie Pascals Nase noch immer blutete. „Geschieht ihm recht“, fuhr es ihm durch den Kopf. Erneut hörte er genau hin, diesmal mit geschlossenen Augen. Dabei konzentrierte er sich auf die Nebengeräusche.
    „Im Hintergrund ist es mucksmäuschenstill, wie in einer Gruft“, näselte Pascal. Marcus lauschte ein drittes und dann ein viertes Mal. „Ich kann es nicht bestimmen, aber ganz leise ...“
    „Oh, ja! Mister Nobody macht eine Entdeckung.“ Pascal wollte Marcus das Tonband aus der Hand nehmen. Marcus zog seine Hand zurück. „Vielleicht hilft es uns gar nicht weiter, aber wenn das alles ist, was wir als Hinweis haben, dann sollte man dem Geräusch nachgehen.“

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