Drachenseele (German Edition)
Marcus schaute zu Pascal. „Und du bist hier wohl der Einzige, der nicht an Nicole, sondern an mir interessiert ist, was?“ Marcus legte das Tonband auf den Tisch, wandte sich wieder an Sven. „Kann man das herausfiltern und verstärken.“
„Gute Idee! Pascal, kannst du das?“ Sven sah ihn an.
Marcus bemerkte, wie sehr Nicoles Angst seine Gefühle in Wallung brachten. Mit jeder Minute Sorge um sie wurde ihm deutlich, wie viel sie ihm wirklich bedeutete.
Pascal nahm das Tonband. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Mit diesen Worten verließ er die Wohnung. Marcus legte seinen Kopf auf die Hände, bemerkte erst jetzt das Blut, das von der Schläfe seine Wange hinunterlief.
„Tut mir wirklich leid, Marcus. Pascal glaubte fest, du hättest mit der Entführung zu tun.“
„Und du? Was glaubst du?“
„Das spielt eigentlich keine Rolle. Anderseits möchte ich Nicole nicht in den Rücken fallen. Wenn sie dich mag, wird sie ihre Gründe haben. Für mich ein Argument mehr, dir zu vertrauen.“
Schmeichelhafte Worte, die Marcus nach der Begrüßung nicht erwartet hatte. „Wo fangen wir mit der Suche an? Geht es hier um Nicole selbst oder wird sie als Geisel benutzt, um an das Geld zu kommen?“
„Seit Tagen zermartere ich mir den Kopf darüber“, begann Sven zögerlich „warum ausgerechnet Nici?“
Marcus schaute Sven erwartungsvoll ins Gesicht.
„Mein Vater hat eine große Firma mit etlichen Angestellten. Es bleibt im Laufe der Jahre nicht aus, dass der eine oder andere sich verärgert fühlt. Ich weiß nicht, ob diese Überlegung uns weiterbringt.“ Ein guter Gedanke und vor allem ein Anfang.
Sven rieb sich die Stirn. „Vielleicht gibt es auch einen Studienfreund von Nicole, der sein Bafög etwas aufbessern will.“
„Die Sache mit den Angestellten sollte dein Vater selbst durchgehen. Wir schauen uns in der Uni mal um.“
Sven nickte. „Ja. Deine Vorschläge gefallen mir, vor allem bringen sie uns allemal weiter, als Pascals Faust.“ Er lächelte kurz, fragte mit ernster Miene, „denke mal zurück. Gab es in letzter Zeit eine Andeutung eine Bemerkung von Nicole, die uns jetzt weiterhelfen könnte?“
Marcus grübelte. „Was in der Uni ablief, da habe ich nichts mitbekommen. Um ehrlich zu sein, hatte ich selbst einen Haufen Probleme am Hals und Nicole ...“ Ein wachsender Kloß in se i nem Hals hinderte ihn am Weitersprechen. Ihre Gegenwart, ihre Anteilnahme hatten ihm so gut getan. Alle Erinnerungen an sie wurden wach. „Ich muss sie finden.“
„Wir! Wir müssen sie finden.“ Sven klopfte Marcus auf die Schulter.
Recherchen
A m nächsten Morgen schauten sich Sven und Marcus in der Uni um. Sven befragte einige Studienkollegen von Nicole. Drei Bekannte von Nicole erzählten unabhängig voneinander, sie hätten Nicole das letzte Mal am Freitag nach der Vorlesung in einem Studentencafé gesehen, zusammen mit einem jungen Mann. Er studierte zwei Semester unter Nicole, war aber namentlich keinem bekannt. Die Suche nach dem geheimnisvollen Unbekannten erwies sich als schwierig. Die dürftige Beschre i bung der Studenten brachten Marcus und Sven an der Uni nicht weiter. So beschlossen sie, in dem Café zu forschen. Dort wechselte die Bedienung sehr häufig. Die Aushilfe vom Freita g nachmittag käme erst am Freitagvormittag wieder und ange b lich existierten keine Anschriften, nicht mal Telefonnummern, der Angestellten. Die beiden stießen, wo auch immer sie he r umfragten, nur auf Sackgassen. Am Abend trafen sich Marcus und Sven in Nicoles Wohnung.
„Meine Eltern sind völlig fertig und ich ehrlich gesagt auch.“ Sven sank auf die Couch. „Heute Nachmittag erhielt meine Mutter einen weiteren Anruf.“
Marcus sträubten sich die Nackenhaare, vor Anspannung hielt er den Atem an.
„Mein Vater soll das Geld am Samstag auf dem Ostbahnhof in ein Schließfach legen.“ Sven presste die Lippen kurz aufeinander. „Ich habe ein ganz beschissenes Gefühl dabei.“
Marcus nickte, ihm ging es nicht anders. Das Schlimmste an der ganzen Angelegenheit war die Zeit, die ihm davon zu rennen drohte. Der Flug nach Amsterdam startete am Sonntag um 12:15 Uhr. Sein enganliegendes Halsband schien mit jedem Tag fester zu werden. Vorsichtig zog er es vom Kehlkopf weg. Sven sah ihn gerade an.
„Mach es doch ab, wenn es dich stört. Es sieht sowieso ziemlich albern aus.“
Auf diese Art Kommentar konnte Marcus verzichten. „Vielleicht hilft mir morgen in dem Café die Aushilfe weiter.“
Sven
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