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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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Anwesenheit so wohltuend, so heilend.
    „Wie ich sehe seid Ihr doch recht vernünftig. Ihr nehmt jetzt Euer Bad und ich werde mich unterdessen um Eure Mahlzeit kümmern.“
    Richard ging an Narvalvar vorbei. Er schaute ihm nach, wie Richard durch eine felsgetarnte Tür verschwand. Stones hätte ohne Ankündigung den Stromstoß ausgelöst. Richard dagegen warnte ihn. Das förderte die Sympathie für ihn. Die Tatsache mit dem Halsband, den möglichen Stromstößen, rief allerdings erneut beengende Gefühle wach, vor allem aber schürte es das Misstrauen gegen Stones.
    Während er den ersten Fuß ins Wasser setzte, die Wohltat spürte, die das Nass auf seiner Haut verursachte, wuchs die Sehnsucht nach Nicole, damit aber auch der Schmerz in seinem Drachenherz. Er wollte nicht irgendeinen Drachenwächter, er wollte Nicole an seiner Seite. Niemand sonst konnte ihn so gut verstehen wie sie. Er tauchte mit seinem ganzen Körper unter, legte sich so auf den felsigen Untergrund, bis lediglich sein Kopf herausschaute. Wie herrlich sich das anfühlte, genüsslich schloss er die Augen, bewegte nur dezent seinen linken Flügel, ließ ihn dann vom Wasser tragen. Seine Beschwerden ließen in dieser Stellung nach.
     
    Richard erwies sich als treusorgender Drachendoktor. Narvalvar fiel es schwer, ihn nicht zu mögen. Morgens und abends schruppte Richard ihm seinen Panzer im Meerwasser, sorgte für ausreichende Fischportionen und vertrieb ihm die Zeit mit G e schichten erzählen, die vornehmlich von Drachen, ihren Verle t zungen sowie ihrem Schicksal handelten. Nach drei Tagen spü r te Narvalvar seine Wunde kaum noch, er sehnte sich danach zu schwimmen, wieder selbst für sich auf Fischfang zu gehen. Richard hatte ihm aber fünf Tage Ruhe auferlegt. Länger hielt Narvalvar dieses Untätigsein aber nicht mehr aus. Er bemühte sich Richard mit den größten Augen, die er machen konnte, mit flehendstem Blick umzustimmen.
    „Nein! Narvalvar! Ihr müsst Euch noch zurückhalten.“
    Ja, Richard verstand es, aus den Augen eines Drachens zu lesen, was aber nicht bedeutete, dass er sich jetzt geschlagen gab. Er eilte Richard vor die Füße. Tief seufzend schaute er auf.
    „Wisst Ihr eigentlich, was nach Eurer Ankunft am Flughafen geschehen ist?“
    Woher sollte er das wissen, er schüttelte deshalb den Kopf.
    „Seht Ihr!“ Richard sah ihm ins Gesicht, „Wenn William nicht zur Stelle gewesen wäre, hätte ich Euch nicht mehr helfen können. Noch im Wagen habt Ihr aufgrund Eurer Schmerzen Eure wahre Gestalt angenommen. Überlegt Euch nur, wie nah ihr Eurer Auflösung wart.“
    Eine nette Umschreibung für seinen Tod.
    „Drei Tage nahm Euch das Fieber sämtliche Sinne. Es wäre unverantwortlich von mir, einem verfrühten Ausflug zuzustimmen.“
    Das war aber vorbei, jetzt ging es ihm ausgezeichnet. Narvalvar flatterte heftig mit beiden Flügeln. Richard riss die Arme in die Luft, „Vorsicht, wenn die Wunde wieder ausreißt beginnen wir von vorn.“
    Da riss nichts auf, es war alles verheilt, das musste der Drachendoc doch sehen. Demonstrativ hielt er seinen linken Flügel Richard dicht vors Gesicht.
    „Ja, Ihr denkt, ich könne das nicht einschätzen. Falsch! Meine jahrzehntelangen Erfahrungen ...“
    Blitzschnell wechselte Narvalvar die Stellung. Nun sah er Richard direkt in die Augen, er klimperte, so liebevoll er konnte, drehte seinen Kopf eine Winzigkeit zur Seite, so, wie kleine Hunde es tun, wenn sie betteln.
    „Och! Ihr seid tatsächlich ein besonders starrsinniges Exemplar!“ Er zog das Handy aus der Tasche, worauf Narvalvar noch ein Stück dichter an Richards Gesicht heran ging, um seinem Blick noch mehr Ausdruck zu verleihen.
    „Ihr tut Euch doch selbst keinen Gefallen damit!“ Er drängte sich an Narvalvar vorbei, steuerte dann die Tür an. Mit einem Satz saß Narvalvar direkt vor der Tür und versperrte Richard den Zugang.
    Richard atmete sehr tief. „Ihr entschuldigt mich bitte, ich verspüre ein ganz dringendes Bedürfnis, Ihr versteht schon!“ Er legte mit diesen Worten das Handy auf den Boden. „Ihr solltet derweil einem ebenso unausweichlichem Verlangen nachgehen.“ Er zwinkerte Narvalvar mit dem rechten Auge zu.
    Sollte das ein Angebot sein oder wollte er ihn testen? Richard hampelte mit der Hand im Schritt. Als Narvalvar zur Seite ging, verschwand er durch die Tür. Der Weg ins Meer war frei! Doch der Gedanke an die drohenden Stromstöße, die ihn mittels seines Halsbandes erreichen würden, hielten ihn

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