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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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wandte sich von Narvalvar ab, ging weit nach rechts, bis er aus Narvalvars Blickfeld verschwand.
    „Danke, Nikolaj!“ Für einen Moment blieb es ganz still. Mit einem Poltern hoben sich zwei Metallwände gegenüber von Narvalvars Gefängnis und offenbarten zwei weitere Zellen. Diese Metallwände würden dem Feuer der Drachen bestimmt standhalten. Wie raffiniert die Menschen doch waren. In den beiden leeren Gefängniszellen schob sich die Rückwand aus Metall zur Hälfte hoch. Narvalvar hörte sein Herz schneller schlagen. Auch wenn es dort drüben sehr dunkel blieb, das Meerwasser konnte er riechen. Augenblicklich spürte er einen riesigen Hunger, als habe er tagelang nichts gegessen. Jetzt richtete er sich auf, um besser erkennen zu können, was sich auf der anderen Seite abspielte, dabei rasselte die Kette, die an se i nem Hals hing. Zwei Taucher zogen einen leblosen Drachen in die rechte Zelle, befestigten seine Kette an einem sehr massiven Haken im Felsboden, um danach einen zweiten Drachen in das linke Gefängnis zu ziehen. Narvalvar fühlte sich zerrissen. E i nerseits sah er das erste Mal in seinem Leben Gleichgesinnte, was heftige Gefühle von Euphorie, von Glück in ihm hervo r brachte. Anderseits schmerzte dieser Anblick eines betäubten Drachen, dem man einen Metallring um den Hals gelegt hatte, um ihn anzuketten, denn damit wurde ihm bewusst, in welcher Lage er sich selbst befand. Die Wand zum Meer fuhr wieder hinunter, blockierte den beiden angeketteten Drachen den Weg in die Freiheit. Wahrscheinlich war Narvalvar auf die gleiche Weise in diesen Kerker gelangt. Stones hatte ihn betäubt, um ihn anzuketten, dieser hinterhältige Scheißkerl. Erneut nahm er seinen Kopf in den Nacken und blies sein Feuer gegen die Wand. Mit dem Temperament seiner Wut flatterte er mit den Flügeln, erhob sich sogar ein Stück in die Luft, bis seine Kette sich straffte. Sein Aufstand raubte ihm nach einer Weile ledi g lich Kraft.
    Eine gefühlte Ewigkeit verging, bis endlich die beiden Drachen zu sich kamen. Ihre Panzer leuchteten nicht in diesem her r lichen Moosgrün wie Narvalvars, sondern schimmerten braun, fast bronzefarben. Auch ihre Köpfe waren schlanker und längl i cher. Narvalvar hörte Schritte. Kurz darauf sah er den Fremden wieder. Er ging ein paar Male zwischen den Gittern auf und ab, musterte dabei die beiden Neuen.
    „Willkommen auf Faroe Islands!“ Er warf einen kurzen Blick zu Narvalvar, schaute dann zu den Neuen herüber. Seine Tonlage klang jetzt mehr nach einem General. „Ich bin Nathus und werde euch die nächsten fünf Jahre hier betreuen.“
    Häh?
    Hatte der Kerl was von fünf Jahren erzählt? Das konnte nur ein beschissener Traum sein. Nein! Fünf Jahre würde er hier nicht überleben, niemals!
    „Der Drachenrat hat euch zu zehn Jahren Einzelhaft verurteilt! Es liegt an euch, an eurem Verhalten, dieses Urteil nach der Hälfte der Zeit in Frage zu stellen.“
    Die beiden Drachen wirkten zwar wach, schienen aber von dieser Nachricht nicht berührt zu sein. Der Rechte schüttelte sich.
    „Einmal in der Woche dürft ihr baden, solange ihr euch benehmt. Ansonsten werden Nikolaj und ich euch abwechselnd unterrichten, damit aus euch vielleicht doch noch brauchbare Drachen werden. Was es definitiv nicht geben wird, sind Ausflüge sowie Sonnenlicht. Diese Zeit müsst ihr als Drachen durchstehen, eine Verwandlung ist ausgeschlossen. Da ihr alle,“ jetzt warf er wieder einen Blick zu Narvalvar, „einige Tage gereist seid, werdet ihr gewaltigen Hunger verspüren. Die Portion wird heute dafür besonders groß ausfallen.“
    Narvalvar verspürte nach diesen Aussichten keinen Appetit. Dieser Nathus und Stones verstanden es, Drachen zu demütigen. Es waren Monster! So gut wie es seine Kette am Hals z u ließ, drehte sich Narvalvar um. Den Anblick gefangener Dr a chen musste er nicht länger ertragen. Er legte sich mit dem Kopf auf den Felsen, starrte kurz die Metallwand an, schloss dann die Augen. Stones hätte ihn doch besser töten sollen. Ja, lieber wäre er tot, als wie ein Schwerverbrecher hier eingesperrt zu sein.
    Nicole! Niemals würde er sie wiedersehen. In fünf Jahren dachte sie nicht mehr an ihn. Vermutlich war sie dann längst verheiratet. Ein anderer Mann lebte an ihrer Seite. In seinen lebhaften Vorstellungen sah er Nicole als Mutter zweier Kinder vor sich. Sie hatte ihre eigene Tierarztpraxis. Aber vielleicht konnte sie ihn nicht vergessen und sie litt mindestens genauso wie er? Beiläufig

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