Drachenspiele - Roman
meine Frau. Was wollen Sie von ihr?«, raunzte er und stemmte beide Hände in die Hüften.
»Nur ein paar Fragen stellen.«
»Wenn Sie ein Freund von Da Long sind, sollten Sie wissen, dass sie nicht mehr sprechen kann«, antwortete er und wollte sich wieder abwenden.
»Vielleicht können Sie mir meine Fragen beantworten?«
Der Alte musterte ihn skeptisch. »Sind Sie Arzt?«
»Nein.«
»Dann hauen Sie ab.«
»Ich kann Ihnen möglicherweise trotzdem helfen.«
»Uns kann niemand helfen.«
»Mich interessiert die Krankheit Ihrer Frau.«
»Machen Sie, dass Sie wegkommen.«
»Finden Sie es nicht seltsam, dass Min Fang und Ihre Frau zur selben Zeit krank geworden sind?«, erwiderte Paul freundlich und tat, als hätte er die Aufforderung nicht gehört.
»Sie haben Frau Zhuo vergessen«, fügte der Alte mit einem spöttischen Ton in der Stimme hinzu.
»Wen?«
»Zhuo. Die Frau des Nachbarn von Da Long. Sie wollen ein Freund der Familie sein und wissen davon nichts? Wer zum Teufel sind Sie?«
»Der Mann von Da Longs Schwester.«
»Da Long hat keine Schwester.«
»Das sollte ein Scherz sein, entschuldigen Sie«, stammelte Paul verlegen. »Ich bin ein Freund von Yin-Yin. Ich lebe in Shanghai. Wir machen zusammen Musik.«
»Warum interessieren Sie sich dann für die Krankheit meiner Frau?«
»Yin-Yin hat mir davon erzählt. Ich meine, von ihrer Mutter und deren Freundin.«
»Na und? Was geht Sie das an, wenn Sie kein Arzt sind?«
Paul ignorierte die Frage: »Zwei Frauen, eigentlich sogar drei, erkranken in diesem Dorf zur selben Zeit. Das wundert Sie nicht?«
»Nein. Auf diesem Dorf liegt ein Fluch.«
Paul stutzte. »Wie kommen Sie darauf?«
»Drei Schlaganfälle in zwei Wochen. Das nenn ich böses Schicksal.«
»Woher wissen Sie, dass es Schlaganfälle waren?«
»Das haben uns die Ãrzte gesagt. Wollen Sie behaupten, Sie wüssten es besser?«
»Nein. Trotzdem würde ich gern wissen, ob es bei Ihrer Frau genauso begonnen hat wie bei Min Fang.«
Der Alte zögerte, Paul war es offenbar gelungen, sein Misstrauen ein wenig zu zerstreuen. »So ähnlich. Sie lieà die Teedose fallen. Kein Gefühl mehr in der linken Hand.«
»Zur selben Zeit?«
»Ein paar Tage später.«
»Und dann?«
»Fiel ihr das Sprechen immer schwerer. Unser Sohn war zufällig hier, und wir sind gleich mit ihr ins Peopleâs Hospital Nummer Zwei nach Yiwu gefahren. Es ging ihr von Stunde zu Stunde schlechter. Die Ãrzte konnten nichts tun. Aber wir haben ja noch Glück gehabt. Min Fang ist viel schlimmer dran.«
Als Paul aus dem Haus Fett brutzeln hörte, wusste er, es würde nur noch eine Frage von Sekunden sein, bis der Mann das Gespräch abbrechen und zurück an seinen Wok eilen würde. Dann wäre aus ihm kein Wort mehr herauszubekommen.
»Haben Sie Katzen?«
»Zwei. Elendig eingegangen. Irgendein Virus. Warum interessiert Sie das?«
»Die Wus hatten auch eine Katze.«
»Na und? Familie Zhuo hatte keine. Hilft uns das weiter?«
»Darf ich fragen, was Ihre Frau gerne gegessen hat?«
Herr Ma schwieg nachdenklich, unschlüssig, ob er das Gespräch nun endgültig beenden sollte. »Was es gab«, sagte er kühl. »Oder sieht es so aus, als ob wir hier eine groÃe Auswahl hätten?«
»Nein«, meinte Paul kleinlaut. »Also Reis und Gemüse?«
»Ja.«
»Keine Katzen?«
»Katzen? Sind Sie einer von diesen verrückten Tierschützern?« Seine Stimme füllte sich mit Empörung. »Im Süden
essen sie Katzen. In der Provinz Guangdong. Aber nicht wir!«
»Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen, ich habe überhaupt nichts dagegen, Katzen zu essen...«
»Sie schmecken nicht«, unterbrach ihn der Mann. »Was wollen Sie noch von mir?«
»Darf ich fragen, wo Ihre Frau ist?«
»Im Haus.«
»Darf ich sie sehen?«
Herr Ma blickte ihn grimmig an. »Sie wollen in mein Haus?«
»Ich möchte nur schauen, ob...«
»Nein. Es reicht. Lassen Sie uns in Ruhe.«
»Wäre es möglich, dass ich wenigstens ganz kurz ein Foto von ihr mache?«
»Ein Foto? Sie ist doch keine Touristenattraktion. Scheren Sie sich zum Teufel, wer immer Sie sind«, antwortete der Alte wütend, machte einen Schritt auf ihn zu und begann
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