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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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böse ist wie einige von den anderen, und du versteckst zwar deine Augen, aber ich glaube, sie sind auch nicht von dieser unstillbaren Gier der Fremden erfüllt. Vielleicht, weil sie blind sind.«
    Wieder übersetzte Mila, um Zeit zu gewinnen, dann sagte sie: » Ich danke dir für deine Warnung, Pitumi. Doch bitte sage mir, was Chachapoya sind, und wo diese Berge liegen.«
    » Du brauchst nicht auf eine Antwort zu warten, Prinzessin. Sie ist fort.«
    Mila lauschte in die Nacht. Außer Nabus Atem war nichts mehr zu hören. Die Frau war völlig geräuschlos verschwunden, beinahe, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.
    » Was hältst du davon?«, fragte Mila.
    » Es ist schön, einmal einem Indio zu begegnen, der sich bei meinem Anblick nicht gleich vor Angst zu Boden wirft, aber wenn diese Frau nicht über Waffen aus Eisen oder Stahl verfügt, sehe ich keinen Grund, ihre vagen Drohungen besonders ernst zu nehmen.«
    » Sie nannte es Warnung«, entgegnete Mila, » und ich fand, in ihrer Stimme war etwas Kluges, oder nein, Ernstes … ich kann es nicht erklären … aber vielleicht … vielleicht war diese Warnung auch ganz anders gemeint, und wir sollten uns nicht vor ihr, sondern vor etwas ganz anderem in Acht nehmen, etwas in den Bergen.«
    » Hast du denn eine Ahnung, was dieses Chachapoya bedeutet?«
    » Nein, wenn ich es übersetzen müsste, würde ich sagen, es heißt so etwas wie Nebelmenschen. Aber das ist doch ein merkwürdiges Wort.«
    » Nebel …«, murmelte Nabu nachdenklich. Plötzlich sagte er: » Ich kann dir nicht sagen, warum, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich sie nach Pachakamaq hätte fragen sollen. Nebel und Regen – das hängt doch irgendwie zusammen, oder? Und hieß es nicht, dass dieser Gott von jenseits der Berge komme? Vielleicht wohnt er ja in den Bergen, von denen sie sprach. Doch jetzt ist sie fort. Ich habe die Gelegenheit verpasst, und ich bezweifle, dass wir sie je wiedersehen, Prinzessin.«
    » Genau da bin ich mir aber nicht so sicher, Nabu.«
    Kemaq war selbst durch die Reihen gelaufen, um Nachschub für das Feuer zu erbetteln, aber die meisten Gemeinschaften waren unwillig, etwas abzugeben. Nun drängten sich Pamacs Leute um die schwache Glut von drei kleinen Feuern, obwohl sie eigentlich wenigstens sechs gebraucht hätten. Ein eiskalter Wind zog über die Ebene, und eine seltsame Unruhe lag über dem Lager. An einem Feuer ganz in der Nähe gab es Streit um eine Decke.
    » Wir wären besser weitergelaufen«, sagte die alte Mocto irgendwann. Sie teilte sich eine Wolldecke mit Kemaq, und er spürte ihr Zittern.
    » Auf jeden Fall müssen wir eng zusammenrücken. Wenn wir einander warm halten, wird es nicht so schlimm«, meinte Kemaq.
    Mocto seufzte, dann sagte sie: » Weißt du, mein Junge, ich war schon einmal hier, vor vielen, vielen Jahren, als Tupac Inka, der Großvater von Atahualpa, uns befahl, nach Tikalaq zu gehen, und schon damals war dies ein kalter Ort.«
    » Ihr seid aus Tanyamarka gekommen?«, fragte Kemaq.
    » So ist es. Wir mussten die Stadt unserer Vorfahren verlassen. Ich war klein, aber ich glaube, ich kann mich noch an den Weg erinnern. Vielleicht sollte ich diesen Zug bald verlassen und heimgehen.«
    » Rede nicht so einen Unsinn, Alte«, mahnte Pamac, aber es klang nicht wie eine Zurechtweisung, mehr wie ein wohlmeinender Rat.
    » Wenn es noch viel kälter wird, werden wir sowieso alle sterben, und dann müssen wir uns über den weiteren Weg keine Gedanken mehr machen«, meinte die alte Mocto mürrisch. Kemaq spürte, dass sie jetzt noch stärker zitterte, und blickte düster hinüber zu den Kriegern, die langsam wieder auf ihre Lagerplätze zurückkehrten. Jetzt sah er seinen Bruder Qupay, der unweit von Huaxamac saß und sich die Hände am Feuer wärmte.
    » Ist es nicht seltsam, dass sie vergessen, von welchem Volk sie stammen, sobald sie das Gewand eines Priesters überstreifen?«, fragte ein Chimú, der nicht weit von Kemaq entfernt saß.
    » Vielleicht könnten wir das auch vergessen, wenigstens in einer Nacht, die so kalt ist wie diese, Nachbar«, erwiderte Kemaq.
    Der Chimú sah ihn seltsam an, dann nahm er eine der zwei Decken, in die er sich gewickelt hatte, und reichte sie Kemaq. » Für das Mütterchen an deiner Seite, die nur wegen der Kälte, aber nicht vor den Priestern zittert.«
    Kemaq dankte dem Mann und wickelte sich und Mocto noch enger ein. Er blickte zu den Sternen auf, die in kalter Pracht über ihnen schimmerten. Der Mond

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