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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nachdenklich. » Du hast Recht, er nimmt es sich zu sehr zu Herzen, dabei seid ihr wirklich nicht die Ersten, die erkranken. Ich werde darüber nachdenken. Doch da du es ansprichst, geht es dir gut?«
    Mila lächelte. Der Drache fragte immer wieder nach ihrem Befinden. » Ich spüre, was die Krankheit betrifft, keinerlei Veränderung, Nabu, außer der einen, über die ich mit niemandem reden darf.«
    » Je weniger es wissen, desto besser«, meinte der Drache. » Ich würde an deiner Stelle auch noch damit warten, es Ianus zu erzählen. Er würde sich sonst wohl nur noch größere Gedanken machen. Vielleicht überlässt du es auch besser mir. Wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt, werde ich mit ihm reden.«
    » Ich könnte doch hinübergehen und es ihm jetzt …«
    » Nein, lass ihn schlafen. Und überlass das Reden mir. Es ist dann doch letzten Endes eine Drachenangelegenheit.«
    » Wie du meinst«, sagte Mila und fühlte sich ausgeschlossen.
    Unvermittelt wechselte Nabu das Thema. » Dieser Ort gefällt mir, Prinzessin«, sagte er. » Der Wind ist eingeschlafen, und es kommt Nebel auf. Spürst du ihn? Das tut gut, nach den heißen Tagen dort unten an der Küste. Es ist nur schade, dass es nicht lange so still und friedlich bleiben wird.«
    Mila seufzte, denn sie wusste, dass der Drache Recht hatte. Wenn Pizarro und seine Männer die Stadt erreichten, würde es mit der Ruhe vorbei sein. » Was glaubst du, wann werden die Spanier hier sein?«, fragte sie.
    » Das ist schwer zu sagen. Solange sie sich nicht von ihren Kanonen trennen wollen, werden sie nur langsam vorankommen. Du hast den Pfad ja nicht gesehen, aber sie werden viel Arbeit haben, bis er breit genug für die schweren Lafetten ist. Und es gibt Grate und Felsspalte, da werden sie vielleicht sogar Brücken bauen müssen.«
    » Ich hoffe, sie lassen sich Zeit«, meinte Mila nachdenklich und lehnte sich an den warmen Leib des Drachen. » Ich finde es irgendwie sogar schön, einmal eine ganze Stadt nur für uns zu haben.«
    Nabu brummte mit einem eigenartigen Unterton. » So ganz allein sind wir wohl doch nicht, Prinzessin.«
    » Ich finde, Ruiz und Don Mancebo sind eine angenehme Gesellschaft, viel angenehmer als die meisten von Pizarros Leuten.«
    » Unbestritten, doch die meinte ich gar nicht.«
    Mila erstarrte. » Es ist noch jemand hier?«, fragte sie flüsternd.
    » Eine Frau. Sie steht dort drüben, im Schatten eines großen Gebäudes, und sieht zu uns herüber.«
    » Seit wann?«
    » Sie hat sich gerade eben erst gezeigt, kurz nachdem du zu mir gekommen bist.«
    » Weiß sie, dass du sie bemerkt hast, Nabu?«
    » Ich bin mir nicht sicher. Sie scheint abzuwarten.«
    » Ist sie allein?«
    » Wer kann das wissen?«, lautete die wenig beruhigende Antwort des Drachen.
    » Soll ich Don Mancebo rufen?«
    » Nur, wenn du sie vertreiben willst. Aber ich glaube, sie will mit dir reden. Wenn du auch mit ihr sprechen willst, würde ich versuchen, sie nicht zu erschrecken.«
    » Du hast Recht, Nabu. Pass auf, ich lasse die Spitze meines Stabes kreisen. Sobald sie genau in die Richtung dieser Frau zeigt, sagst du es mir.«
    » Ich kann sie dir auch zeigen«, meinte Nabu, und mit einem Mal flammte das bleiche Feuer vor Milas Innerem Auge auf. Flammen züngelten nach allen Seiten, und Mila sah schwach die flackernden Umrisse der Häuser und dann, mitten in einem schwarzen Schatten, auf der anderen Seite des Platzes, eine schmale, blasse Gestalt. Mila wandte sich der Frau im Dunkeln zu und nickte langsam, aber deutlich. Die Gestalt rührte sich nicht. » Hat sie es gesehen, Nabu?«, fragte sie.
    Die Flammen erloschen. » Das ist anstrengend in dieser Höhe«, schnaubte er, » aber ja, sie hat deinen Gruß erwidert.«
    » Ich werde zu ihr hinübergehen«, verkündete Mila.
    » Ich werde dir folgen, wenn du erlaubst – in einem gewissen Abstand, denn auch ich bin jetzt neugierig.«
    » Aber das wird sie doch noch viel mehr erschrecken«, widersprach Mila.
    » Keine Angst, ich halte Abstand.«
    Mila hatte sich das Bild eingeprägt, das Nabu ihr gezeigt hatte, und machte sich langsam auf den Weg. Immer wenn Nabu ihr etwas gezeigt hatte, erschien ihr die ewige Dunkelheit, in der sie lebte, besonders düster, so auch jetzt. Es war leichtsinnig, was sie tat, und sie wusste es. Sie hatte schon die halbe Strecke zurückgelegt, als sie hörte, dass sich auch der Drache in Bewegung setzte. Nabus schwere Schritte und sein schuppiger Schwanz, der über das Pflaster schleifte,

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