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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ist. Warum dann diese Berge eigens erwähnen? Sagte diese Frau etwas Bestimmtes über die Art der Gefahr?«
    » Nein, leider gar nicht«, erwiderte Mila.
    » Nun, wir können dieser Sache vielleicht später nachgehen. Diese Bergriesen, die vor uns aufragen, sind nicht die Berge der Chachapoya, denn zufällig weiß ich, dass diese noch viel weiter im Osten liegen, jenseits des Hochlandes, das wir erreichen wollen.«
    » Woher wisst Ihr so viel darüber, Meister Albrecht?«
    » Erinnert Ihr Euch an diese drei Frauen, die die Spanier im Tempel gefangen genommen haben?«
    » Bei uns in der Festung? Ja, natürlich, Konrad hat sie doch beschuldigt, Don Rodrigo getötet zu haben.« Mila erinnerte sich an den Streit, der entbrannt war, weil die Spanier sich geweigert hatten, die Gefangenen dem Orden zu übergeben. Man hatte sich schließlich auf gemeinsame Verhöre geeinigt. Mila hatte nur einmal dabei sein dürfen und die drei Frauen sofort für unschuldig gehalten. Sie waren sehr verängstigt gewesen, und keine von ihnen hatte gewirkt, als brächte sie es fertig, einen schwer gepanzerten Mann eine Mauer hinabzustürzen. Die Spanier waren der gleichen Ansicht gewesen, vermutlich aber nur, damit sie die Gefangenen für sich behalten konnten.
    » Sie waren sehr gebildet, wenigstens eine von ihnen«, fuhr der Alchemist fort. » Von ihr habe ich viel über das Hochland und die Indios erfahren. Es ist ein Jammer.«
    » Ein Jammer? Was meint Ihr?«
    » Ach, Ihr wisst gar nichts davon? Diese unglücklichen Frauen glaubten wohl, ihnen drohe bei uns Schlimmeres als die Gefangenschaft, was ich ihnen nicht verdenken kann, denn auch ich habe die Blicke bemerkt, mit denen die Spanier sie betrachteten. Jedenfalls haben sie alle drei ihrem Leben vor einigen Tagen ein Ende gesetzt.«
    » Aber das ist ja entsetzlich!«, rief Mila. Diese Frauen schienen sehr freundliche Menschen gewesen zu sein – freundlich und unglücklich in der Gefangenschaft.
    Der Gelehrte seufzte und sagte: » Ja, es ist entsetzlich, wirklich. Sie waren außerordentlich hilfreich, und es ist ein schlimmer Verlust für meine Bemühungen, mehr über dieses Land und seine Geheimnisse zu erfahren.«
    Mila wurde kalt, als sie dem Gelehrten zuhörte. Der schreckliche Tod dieser drei Frauen schien ihn kaum zu berühren. Er schien nur zu bedauern, dass er eine Informationsquelle verloren hatte. Empfand er denn kein Mitgefühl?
    » Übrigens ist es ein eigenartiger Zufall«, fuhr der Alchemist fort, » dass das Silber, von dem ich Euch erzählt habe, auch aus jenen Bergen zu stammen scheint.«
    » Silber?«, fragte Mila, die kaum zugehört hatte. Sie hatte sich immer über die Gespräche mit dem Gelehrten gefreut. Aber mit einem Mal schien er ihr fremd – und unheimlich.
    Der Gelehrte plauderte munter weiter: » Ihr wisst doch, Comtesse, dieses besonders reine Silber, das wir in Chan Chan gefunden haben, und das Spuren von Selen enthielt, nein?«
    Mila nickte, aber ihr Interesse an dieser Unterhaltung war erloschen. Dieser Indio-Tempel erschien ihr auf einmal bedrückend eng.
    » Die Tempeldienerin erzählte mir von einer Stadt namens Tanyamarka, die am Fuß der Chachapoya-Berge liegen soll. Von dort soll das Silber stammen, aus einer Mine, die die Götter selbst für die Menschen gegraben haben sollen. Aufregend, nicht wahr?«
    » Ja«, erwiderte Mila knapp, » doch entschuldigt mich, ich habe noch etwas mit Nabu zu besprechen.«
    » Grüßt ihn von mir, Comtesse. Er ist ein außerordentlicher Drache, wenn ich das sagen darf. Wusstet Ihr, dass die anderen Drachen ihn den Weisen nennen?«
    » Ja, das wusste ich«, erwiderte Mila. Sie blieb noch einmal stehen. Es gab da nämlich doch noch etwas, das sie beschäftigte: » Eine Frage hätte ich noch, Meister Albrecht. Sagt, wie habt Ihr eigentlich Behemoth überreden können, Euch zu tragen?«
    » Wie? Ach, sein Ritter – und ich muss mich daran gewöhnen, nicht › sein Herr ‹ zu sagen, denn das würde kein Drache gelten lassen –, also, Graf Balian hat ihn darum gebeten, und Behemoth sah wohl keinen Grund, ihm diesen Wunsch abzuschlagen. Er scheint mir nicht so an diesen alten Geschichten interessiert zu sein wie die anderen Drachen, ja, ich habe den Eindruck, dass Behemoth sich überhaupt für recht wenig interessiert. Jedenfalls war es ein unschätzbarer Dienst, denn ich weiß nicht, wie ich meine empfindlichen Instrumente sonst ohne Schaden hier heraufbekommen hätte.«
    Mila dankte ihm und verabschiedete sich. Sie war

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